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Nur einen Tag noch

Titel: Nur einen Tag noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Albom
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dass er einen Homerun schaffte. So was muss man nur ein Mal in seiner Laufbahn bringen, dann ist man unsterblich, so oft wie heutzutage die Spiele im Fernsehen wiederholt werden. Er war es jedenfalls.
    Er ließ sich auf einem Hocker neben mir nieder. Ich hatte nie mit Jackson gespielt. Er wirkte ziemlich dicklich in seinem blauen Trainingsanzug, strahlte aber noch immer etwas Majestätisches aus. Als er mir zunickte, erwiderte ich die Geste.
    »Wie geht’s denn so?«, fragte er.
    »Chick Benetto«, erwiderte ich und streckte ihm die Hand hin. Er packte meine Fingerspitzen und drückte sie. Er stellte sich nicht vor. Das hatte er nicht nötig.
    »Und, Chuck, was treibst du so dieser Tage?«
    Ich korrigierte ihn nicht, sondern antwortete, ich sei im »Marketing« tätig.
    »Und du?«, fragte ich. »Immer noch beim Fernsehen?«
    »Hm. Bisschen. Geb mich jetzt hauptsächlich mit Investments ab.«
    Ich nickte. »Ja, gute Sache, Investments.«
    »Offene Investmentfonds und dergleichen«, sagte er.
    Ich nickte wieder und kam mir dämlich vor, weil ich schon mein Trikot angezogen hatte.
    »Bist du auch zugange auf dem Markt?«, fragte er.
    Ich wedelte mit der Hand. »So hier und da mal.« Was gelogen war. Ich hatte nichts damit am Hut.
    Er betrachtete mich prüfend, mit mahlendem Unterkiefer.
    »Tja, lohnt sich aber. Ich kann dich reinbringen.«
    Einen Moment lang fand ich das Angebot verlockend, der berühmte Jackson, der mir Investmentfonds anbieten wollte, und ich war schon drauf und dran, eine Summe vorzuschlagen, über die ich gar nicht verfügte. Aber als er in die Tasche griff, vermutlich um eine Geschäftskarte rauszuholen, schrie jemand: »JACKSON, DU FETTER FURZ!« Wir fuhren herum und erblickten Spike Alexander, und die beiden umarmten sich so stürmisch, dass sie mich beinahe umstießen. Ich musste einen Schritt zurücktreten.
    Im nächsten Moment hatten sie sich von mir entfernt, waren umringt von anderen Spielern, und das war’s dann mit meinen offenen Investmentfonds.
     
     
    Das Spiel der Old Timers begann eine Stunde vor dem eigentlichen Spiel, weshalb die Tribüne noch ziemlich leer war, als wir loslegten. Die Hammond-Orgel schmetterte eine Melodie, und der Ansager begrüßte die wenigen Zuschauer. Wir wurden nach dem Alphabet vorgestellt; als Erstes war Rusty Allenback dran, ein Außenfeldspieler, der in den späten Vierzigern seine große Zeit gehabt hatte, gefolgt von Benny »Bobo« Barbosa, einem bekannten Innenfeldspieler aus den Sechzigern, der stets breit grinste. Er rannte hinaus, und die Fans klatschten immer noch für ihn, als mein Name aufgerufen wurde. Der Ansager verkündete: »Und nun aus dem Siegesteam von 1973…«, man spürte eine gewisse Spannung, doch als er rief: »Catcher Charles ›Chick‹ Benetto«, wurde der Applaus deutlich schwächer, klang eher höflich als begeistert.
    Ich sprintete los und rannte fast in Barbosa hinein, weil ich auf meiner Position sein wollte, bevor der Applaus versiegte und man das peinliche Geräusch seiner eigenen Schritte auf dem Sand hört. Irgendwo in dieser Menge hockte mein alter Herr, aber als ich an ihn dachte, sah ich ihn mit verschränkten Armen dasitzen. Kein Applaus von der eigenen Mannschaft.
     
     
    Und dann das Spiel selbst. Auf der Spielerbank ging es zu wie im Taubenschlag – Männer, die rein- und rausliefen und ihre Schläger packten, das Scharren der Stollen auf dem Betonboden. Ich kam in einem Inning mit Catchen dran, was mir auch reichte, da mir nach der jahrelangen Spielpause schon beim dritten Pitch in der Hocke die Schenkel wehtaten. Ich verlagerte mein Gewicht immer von einem Fuß auf den anderen, bis Teddy Slaughter, ein riesiger Batter mit haarigen Armen, zu mir sagte: »Hey, Kumpel, könntest du mal mit der Hopserei aufhören?«
    Für die Zuschauer, die nun verstärkt eintrafen, mag das Ganze wie Baseball ausgesehen haben. Acht Fielder, ein Pitcher, ein Batter, ein Schiedsrichter in Schwarz. Doch wir waren meilenweit entfernt vom geschmeidigen, kraftvollen Tanz unserer jungen Jahre. Wir waren langsam, schwerfällig. Die Swings waren bleiern, die Würfe hoch und wacklig und viel zu wuchtig.
    Auf der Spielerbank hockten Männer mit Bauchansatz, die dem Alter sichtlich nichts mehr entgegenzusetzen hatten und Witze machten wie: »Herr im Himmel, kann mir mal einer Sauerstoff verpassen!« Andere hielten eisern an der Regel fest, dass jedes Spiel ernst zu nehmen sei. Ich saß neben einem puertoricanischen Outfielder, der an die

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