Paloma - Ein Liebesroman (German Edition)
wedelte mit ihrer Schürze, um sich die Fliegen vom Leib zu halten. Ein jedoch hoffnungsloses Unterfangen.
„Aber wir sind vom Thema abgekommen“, fuhr sie fort. „Wenn ich sage, lass andere für dich arbeiten, meine ich keine Männer sondern Frauen.“
„Frauen?“ Paloma hatte mittlerweile vier, fünf große Kartoffeln geschält, was ihr genug schien, selbst für einen starken Esser wie Antonia.
„Ja. In letzter Zeit kommen immer wieder welche zu mir und fragen, ob sie nicht auch für mich stricken könnten. Klar, es hat sich herumgesprochen, wie gut ich verkaufe. Soll ich dir sagen, was wahrscheinlich bald passieren wird?“
„Ich kann es mir denken. Ich rechne schon länger damit, dass andere auch stricken.“
„Richtig. Und wenn wir es jetzt nicht klug anfangen, verkaufen noch mehr auf der Plaza und machen uns das Geschäft kaputt.“
„Verbieten kannst du es ihnen nicht.“
„Nein, aber ich denk da an was anderes. Pass auf! Es ist doch so, du strickst dir die Finger wund und trotzdem wird uns die Ware knapp. Auf der anderen Seite sind da ein paar Frauen, die ein bisschen was verdienen wollen. Also – lass sie doch für dich arbeiten.“
„Für mich?“
„Richtig, das ist die Gelegenheit, dein Geschäft wirklich groß zu machen. Du gibst ihnen Wolle und zahlst für jeden fertigen Pullover. Wie viel muss man noch sehen. Hauptsache, es bleibt für dich und für mich noch was hängen. Alleine schaffst du es ja doch nicht mehr.“
Paloma musste Antonia recht geben und antwortete deshalb: „Wir sollten es mal probieren.“
„So seh ich das auch. Soll ich dir mal was sagen? Wenn du wirklich Geld machen willst, darfst du nie glauben, dass das, was gestern richtig war, auch morgen richtig ist. Seit wir den Tourismus haben, fliegt die Zeit doch nur so vorbei und ständig verändert sich alles.“ Antonia blickte auf die Kartoffeln, die Paloma geschält hatte. „Was ist das? Soll ich von den paar Kartoffeln satt werden? Und wir sind zu zweit. Du bleibst natürlich zum Essen da. Außer deinen Schafen vermisst dich ja doch keiner. Beeil dich, das Wasser wird gleich kochen.“
Während die Kartoffeln auf dem Herd standen, redeten sie darüber, wie viel man den Frauen für ihre Strickerei zahlen könnte und überschlugen, was sie an Schafswolle brauchen würden.
„Aber du trägst das ganze Risiko, Kindchen, ist dir das klar? Du kaufst die Wolle, zahlst die Frauen ...“
„Das Risiko trag ich auch jetzt. Höchstens, dass es dann größer wird.“
Paloma überschlug im Kopf den Betrag, den sie im Mai und Juni auf die Seite gelegt hatte. Viel war es nicht, fast alles war für die Beerdigung und für die Messen draufgegangen, die sie für ihren Vater hatte lesen lassen. Aber sie hatte vom Pulloververkauf der letzten Jahre noch ein ganz nettes Sümmchen auf ihrem Sparbuch. Was ihr wirklich zu schaffen machte, war ohnehin etwas ganz Anderes.
„Hör Antonia, was ich dich fragen wollte“, begann sie, nachdem sie gegessen hatten. Dank Antonias Neffen ein recht üppiges Mahl, da diese ihre Tante ständig mit allerlei Leckerbissen versorgten. Wovon allerdings kaum mehr etwas aus eigenem Anbau oder wenigstens von der Insel stammte, weder der Käse noch der rosige Schinken. Und die Sardinen kamen aus der Dose.
„Worum geht’s denn?“
„Um Mariano. Ich mach mir große Sorgen seinetwegen.“
„Das lass mal besser bleiben. Bruder oder nicht, vergiss ihn. Du weißt ja selbst, dieser Mensch tritt von einem Misthaufen in den anderen. Im Moment steckt er sogar bis zum Hals drin.“
„Und deshalb mach ich mir Sorgen.“
Paloma hatte von Ana erfahren – und die wiederum wusste es von Ernesto – dass die Guardia Civil das Cadillac geschlossen hatte. Marianos Diskothek. Mit der Tankstelle hatte es nicht geklappt. Manche sagten, die Guardia sei eingeschritten, weil die Papiere für das Cadillac nicht in Ordnung seien, andere jedoch wollten von Drogenhandel gehört haben. Und da Mariano unter den Einheimischen nicht sehr beliebt war, freuten sich nicht wenige, dass es ihn endlich erwischt hatte.
„Ihm mitten in der Saison das Geschäft zu schließen ...“
„Geschieht ihm recht.“
„Ja. Vielleicht. Aber wenn er kein Geld hat, taucht er garantiert bei mir auf und davor hab ich An gst.“
„Du meinst wegen des Hofs?“
Paloma nickte bekümmert.
„Dann sei bloß vorsichtig und lass dich nicht über den Tisch ziehen. Man kennt ihn ja, deinen sauberen Herr Bruder. Der nimmt doch, wo er’s kriegen
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