Oh, diese Verwandschaft!
sie sagte kein Wort, was auch nicht möglich gewesen wäre, denn Bruder und Schwester waren in einem klagenden Duett vereint.
»Was soll ich nun den Leuten sagen? Daß es eine ganz gewöhnliche Hochzeit in der Stadt sein wird mit einem Empfang in so einem langweiligen Restaurant?«
»Es ist ganz unmöglich, in der Stadt die Ruhe zu finden, die man für konzentrierte Arbeit braucht.«
»Ein Glück, daß die Einladungen noch nicht gedruckt sind! Aber es ist doch ein Schlag!«
Und dann in geschwisterlicher Übereinstimmung: »Laura, macht es dir denn gar nichts aus? Kannst du nicht etwas tun?« Eva fragte es weinerlich.
Derek lachte. »Nein, ausnahmsweise kann nicht einmal Laura etwas tun. Keiner von uns. Es hängt nicht von uns ab.« In verändertem Ton und mit eiserner Ruhe fuhr er fort: »Selbst wenn ich es könnte, würde ich keinen Finger rühren für einen Aufschub.«
Alle wandten sich ihm zu. Sie waren höchst überrascht, daß der Mann, der im allgemeinen ihren Angelegenheiten so gleichgültig gegenüberstand, plötzlich so grob wurde. »Derek, willst du damit tatsächlich sagen, daß du froh darüber bist?«
»Es macht mir verdammte Scherereien, das mußt du doch einsehen! Ich habe fest damit gerechnet, mein Buch in Ruhe in diesem Haus zu schreiben.«
»Und ich habe fest damit gerechnet, meine Hochzeit im Hause meiner Großmutter, in meiner Heimat zu feiern.«
»Da war doch noch der Zusatz in ihrem Testament. Sie wollte, daß das hier unsere Heimat bleiben soll, auch nach ihrem Tod.«
Derek legte sich ins Mittel. »Selbst wenn Mrs. Stapleton noch am Leben wäre, könnte sie doch nicht den Abbruch dieses Hauses verhindern. In Wirklichkeit hat sie es immer gewünscht.«
»Was in aller Welt willst du damit sagen.«
»Mit welchem Recht kannst du behaupten, was sie getan oder gewünscht hat?«
Laura wollte etwas sagen, aber ihr Mann kam ihr zuvor.
»Ganz einfach: sie hätte nie gewollt, daß Laura für ewig das Opfer wäre.«
»Das Opfer? Aber sie hat doch das Haus und das Land und eine Menge Geld geerbt!«
Das kam von Eva, und Owen, der recht bestürzt dreinsah, sagte schnell: »Aber Liebling, du hast doch immer gesagt, daß du Laura nicht beneidest.«
Eva nahm sich sichtlich zusammen. »Natürlich bin ich nicht neidisch auf sie. Laura bedeutete unendlich viel für Großmutter, und sie tat alles für sie. Sie hat verdient, was sie erhielt. Aber Großmutter hat immer gesagt, das hier sei unsere Heimat.«
»Solange sie hier lebte«, ergänzte Derek. »Eure Großmutter war eine vernünftige Person. Ihre Absicht war, bis ihr euer eigenes Heim hättet, solltet ihr das hier als euer Zuhause betrachten — und das habt ihr ja auch getan, weiß Gott!«
Laura bemerkte, wie der Zorn in ihm aufstieg, und sagte: »Ich nehme an, Derek hat in gewisser Hinsicht recht, aber...«
Plötzlich redete Lester mit großem Nachdruck: »Natürlich hat er recht. Die alte Dame wollte Laura nicht für alle Zeit zum Packesel machen. Ich wollte ja auch gar keinen Anspruch auf sie oder auf dieses Haus erheben. Ich wollte hier nur mein Buch schreiben und dann...«
Freundlich meinte Derek: »Leider wirst du dir nun einen anderen Platz suchen müssen.«
»Und ich dachte, daß ich wenigstens noch meine Hochzeit hier feiern könnte! Wie soll ich denn die Mittel für eine Hochzeit in der Stadt aufbringen? Dort ist ja alles so teuer.«
Das hieß natürlich, daß Laura alles hätte bezahlen müssen, wenn die Feier in Brookside stattgefunden hätte. Das war ihr klar, und sie sagte schnell: »Mach dir darüber keine Sorgen, Eva. Ich werde das bezahlen, oder besser gesagt: Großmutter wird das tun. Im Testament ist es so bestimmt: jetzt bekommen wir das Geld für das Haus, und für solche Zwecke sollte es verwendet werden. Es hätte ihr leid getan, daß das Haus gerade jetzt abgerissen wird. Aber sie hätte auch nichts daran ändern können. Keiner von uns kann das.«
Sie mied die Blicke ihres Mannes; sicherlich hatte er die Sache vorangetrieben.
Eva war beschämt. »Laura, das ist wirklich rührend von dir! Meinst du im Ernst, daß genug Geld dafür da ist?«
»Natürlich! Genug Geld für die Hochzeitsfeier, aber auch für eine nette ruhige Pension auf dem Lande, wo Lester sein Buch schreiben kann. Großmutter hätte das getan, und ich will es auch tun.«
Jetzt war Laura ganz ruhig und zuversichtlich.
»Das ist verflixt nobel von dir!« Der Gedanke an einen ruhigen Ort, wo er nicht einmal den Rasen würde mähen müssen,
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