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Oma klopft im Kreml an

Oma klopft im Kreml an

Titel: Oma klopft im Kreml an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Telscombe
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fast unmöglich sei, allein nach Moskau zu reisen, müsse sie unbedingt hin.
    Erneut hatte Mr. Buckingham herauszufinden versucht, welche Rolle das Auswärtige Amt in den Reiseplänen Miss Bakers spielen solle.
    «Wir - das heißt die Familie - möchten das Auswärtige Amt bitten, meine Tante an ihrer Reise nach Moskau zu hindern», habe Mr. Napier endlich die Katze aus dem Sack gelassen.
    Mr. Buckingham habe seinen Besucher darauf hingewiesen, daß es, falls die betreffende Person nicht zufällig unter Anklage stehe, keinen Grund gäbe, sie daran zu hindern, in jedes beliebige Land zu reisen, natürlich immer vorausgesetzt, ihre Papiere seien in Ordnung. Worauf dieser unter der Androhung, die Familie werde keinerlei Verantwortung für diese Sache übernehmen, unwillig entschwunden sei.
    Sir John war gerade dabei, sich von dieser erstaunlichen Berichterstattung zu erholen, als das Telefon klingelte und Mr. Buckingham verlangt wurde.
    «Hier spricht Herbert Napier», ertönte eine weinerliche Stimme aus dem Hörer. «Ich bin gerade wieder in meiner Kanzlei, und eben hat mein Sohn mich angerufen, um mir zu sagen, daß meine Tante heute früh ihr Visum bekommen hat.»
    «Ah ja», sagte Mr. Buckingham gottergeben.
    «Ist es im Hinblick auf all das, was ich Ihnen erzählt habe, immer noch unmöglich, ihren Paß zu beschlagnahmen?»
    «Ich fürchte, ja.»
    «Aber mein lieber junger Freund, Sie scheinen den Ernst der Situation noch nicht ganz begriffen zu haben -» Mr. Buckingham, der sich nicht gern nennen ließ, unterbrach den Anrufer.
    «Gilt das Visum nur für die üblichen zwei Wochen?»
    «Ja, ja, für zwei Wochen. Aber was nützt das? Meine Tante gibt sich mit solchen Einzelheiten nie ab. Ich kann Ihnen garantieren, sie wird es fertigbringen, länger zu bleiben und Scherereien zu machen.»
    «In diesem Falle wird die Britische Botschaft in Moskau bestimmt ihr Möglichstes tun, um Miss Baker zu helfen», sagte Mr. Buckingham.
    «Dann sorgen Sie nur dafür, daß nichts in die Zeitung kommt, und erwarten Sie nicht, daß die Familie die Rechnung bezahlt», zischte Mr. Napier giftig und legte auf.
    Sir John und Mr. Buckingham sahen sich verdutzt an und brachen dann in schallendes Gelächter aus.
    «Ich glaube kaum, daß diese Oma bis Moskau kommt, geschweige denn, daß sie dort etwas anstellt», keuchte Sir John schließlich. Und damit schien der Fall für ihn abgeschlossen.

2

    Nachdem sich die Delegationsmitglieder der Antifaschistischen Friedensliga nach höflichem Hin und Her endlich in ihren Sitzen der Aeroflot-Maschine niedergelassen hatten, sahen sie mit Interesse, daß die ältere Engländerin immer noch bei ihnen war. Sie war ihnen bereits am Tag vorher auf dem Flug von London nach Berlin aufgefallen. Beim Abendessen im Hotel hatte sie diskret an einem Nachbartisch gesessen, am nächsten Morgen aber die Busfahrt nach Ostberlin mitgemacht.
    Jetzt saß sie ruhig in die Lektüre ihrer Times vom Vortag vertieft, während die russischen Beamten die Pässe kontrollierten.
    Alle anderen Passagiere waren offensichtlich Russen. Sie hatten ihre grünen Pässe in den Schoß fallen lassen und waren damit beschäftigt, in Paketen nach Brotlaiben, Würsten und großen Stücken Käse zu wühlen - Teile einer ausgedehnten Mahlzeit, die den gesamten Flug über anhalten sollte.
    «Sie ist ganz bestimmt Engländerin», flüsterte Mrs. Hoskins ihrer Nachbarin zu, dem einzigen anderen weiblichen Mitglied der Delegation. «Engländerinnen im Ausland erkenne ich sofort. Sie sind so anders als all diese Ausländer. Wer mag sie wohl sein - so ganz allein auf der Reise nach Moskau? Ihre Kleidung, ihre Haare, ihre Schuhe - das ist alles so englisch.»
    «Genau wie der Paß, den sie in der Hand hält», sagte Patricia Cartwright. Mrs. Hoskins’ Neigung, jedes Vorkommnis dieser Reise zu dramatisieren, ging ihr allmählich auf die Nerven.
    Sie blickte hilfesuchend im Flugzeug umher, aber Dr. Clark, der sie morgens beim Frühstück vor Mrs. Hoskins gerettet hatte, saß jetzt neben James Bailey, einem großen, bärtigen Künstler, und fühlte sich offensichtlich dort äußerst wohl. Sir William Finch, der Führer der Delegation, füllte zusammen mit dem Vertreter der Bergarbeiter, Emlyn Richards, einen Totozettel aus; Horace Cleghorn, ein leicht verwahrloster kommunistischer Student, begann bereits damit, seine spärlichen Russischkenntnisse an den Mann zu bringen.
    Mrs. Hoskins, Präsidentin einer Vereinigung der

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