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Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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zugesehen? Er wäre dir entweder persönlich gefolgt und hätte Emmaline zurück auf sein Anwesen gezerrt, oder er hätte die Behörden benachrichtigt und Emmaline mit Gewalt zurückholen lassen. Beides wäre entsetzlich traumatisch für ein kleines Mädchen von acht Jahren gewesen. Du befandest dich in einer ausweglosen Lage.
    Du hattest keinen gesetzlichen Anspruch auf sie. Indem du sie in Vincents Obhut gelassen hast, glaubtest du, das einzig Mögliche zu tun."
    „Auch du hattest keinen rechtlichen Anspruch auf Jamie, Annabelle, Simon oder irgendeins der anderen Kinder", entgegnete Haydon. „Und doch ist es dir gelungen, sie alle vor einem Leben voller Armut und Leid zu retten - weil du bereit warst, für sie zu kämpfen."
    „Ich besaß sehr wohl einen Rechtsanspruch auf Jamie", erwiderte Genevieve, „denn er war mein Halbbruder."
    „Das konntest du nicht beweisen."
    „Mag sein, doch alle gingen davon aus, dass wir verwandt sind."
    „Du hattest keinen Anspruch auf die anderen Kinder."
    „Das war etwas anderes, Haydon."
    „Erkläre mir, was daran so verflucht anders gewesen sein soll!" stieß er wütend hervor.
    „Es war anders, weil niemand sonst sie wollte", antwortete sie mit leiser und sanfter Stimme. „Verstehst du nicht, Haydon? Du konntest Emmaline nicht zu dir nehmen, weil Vincent sie nicht freigeben wollte. Wenn du mehr Zeit gehabt hättest, wäre dir vielleicht eine Möglichkeit eingefallen, ihn umzustimmen oder ihn zu zwingen, dir Emmaline zu überlassen. Vielleicht hättest du ihm auch ins Gewissen reden können, damit er fürsorglicher und freundlicher mit ihr umgeht. Doch für all das war keine Zeit."
    Er wandte sich ab und starrte ausdruckslos an die Wand.
    „Woher hättest du wissen sollen, wie verzweifelt sie war?" fuhr Genevieve ruhig fort. „Du hast doch nie mit ihr gesprochen. Wenn du jedoch von ihrer tiefen Verzweiflung Kenntnis gehabt hättest, Haydon, wenn du auch nur die leiseste Ahnung vom Ausmaß ihres Kummers gehabt hättest, dann hättest du alles in deiner Macht Stehende getan, um sie zu retten, da bin ich mir sicher."
    Er schloss die Augen und versuchte, ihre tröstenden Worte zu überhören. Er verdiente sie nicht.
    „Als ich dich zum ersten Mal erblickte, hatte man dich beinahe bewusstlos geschlagen, weil du versucht hattest, Jack vor diesem gemeinen Wärter in Schutz zu nehmen. Du warst nicht in der Verfassung zu kämpfen. Dennoch hast du Jack gegen ihn verteidigt und dich statt seiner verprügeln lassen. Du trugst keinerlei Verantwortung für Jack. Er war nicht einmal dein Freund, sondern nur ein schmutziger kleiner
    Dieb, dessen Schicksal niemanden scherte. Doch du hast dich geweigert, tatenlos mit anzusehen, wie er misshandelt wurde, obwohl du wusstest, dass du geschlagen und womöglich getötet werden würdest beim Versuch, ihm zu helfen." Sie zögerte kurz, bevor sie fortfuhr: „Und dann, als Charlotte zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, bist du zu Governor Thomson gegangen und hast ihre Freilassung gefordert.
    Dir war bewusst, dass dich jemand im Kerker hätte wieder erkennen können - wenn nicht dein Gesicht, so doch deine Stimme oder irgendeine kleine Angewohnheit.
    Wärst du erkannt worden, hätte man dich verhaftet und gehängt. Doch die Gefahr, hingerichtet zu werden, hat dich nicht abgeschreckt. Du hättest dein Leben geopfert, Haydon, für ein Mädchen, das du erst wenige Wochen kanntest."
    „Charlotte liegt mir am Herzen", sagte er rau.
    „Ich weiß." Sie streckte den Arm aus und legte die Hand auf seine harte Schulter.
    „So sehr, dass du bereit warst, dich selbst für sie zu opfern, weil du glaubtest, sie sei nicht stark genug, um die Härten des Kerkerlebens zu überstehen. Ich bin mir sicher, dass auch Emmaline dir am Herzen lag. Hättest du mehr Zeit gehabt, hättest du einen Weg gefunden, ihr zu helfen. Du fühlst dich schuldig, weil du sie all die Jahre vernachlässigt hast, doch bis zu dem Tag, an dem du sie auf Cassandras Beerdigung gesehen hast, lebtest du im Glauben, sie sei wohlauf und glücklich. Als du feststelltest, dass sie es nicht war, hast du versucht, ihr zu helfen. Es ist dir an jenem Tag nicht gelungen, sie vor Vincent zu retten, Haydon, doch du hättest es getan, wenn es möglich gewesen wäre. Du brauchtest einfach mehr Zeit."
    Er starrte schweigend an die Wand und grübelte über ihre Worte nach. Ist es möglich, fragte er sich verzweifelt, dass ein Körnchen Wahrheit in ihnen steckt? Er war sich nicht sicher. Er

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