Paarweise
entwickeln.
Viele wünschen sich eine »Beziehungskompetenz-App«, doch noch sind wir gehalten, die dazu nötige Reife zu entwickeln und die Fähigkeiten einzuüben, damit Partnerschaft auf Dauer gelingt.
Bei jedem Paar gilt es, nach dem Rausch des Verliebtseins, die verschiedenen Systeme beider zu »kompatibilisieren«. Sind sowohl das System Frau als auch das System Mann jeweils für sich genommen schon hochkomplex, kommt es bei der Zusammenfügung beider gerne zu Herausforderungen, die man mit dem gesunden Laienverstand oft nicht mehr bewältigen kann. Es geht darum, innerhalb der Beziehung erfüllende Einstellungen und Verhaltensmuster zu entwickeln. Doch zuvor muss der Einzelne wissen, was er will, was ihm wichtig ist, und wie er so kommunizieren kann, dass die goldene Formel »Hingabe ohne Aufgabe« – also ohne Selbstaufgabe – erfolgreich aufgeht.
Der nächste Schritt nach der Stärkung der eigenen Persönlichkeit wäre eine systematische Öffnung für proaktive Einstellungs- und Kommunikationsmuster, die tatsächlich partnerschaftsfähig machen.
Mittels Bewusstmachung und Strategiensammlung lassen sich Beziehungsturbulenzen besser verstehen. Ohne Anklage. Ohne Vorwürfe. Erklärbar als Folge von Systemproblemen. Wenn ein Paar diese erkannt und aufgelöst hat, wird es seine kostbaren Lebensenergien nicht mehr im Kampf gegeneinander vergeuden, sondern für seine gemeinsame und glücksspendende Vision einsetzen.
Noch klüger als über den Umweg einer Krise wäre allerdings ein präventives Vorgehen, wie wir es im Hinblick z. B. auf unsere Zahngesundheit oder das Autofahren (mit Gurt) und viele andere Lebensbereiche praktizieren. In diesem Sinn mag das vorliegende Buch als wirksame Vorsorge gelesen werden, dauerhaft mit dem Partner eine erfüllte, glückliche Partnerschaft leben zu können.
Abenteuer Partnerschaft
Gäbe es für Partnerschaften ein Reinheitsgebot wie beim Bier, dann wüsste man, was drin ist, was einen erwartet. Und wenn es nicht bekömmlich ist, könnte man rasch herausfinden, wo die Ursache liegt. Eine Partnerschaft ist aber eher wie ein höchst komplexer und komponentenreicher Cocktail, gemixt aus diversen bekannten und unbekannten Zutaten, die beim Zusammentreffen (ob nun geschüttelt oder gerührt) ihre Wirkung verändern, verstärken, ergänzen, bis am Ende etwas herauskommt, womit eigentlich keiner der Beteiligten gerechnet hat: ein Abenteuer.
Vieles von dem, was der Einzelne als Single lebt, schmeckt im Partnerschaftscocktail plötzlich scharf oder bitter, auch wenn es erst Süße versprach. Einige Cocktails machen schwindelig, andere erst am nächsten Tag einen schweren Kopf. Wieder andere sind einfach nur schal, doch immer noch besser als die giftigen. Zum Glück sind die meisten allerdings süß, schmackhaft und ein Genuss, außer man hat sich ausnahmsweise mal vertan. Und jetzt herauszufinden, welche Zutat vollkommen unpassend war oder welche nur falsch dosiert wurde, erfordert die Kombination aus Wissen und Erfahrung, die wir mindestens von einem guten Barmixer erwarten. Bezogen auf die Partnerschaft liefert das Leben die Erfahrung.
Dieses Buch soll etwas Wissen über die Wirkung der Komponenten vermitteln. Damit unsere kostbare Lebenszeit als Paar, dieses Zeitfenster zwischen Schlafen, Arbeiten, sozialen und sachlichen Zwängen, als »Urlaub zu zweit« wirklich von beiden als Energiequelle empfunden wird. Auf die man sich
vorher voller Sehnsucht freut, in der man im Augenblick genüsslich die Zeit vergisst, an die man hinterher voller Glücksgefühl zurückdenkt. Apropos Urlaub: Die Glücksforschung hat neuerlich herausgefunden, dass Urlaub drei verschiedene Glücksqualitäten birgt: den Urlaub selbst, die Erinnerung daran und die Vorfreude darauf, den Adventseffekt. Alle drei in dieser Reihenfolge. Am meisten beglückt also erstaunlicherweise die Vorfreude.
In der Partnerschaft sind das die Verliebtheit und die Liebe, auf die wir all unsere Hoffnungen setzen. Das Gefühl von Ähnlichkeit der Interessen, Vorlieben und Geschmäcker lässt uns in die Zukunft hoffen, gibt uns die rationale Beruhigung, das Wagnis der intimen Öffnung einem anderen gegenüber eingehen zu können. Doch kaum sind einige Monate vergangen, sind die destruktiven Komponenten am Werk: Stress von außen wird in die Beziehung getragen. Frustrationen bei beiden aufgrund des fatalen Duos aus mangelnder Frustrationstoleranz und unrealistisch hoher Erwartungshaltung verschärft die Spannung zwischen
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