Operation Arche - 1
Zerstörergeschwader den Gbaba-Aufklärer ansteuerte, und mit dieser Nachricht ging eine kalte, hässliche Welle der Furcht einher. Keine Panik, vielleicht weil jeder einzelne Angehörige der letzten noch verbliebenen Flotte der niedergemetzelten Föderation tief im Innersten bereits wusste, dass dieser Augenblick kommen würde. Tatsächlich hatten sie sogar entsprechende Pläne aufgestellt. Doch das machte niemanden gegen die Furcht immun, als dieser Augenblick dann tatsächlich kam.
Einige der Offiziere und Gasten auf der Brücke schauten zu, wie die Marker der Zerstörer sich auf dem Taktik-Display immer weiter näherten und beteten innerlich darum, dass sie das kleine Schiff einholen und zerstören würden. Sie wussten, wie unwahrscheinlich es war, dass das tatsächlich geschehen würde, und selbst wenn, würde es ihnen vielleicht nur einige weitere Wochen Aufschub verschaffen, möglicherweise einige Monate. Doch das hielt sie nicht davon ab, inständigst zu beten.
An Bord des schweren Kreuzers TFNS Gulliver betete ein kleiner, drahtiger Commodore ebenfalls. Er betete nicht um die Zerstörung des Aufklärer-Schiffes. Er betete nicht einmal für seinen älteren Bruder, der schon bald sterben würde. Er betete für eine junge Offizierin, einen Lieutenant Commander, die ihm fast wie eine Tochter geworden war … und die sich freiwillig dafür gemeldet hatte, auf die Excalibur abkommandiert zu werden, obwohl oder weil sie wusste, dass dieses Schiff unmöglich würde überleben können.
»Commodore Pei, hier geht eine Kom-Anfrage vom Flaggschiff für Sie ein«, meldete der Offizier vom Kommunikationsleitstand leise. »Es ist Nimue, Sir.«
»Ich danke Ihnen, Oscar«, gab Pei Kau-yung zurück. »Schicken Sie es mir hier auf meinen Schirm.«
»Jawohl, Sir.«
»Nimue«, begrüßte Pei sie, als das vertraute ovale Gesicht mit den saphirblauen Augen auf seinem Display erschien.
»Commodore«, erwiderte sie. »Sie haben es mittlerweile bestimmt schon gehört.«
»Allerdings. Wir bereiten uns gerade jetzt darauf vor, ›Operation Ausbruch‹ einzuleiten.«
»Das wusste ich. Ihr Bruder – der Admiral – hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, dass er an Sie denkt. Auch ich tue das. Und ich weiß, dass Sie auch an uns denken werden, Sir. Deswegen wollte ich diese Gelegenheit dazu nutzen, noch einmal mit Ihnen zu sprechen.« Sie blickte ihm geradewegs in die Augen. »Es war mir eine Ehre und ein Privileg, unter Ihnen Dienst tun zu dürfen, Sir. Ich bedaure nichts von dem, was geschehen ist, seit Sie mich in Ihren Stab berufen haben.«
»Das … bedeutet mir sehr viel, Nimue«, sagte Pei sehr leise. Wie sein Bruder war auch er Traditionalist, und es gehörte nun einmal nicht zu seiner Kultur, Emotionen offen zur Schau zu stellen; doch er wusste, dass sie den Schmerz erkennen würde, der ihm in den Augen stand. »Und darf ich auch sagen«, fügte er hinzu, »dass ich zutiefst dankbar bin für die zahlreichen Dienste, die Sie mir geleistet haben.«
Selbst für ihn klang das entsetzlich gestelzt, doch mehr zu sagen wagten sie über einen öffentlichen Kanal nicht – vor allem, da sämtliche Nachrichten automatisch aufgezeichnet wurden. Und ob es nun gestelzt geklungen hatte oder nicht: Nimue wusste genau, was er damit meinte, ebenso, wie er auch sie verstanden hatte.
»Das freut mich, Sir«, gab sie zurück. »Und bitte verabschieden Sie sich in meinem Namen von Shanwei. Sie liegt mir sehr am Herzen.«
»Selbstverständlich. Dass es ihr umgekehrt ebenso geht, wissen Sie ja bereits«, sagte Pei. Und dann, was auch immer seine Kultur von ihm verlangt hätte, räusperte er sich kräftig. »Und mir auch«, setzte er dann noch heiser hinzu.
»Das bedeutet mir sehr viel, Sir.« Das Lächeln, das ihm Alban zuwarf, war fast schon zärtlich. »Leben Sie wohl, Commodore. Gott segne Sie.« Es gelang den Zerstörern, das Aufklärerschiff zurückzudrängen. Nicht ganz so weit, wie sie das gewünscht hätten, aber doch weit genug, um bei Admiral Pei für eine gewisse Erleichterung zu sorgen.
»Alle Mann auf Station«, sagte er, ohne den Blick von dem Haupt-Taktikdisplay abzuwenden. »Geben Sie den Befehl, ›Operation Ausbruch‹ einzuleiten.«
»Aye, aye, Sir!«, bestätigte der ranghöchste Kommunikationsgast, und nur einen Moment später flackerten auf Peis Display plötzlich die Lichtcodes.
Nur für einen Augenblick, und auch nur, weil seine Sensoren sie so konzentriert beobachteten.
So, dachte er sarkastisch, lautet
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