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Paloma - Ein Liebesroman (German Edition)

Paloma - Ein Liebesroman (German Edition)

Titel: Paloma - Ein Liebesroman (German Edition)
Autoren: Alexandra Dannenmann
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die Handflächen waren voller Schwielen, ähnlich denen von Salvador. Seine Arme und Beine waren dunkel gebräunt und durch seine hellen Haare zogen sich farblose Strähnen.
    Die Ausschachtungsarbeiten an der Zisterne gingen so zügig voran, dass sie bereits eine Leiter brauchten, um in die Grube einzusteigen und anstelle von Salvador, für den diese Arbeit zu schwer wurde, beförderte jetzt Jack die ausgehobene Erde nach oben. Salvador arbeitete mit Jim zusammen an der Sickergrube, an der die Arbeit ebenfalls gut voranging.
    Während Philipp einerseits die Tage zu kurz vorkamen und er manchmal noch arbeitete, wenn bereits der Mond aufgegangen war, erschien ihm gleichzeitig die Woche endlos lang bis er am Sonntag Paloma wiedersah. Und dieser einfache Rhythmus, sechs Tage Arbeit, einen Tag Pause, füllte ihn so aus, dass er es bewusst vermied, ans Ende seines Aufenthaltes auf Magali zu denken. Ja, Philipp ertappte sich manchmal erneut beim Durchspielen des Gedankens, wie sein Leben aussehen könnte, wenn er nicht mehr nach Deutschland zurückkehrte. Völlig unerwartet endete diese unbeschwerte Zeit jedoch. Von einem Tag auf den anderen veränderte sich für Philipp die ganze Situation.
    Es fing damit an, dass Salvador eines Morgens nicht zur Arbeit erschien. Philipp vermutete, dass es Salvador allmählich doch zu viel wurde und er einen zusätzlichen Tag Ruhe brauchte. Wie gewohnt arbeitete er mit Jack und Jim weiter, nahm sich aber vor, am Abend nach Salvador zu sehen.
    Früher als gewöhnlich machte Philipp deshalb Feierabend, schwamm ein Stück hinaus, um sich Staub und Schweiß abzuspülen und fuhr dann zu Salvadors Hof. Dort war niemand zu sehen, die Haustür stand jedoch offen. Er meldete sich mit einem lauten „Hola!“ Aber es kam keine Antwort.
    Nun doch einigermaßen besorgt, betrat er das Haus. Und kaum hatten sich seine Augen an das Dämmerlicht im Innern gewöhnt, sah er Salvador in einer Ecke der Sala sitzen, neben sich eine leere Karaffe Wein.
    „Wo ist Paloma?“ , war seine erste Frage, Salvador antwortete nicht. Er starrte nur vor sich hin auf den Boden.
    „Ist irgendwas mit Paloma? Oder mit dir? Bist du krank?“
    Salvador zuckte mit den Schultern.
    „Was ist los? Sag doch schon endlich. Sag mir vor allem, wo Paloma ist.“
    „Draußen. Sie holt die Ziegen rein.“
    „Gottseidank, und ich dachte schon, einem von euch ist womöglich was passiert. Aber du wolltest dich nur ein bisschen ausruhen heute und bist deshalb nicht zur Arbeit gekommen, das ist es doch, oder?“
    „Du glaubst, ich bin schon so alt, dass ich den ganzen Tag hinterm Ofen sitzen muss, um mich auszuruhen?“, antwortete Salvador heftig.
    „Na gut, aber was war es dann?“
    Philipp erkannte sehr wohl, wie lästig er Salvador mit seinem Drängen wurde, trotzdem bohrte er weiter, bis Salvador schließlich laut aufstöhnend sagte: „Lass mich. Ich bin dein Freund und ein Freund kann es dir nicht sagen.“
    Philipp schwante Schlimmes. „Es geht um mein Haus.“
    Salvador nickte.
    „Wegen der Papiere? Aber wieso? Pepe Forn hat mir doch hoch und heilig versichert, dass ich ruhig anfangen könnte mit bauen, als ich letztes Mal auf dem Ayuntamiento war.“
    „Ach was, Papiere.“
    Schließlich erfuhr Philipp dann doch, was passiert war. Am Abend zuvor war ein Fremder auf dem Hof gewesen. Ein Mann, der für eine Schweizer Hotelkette arbeitete, die bereits einige Hotels auf dem Festland hatte.
    Schlagartig wurde Philipp klar, worum es ging. „Und jetzt wollen sie hier auf der Insel bauen? Etwa in der Cala Dragonera?“
    Salvador nickte hilflos.
    „Vermutlich wollte er Land von dir kaufen.“
    Salvador nickte ein zweites Mal.
    „Und? Hast du an ihn verkauft?“
    „Nein, hat er nicht. Bis jetzt jedenfalls nicht.“ Paloma kam zur Tür herein. Mit einem knappen, bedrückten Lächeln für Philipp.
    „Aber er hat es vor?“ Philipp nahm sich einen der Stühle. Der Gedanke, dass ihm in seinem einsamen Tal ein Hotel vor die Nase gesetzt werden könnte, machte ihn sprachlos. Aber ihm blieb auch jedes Wort im Hals stecken wegen seiner eigenen Blauäugigkeit. Hatte er nicht mit eigenen Augen gesehen, was an einigen der schönsten Plätzen der Insel passierte? Wie hatte er so sicher sein können, dass ein Tal wie das unten an der Cala Dragonera für immer unentdeckt blieb? Er konnte ihn bereits vor sich sehen, den riesigen Betonklotz mit allem, was dazu gehörte, mit Swimmingpool und Minigolfanlage und im Windschatten dahinter sein Haus,
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