Ostseegrab
durchmachen musste!«
Tina marschierte durch das Haus und räumte Kinderspielzeug aus dem Weg. Dabei fiel ihr plötzlich auf, dass es eigentlich keinen Quadratmeter gab, auf dem nicht ein Bauklotz oder ein Kuscheltier lag. Als sie alles auf einen Haufen in der Kaminecke geworfen hatte, ging sie nach oben ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Tina betrachtete sich im Spiegel. Sie sah immer noch sehr gut aus. Ihr Gesicht fast faltenlos und ihre langen Locken noch immer kastanienrot. Gut, ihre Figur war nicht mehr die eines Topmodels, aber nach drei Kindern? Sie ging zum Kleiderschrank und überlegte, was sie anziehen sollte. Sophie war immer so schick! Aus der dünnen Medizinstudentin in Jeans war eine elegante Frau geworden, die sich in Edelmarken hüllte. Tina zuckte mit den Schultern. Von Gucci und Co. würde sie in ihrem Kleiderschrank nichts finden. Warum auch? Um es von ihren Kindern vollschmieren zu lassen? Sie trug eben Klamotten, die sich bei 60 Grad in der Maschine waschen ließen. Das war nun mal ihre Welt. Trotzdem wählte sie ihre beste Jeans und ein teures Poloshirt. Wieso war sie nur so nervös? Sie musste nicht mit Sophie konkurrieren. Sie hatten unterschiedliche Leben gewählt und zu ihrem gehörte eben eine praktische Garderobe. Das musste nicht bedeuten, dass sie sich nicht mehr verstehen würden. Früher waren sie gemeinsam durch dick und dünn gegangen. Erst durch ihre Beziehung mit Stefan hatte die Freundschaft einen Knacks bekommen. Sophie war damals entsetzt gewesen, dass sie ihre Karriere für einen einfachen Polizisten aufgab. Stefan fand Sophie oberflächlich und karrieregeil. Als Sophie angefangen hatte als Polizeireporterin zu arbeiten, sah er sich darin bestätigt, dass sie über Leichen ging. Tina ging ins Bad und verteilte etwas Rouge auf ihrem übermüdeten Gesicht. Würde alles gut gehen? Stefan war ganz und gar nicht begeistert, dass Sophie sich gleich für zwei Wochen eingeladen hatte, aber er würde sowieso nicht oft da sein. Hoffentlich waren beide inzwischen erwachsen genug, dass sie sich nicht gleich wieder die Köpfe einhauten. Als Tina das Gästezimmer noch mal kontrollierte und die frischen Blumen in der Vase zurechtrückte, hörte sie endlich einen Wagen. Paul und Antonia waren außer Rand und Band. Tina stürzte nach unten. Sophie war bereits dabei ihren teuren Koffer aus dem Auto zu zerren und Pelle leckte die begeisterten Kinder freudig ab. »Sophie! Herzlich willkommen!«
Sophie stellte den Koffer ab und lachte sie an. In Jeans und Turnschuhen sah sie noch immer aus wie die Studentin von damals. Auch ihr tiefes Lachen klang wie früher.
»Wow! Du siehst klasse aus! Ich hatte eigentlich die Info, dass du vor vier Monaten ein Baby gekriegt hast. Hast du es geklaut?«
Tina schüttelte lachend den Kopf. Sie hatte zwar alles getan, um möglichst schnell wieder in Form zu sein, doch das Kompliment ging runter wie Öl. Plötzlich war sie richtig gut gelaunt. Wahrscheinlich hatte sie sich wieder grundlos zu viele Gedanken gemacht. Sie würden sicher eine tolle Zeit haben. Aber da war noch die Sache mit Felix. Hatte Sophie ihre Macht missbraucht? War sie schuld daran, dass seine beispielslose Karriere den Bach runter gehen würde? Felix war Tina dabei eigentlich total egal, aber war mit Sophie wirklich alles in Ordnung?
Sophie war überrascht, wie sehr sie sich freute, ihre alte Freundin wiederzusehen. Tina sah blendend aus. »Mann! Was für geile Möpse! Damit machst du ja Pamela Anderson Konkurrenz.«
»Ach, hör bloß auf!« Tina stöhnte. »Im Moment sehe ich aus wie ein Pornostar. Finn ist aber auch ein echter Gierhals. Ich bin nur am Produzieren.«
»Na, Stefan ist doch bestimmt begeistert!«
»Woran du gleich wieder denkst!«
Sophie legte Tina den Arm um die Schulter und ging mit ihr kichernd um das Haus herum auf die Terrasse. Auf dem großen Teakgartentisch stand bereits ein Sektkühler mit einer Flasche Prosecco.
»Ein Glas darf ich«, erklärte Tina, während sie einschenkte. »Um den Rest wirst du dich kümmern müssen.«
»Kein Problem! Ich habe Urlaub! Danke, dass ich kommen durfte.«
»Na hör mal, es ist mir eine Ehre die berühmte Sophie Sturm zu Gast zu haben! Auf zwei schöne Wochen!«
Sophie prostete Tina zu und trank einen Schluck. »Ich hatte fast vergessen, wie toll es ist eine Freundin zu haben. Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Paul war doch noch ein Baby.«
Tina nickte lächelnd. »Richtig! Die Zeit rennt einfach. Früher war
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