Nur eine turbulente Affaere?
gewehrt, was Claire ihr im Lauf der Jahre unterstellt hatte?
„Moment mal“, protestierte Heather. „Wie kannst du davon überzeugt sein, ich hätte eine Schwäche für langweilige Männer?“
Zu ihrer Überraschung blickte Claire sie nun verblüfft an und errötete. „Ich meine nicht, du hättest eine Schwäche für langweilige Typen“, entgegnete sie zögernd. „Es ist nur so, dass …“
„Du meinst, dass höchstens langweilige Männer sich für mich interessieren, oder?“, half Heather ihr weiter.
„Früher hätte dich ein attraktiver Mann kein zweites Mal angeschaut. Das musst du zugeben“, stieß Claire hervor. Heather blickte ihre Schwester, die ihr plötzlich sehr fremd war, kühl an. Am liebsten hätte sie ihr erzählt, dass sie mit Theo eine Affäre gehabt hatte und demnach keineswegs so ein hoffnungsloser Fall war, wie Claire zu glauben schien. Doch dazu wollte sie sich nicht hinreißen lassen. Theo hatte nicht darüber geredet, dann durfte sie es auch nicht tun.
„Jetzt siehst du wirklich fantastisch aus“, gab Claire zu. „Es war ein Schock für mich.“
Okay, wenn das ein Angebot zur Versöhnung sein soll, nehme ich es an, sagte Heather sich. Claire war die einzige Verwandte, die sie noch hatte. Außerdem war sie, Heather, sowieso nicht nachtragend und immer rasch bereit zu verzeihen. Dass Claire so eine schlechte Meinung von ihr hatte, war zum Teil auch ihre eigene Schuld, weil sie sich nie gewehrt hatte.
„Um aber auf Theo zurückzukommen …“
„Müssen wir das?“, fragte Heather.
„Ja. Hat sich zwischen dir und ihm etwas abgespielt, alsdu bei ihm gewohnt hast?“
Verzweifelt überlegte Heather, was sie sagen sollte. „Es wäre dumm von mir gewesen, wenn ich …“, begann sie dann.
„Gut, dann ist es für dich kein Problem, dass ich ihn anrufe, oder? Ich will mich noch einmal bei ihm bedanken, weil er mich so freundlich hereingebeten hat, als ich überraschend vor seiner Tür stand. Nicht jeder Mann ist so nett, das kann ich dir versichern. Wenn ich dir erzählen würde, was ich alles erlebt habe, würden dir die Haare zu Berge stehen.“
„Na ja …“
Claire sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Du bist sowieso nicht sein Typ. Das sage ich nicht, um dich zu beleidigen. Okay, es war falsch zu behaupten, nur langweilige Männer interessierten sich für dich. Doch Theo ist ein Sexidol, und Sexidole sind nichts für Frauen wie dich.“
„Aber für Frauen wie dich“, stimmte Heather ihr zu. Vielleicht hatte Claire recht, denn Theo hatte sich schließlich doch wieder von ihr getrennt. Die Zurückweisung schmerzte immer noch. Claire hatte ihre Meinung ziemlich schonungslos geäußert, doch es war wahrscheinlich die Wahrheit.
Schweigend hörte Heather zu, wie Claire alle möglichen Vermutungen über Theo anstellte. Durch ihren Amerikaaufenthalt ist meine Schwester sehr hart geworden, sie würde es schaffen, mein mühsam erworbenes Selbstbewusstsein wieder zu zerstören, dachte sie beunruhigt. Dann verdrängte sie die Gedanken und versuchte, sich zu erinnern, warum sie ihre Schwester als Kind und Teenager so sehr bewundert hatte. Sie hatte sich Claire gegenüber immer loyal verhalten. Jetzt aber kam sie ihr oberflächlich und gefühllos vor.
10. KAPITEL
Heather stand mitten in ihrem kleinen Wohnzimmer und betrachtete fassungslos das Chaos.
Am Abend zuvor hatten ihre Schwester und sie noch einen Kaffee getrunken und waren dann ins Bett gegangen. Schon da hatte es Stress gegeben. Claire hatte nicht auf dem Sofa im Wohnzimmer schlafen wollen, weil sie, wie sie sagte, nach dem langen Flug so erschöpft sei, dass sie diese eine Nacht unbedingt ein richtiges Bett brauche.
Normalerweise hätte Heather nachgegeben. Jetzt war sie jedoch kämpferischer. Sie wollte keinen Präzedenzfall schaffen. Dann wäre es schwierig, alles wieder rückgängig zu machen. Ihre Schwester hatte immer ihren Willen durchgesetzt, egal wie und wo. Das Bett würde sie weiterhin für sich beanspruchen, auch wenn sie von einer einzigen Nacht gesprochen hatte. Und so weit wollte Heather es gar nicht erst kommen lassen. Deshalb blieb sie unerbittlich und weigerte sich auch, Claire das Bett auf dem Sofa zu machen. Stattdessen hatte sie ihr die Bettwäsche in die Hand gedrückt und sie höflich aufgefordert, es selbst zu machen.
Offenbar hatte Claire dann auch noch angefangen, den Inhalt ihrer Koffer auf dem Boden zu verstreuen, ehe sie sich hingelegt hatte. Beim Anblick dieses Durcheinanders
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