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Nur einen Tag noch

Titel: Nur einen Tag noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Albom
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sie.
    »Was?«
    »Abends. Ob du abends arbeiten müsstest.«
    »Ich bin Eigentümer, Mama, nicht Kellner.«
    »Es ist viel Geld«, wendet Catherine ein.
    »Wenn man kein Geld investiert, verdient man auch keines«, versetze ich.
    »Käme nicht noch was anderes in Frage?«, sagt Catherine.
    Ich atme geräuschvoll aus. Ich habe keine Ahnung, was sonst noch in Frage käme. Als Sportler hält man sich dazu an, an nichts anderes als den Sport zu denken. Ich kann mir nicht vorstellen, hinter einem Schreibtisch zu sitzen. Aber Bars sind mir vertraut. Ich habe bereits begonnen, Alkohol als Stütze meines Alltags zu betrachten, und finde es insgeheim verlockend, ihn so leicht greifbar zu haben. Außerdem kommt das Wort »Sport« vor bei dem Projekt.
    »Wo ist die Bar?«, fragt meine Mutter.
    »Etwa eine halbe Stunde von hier.«
    »Wie oft müsstest du dort sein?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Aber nicht abends?«
    »Wieso fragst du ständig danach?«
    Sie lässt ihre Finger vor Marias Gesicht herumzappeln. »Du hast eine Tochter, Charley.«
    Ich schüttle den Kopf. »Das weiß ich selbst, Mama.«
    Catherine steht auf und räumt den Tisch ab. »Mir macht die Sache einfach Angst, das kann ich nicht verhehlen.«
    Ich sacke in mich zusammen und starre auf den Tisch. Als ich wieder aufblicke, begegne ich dem Blick meiner Mutter. Sie legt einen Finger unter ihr Kinn und hebt es leicht an, um mir zu bedeuten, dass ich es ihr gleichtun soll.
    »Weißt du, was ich denke?«, verkündet sie. »Dass man Dinge ausprobieren muss im Leben. Glaubst du daran auch, Charley?«
    Ich nicke.
    »Glaube, Fleiß, Liebe – wenn das vorhanden ist, kann man alles schaffen.«
    Ich richte mich auf. Meine Frau zuckt die Achseln. Die Stimmung lockert sich. Die Chancen stehen besser für mich.
    Ein paar Monate später eröffnen wir die Sportbar.
    Zwei Jahre später schließen wir sie wieder.
    Offenbar muss doch mehr vorhanden sein als diese drei Dinge. Wenn auch vielleicht nicht in der Welt meiner Mutter, so doch in meiner.

Das Spiel
    I ch nahm mir vor dem Spiel ein Zimmer in einem Best Western Hotel, was mich an die Reisen während meiner Profizeit erinnerte. Nachts wälzte ich mich im Bett herum, konnte nicht schlafen. Fragte mich, wie viele Zuschauer da sein würden, ob ich überhaupt den Ball treffen würde. Um halb sechs stand ich auf und machte Dehnungsübungen. Das rote Licht am Telefon blinkte, und ich rief an der Rezeption an. Es klingelte mindestens zwanzigmal.
    »Es scheint eine Nachricht für mich vorzuliegen«, sagte ich, als endlich jemand abnahm.
    »Sekunde...«, grummelte der Mann an der Rezeption. »Ja. Hier ist ein Päckchen für Sie.«
    Ich ging nach unten. Der Mann überreichte mir einen alten Schuhkarton, auf dem mein Name stand, und gähnte. Ich machte den Karton auf.
    Meine Sportschuhe.
    Mein Vater hatte sie all die Jahre aufgehoben und sie offenbar irgendwann spätabends hier abgegeben, ohne sich zu melden. Ich spähte in den Karton, aber er enthielt keine Nachricht. Nur meine alten Schuhe mit ihren alten Kratzern.
    Ich war früh am Stadion und ließ mich am Spielereingang absetzen, aber der Wachmann schickte mich zum Personaleingang, den die Bier- und Hot-Dog-Verkäufer benutzen. Das Stadion war leer, und in den Gängen roch es nach altem Bratfett. Es war ein merkwürdiges Gefühl zurückzukehren, nachdem ich mir das so viele Jahre gewünscht hatte. Ich ging zum Umkleideraum. An der Tür stand ein Mann, der meinen Namen von einer Liste strich und mir das Trikot für diesen Tag aushändigte.
    »Wo soll ich...?«
    »Irgendwo da drüben«, sagte er und wies auf eine Reihe grellblauer Metallschränke.
    In einer Ecke hockten zwei weißhaarige alte Knaben und unterhielten sich. Sie begrüßten mich mit einem knappen Kopfnicken, ohne ihr Gespräch zu unterbrechen. Ich kam mir vor wie beim Klassentreffen einer Klasse, der ich nicht angehört hatte. Aber ich war ja auch nur sechs Wochen in der Profiliga gewesen und hatte dort keine Freundschaften fürs Leben geschlossen.
     
     
    Auf dem Rücken meines Trikots war »BENETTO« aufgestickt, obwohl man bei genauerem Hinschauen noch den Namen meines Vorgängers erkennen konnte. Ich streifte es über.
    Als ich es heruntergezogen hatte, drehte ich mich um, und da stand Willie »Bomber« Jackson hinter mir.
    Jeder kannte Jackson. Er war ein fantastischer Hitter gewesen, berühmt für seine Kraft und Dreistigkeit. Während der Playoffs hatte er den Baseball einmal so weit ins rechte Feld geschlagen,

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