Oh, diese Verwandschaft!
so vergnügt wie früher werden?
Und wenn ihr ihre Verwandtschaft immer länger zur Last fiel, würde sie dann jemals Zeit für eigene Kinder finden?
»Na gut«, sagte er obenhin, »wir werden das schon schaukeln. Chris ist die Schwierigste, und die ist verheiratet. Eva wird bald einen von ihren Jünglingen an Land ziehen. Lester ist okay, obwohl er manchmal seinen Beruf gründlich satt hat. Und Hugh hat noch nie Ärger gemacht. Wir werden sie bald los sein, Laura, und dann nehmen wir einen Verwalter und machen ganz heimlich eine Reise. Danach führen wir endlich ein normales Leben, wie andere verheiratete Leute auch.«
»Das wird herrlich«, sagte sie und lachte, zum erstenmal seit Großmutters Tod. »War es nicht lieb von ihr, daß sie uns den gesamten Grundbesitz vermacht hat? Es wird eine herrliche Farm werden.« Er stimmte zwar zu, aber im stillen dachte er:
Wenn die Geschichte nicht nur diesen verdammten Haken hätte!
Fast gegen seinen Willen meinte er: »Wahrscheinlich werden sie sehr oft hier sein — samt ihrem elenden Viehzeug.«
Die »Waisenkinder« waren wie wild auf Haustiere. Chris trieb es am ärgsten; sie hatte einen ganzen Zoo von Brookside mitgenommen, als sie geheiratet hatte. Die andern ließen ihre Tiere gleich auf Großmutters Gut, oder sie brachten sie mit, wenn sie zu Besuch kamen. Tim, Hughs schöner Neufundländer, blieb natürlich da, wenn sein Herr im Internat war. Und wenn der Junge in den Ferien heimkam, gab es ein glückseliges Wiedersehen. Aber an Tim hatten alle ihre Freude, genau wie an seinem Herrn; er machte keinen Ärger. Eva nahm ihren alten Spaniel Troy überall mit hin, selbstverständlich auch nach Brookside. Lester, ein leidenschaftlicher Jäger, ließ sein Jagdpferd auf Großmutters Wiesen grasen, wo es Dereks Schafe vertrieb und die Ackergäule schikanierte.
Das war, wie Laura meinte, ein Zeichen, daß die »Waisenkinder« viel Liebe brauchten; deshalb hingen sie so an ihren Tieren. Sie selbst hätte auch gern ein paar Tiere gehabt; aber sie hatte sich auf einen großen, freundlichen Boxer beschränkt. Er vertrug sich mit Tim, wahrscheinlich, weil die beiden miteinander aufgewachsen waren; aber alle fremden Hunde fiel er an. Auch eine alte gelbe Katze gehörte Laura, die nicht besonders schön, aber dafür erstaunlich intelligent war.
»Warum haben Sie kein eigenes Pferd? Sie reiten doch so gern?« hatte Derek gefragt, als er Laura kennenlernte und Brookside pachtete.
»Ach, wir haben ja Lesters Jagdpferd, und es reicht, wenn ein Pferd auf den Wiesen von anderen Leuten grast«, hatte sie geantwortet. »Außerdem reite ich Star, wenn nicht gejagt wird.«
Als sie sich verlobten, hatte er ihr außer einem schmalen Ring ein kluges, kleines Arbeitspferd geschenkt, das sie Benjamin nannte und zärtlich liebte. Sie machte nicht viel Aufhebens davon, aber im Grunde ritt sie ebenso gut wie Lester. Sie hatte dem wertvollen Jagdpferd sogar über ein schwieriges Hindernis helfen können.
Alles in allem, was für ein Tierpark! überlegte Laura. Schrecklich, wenn sie alle zugleich in Brookside sein würden. Jetzt, wo Derek hier der Herr war. Wie die meisten Farmer beurteilte er Tiere nur danach, ob sie nützlich waren oder nicht. Massa, den Boxer, duldete er aus Liebe zu Laura. Er mochte auch Tim. Aber wenn er um Massa und Troy herumgehen mußte, die zusammen mit Tim den Torweg blockierten, wo sie immer am liebsten schliefen, dann störte ihn das erheblich.
Onkel Joseph konnte Tiere nicht leiden und besaß auch keine. Immer noch ärgerlich und voller Groll, kam er herein und sagte grob: »Na, am besten gehe ich jetzt in meine elende Behausung!« Die »elende Behausung« war ein sehr hübsches, bequemes Haus mit fünf Zimmern. Großmutter hatte es gebaut, als Joseph seinen Dienst bei der Armee quittiert hatte. Den letzten Krieg hatte Joseph sehr tapfer von einem Nachschublager aus mit angesehen; danach hatte er sich, ermüdet von den Anstrengungen, endgültig und unwiderruflich nach Brookside zurückgezogen.
Die alte Dame hatte gesagt: »Ich will ihm ein eigenes Haus bauen. Wir können ihn nicht ständig bei uns haben. Allerdings werden wir ihn wohl ernähren müssen, obgleich es viel besser für ihn wäre, er kochte für sich selbst, statt diese lächerlichen Memoiren zu schreiben von Schlachten, die er nie gesehen hat, und von bedeutenden Männern, denen er nie begegnet ist.«
Joseph hatte sich bitter beklagt, die »endlose Kocherei« hielt ihn von seiner Arbeit ab, und so
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