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Pandaglueck

Pandaglueck

Titel: Pandaglueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Berg
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der Unmöglichkeit. Eine Woche ohne Desaster gleicht bereits einem Wunder und die habe ich seit meiner Jugend selten erlebt.
    Wä hrend ich mich im Raum umblicke, kommt mir auf einmal eine Idee.
    Christian!
    Ich habe ihn im Laufe meines Veterinärstudiums kennengelernt. Er hat mittlerweile seine eigene Tierarztpraxis und die ist glücklicherweise nicht weit von hier. Jetzt gilt es lediglich Dr. Hulsenbeck Bescheid zu geben, dass es eventuell ein wenig länger dauert, bis ich mit dem gewünschten Antibiotikum im Nashorngehege auftauche. Ich greife nervös nach dem Telefon auf Dr. Hulsenbecks Schreibtisch und wähle die Durchwahl, die mich direkt auf sein tragbares Telefon verbindet. Nach dem dritten Klingeln nimmt er ab.
    „ Ja?“, zischt er ins in den Hörer.
    „ Herr Dr. Hulsenbeck …“, beginne ich, dann verlässt mich mein Mut.
    „ Frau Berghausen? Wo bleiben Sie?“
    „ Ich … ähm … ich …“ Ich kann die richtigen Worte nicht finden.
    „ Sie?“, fragt er nun ungeduldig nach.
    „ Mir ist die Glasflasche heruntergefallen …“ Am anderen Ende vernehme ich Stille. Stille, die mir gar nicht gefällt. Stille, die meinen Tod ankündigt!
    „ Sie haben was?!“, ertönt es auf einmal.
    „ Die Flasche ist mir …“
    „ Ich habe Sie schon verstanden!“, schnauft der Tierarzt.
    Dreifacher Bockmist!
    Ich nehme allen in mir vorhanden Mut zusammen.
    „ Ich kenne einen Tierarzt. Er hat eine Praxis hier in der Nähe …“ Ohne mich ausreden zu lassen, unterbricht mich Dr. Hulsenbeck.
    „ Sie haben genau 30 Minuten!“ Damit beendet er das Gespräch und ich höre ein Tuten. Ich lege den Telefonhörer zurück auf das Gerät und atme tief durch.
    Okay Lara … das schaffst du schon! Schlimmer kann es nicht werden! Ich  sprinte zum Personalausgang, um mir mein Fahrrad zu holen. Auf dem Weg dorthin wähle ich mit meinem Handy die Nummer von Christians Praxis und erkundige mich bei der Sprechstundenhilfe, ob sie das Antibiotikum in der Tierarztpraxis benutzen. Sie bejaht und versichert mir, alles Nötige in einer Tüte an der Rezeption bereitzulegen. Als ich bei meinem Fahrrad endlich ankomme, bin ich von dem Sprint völlig außer Puste, sodass ich mich unweigerlich frage, wie ich es in einer halben Stunde zur Tierarztpraxis und wieder zurückschaffen soll. Ich muss dringend an meiner Kondition arbeiten. Das ist ein guter Vorsatz für das neue Jahr, aber keine Hilfe für meine jetzige Situation.
    Ohne z u zögern, schwinge ich mich auf mein Gefährt und strample los. Nach 15 Minuten, zwei überfahrenen roten Ampeln und vier Beinahe-Unfällen, erreiche ich die Praxis. Ich springe vom Fahrrad und lasse es gleichgültig umfallen. Dann stürme ich außer Atem in das Gebäude.
    „ Lara! Was machst du denn hier?“, fragt Christian überrascht. Er steht an der Rezeption, um eine alte Dame samt ihrem Dackel persönlich zu verabschieden. Seine blonden kurzen Haare stechen mir auf Anhieb ins Auge.
    Christian hat sich seine Haare gefärbt?! Als Mann?! Ich starre ihn sprachlos und nach Luft schnappend an. Seine Sprechstundenhilfe reicht mir eine Papiertüte über den Tresen. Mit sofortiger Wirkung verschwindet Christians neue Haarpracht aus meinem Kopf und die Antibiotika-Krise übernimmt wieder. Ich schnappe mir die Tüte mit der Aufschrift „Norbert“, lasse ein „Danke“ verlauten und verlasse ohne irgendein Wort zu Christian die Praxis. Für Smalltalk habe ich wirklich keine Zeit.
    Als ich auf dem Bü rgersteig stehe, blicke ich verzweifelt zu meinem Fahrrad, dann auf die Uhrzeit auf meinem Handy. Mit dem Drahtesel schaffe ich es nie im Leben rechtzeitig zurück in den Zoo.
    Scheiß e …!
    Jetzt habe ich das Antibiotikum, aber kann es nicht zeitgerecht zur Behandlung zu Norbert bringen. So ein ver dammter Mist! Ich könnte ein Auto entführen, so wie es die Undercover-Polizisten in den Hollywood-Streifen, in solchen Situationen machen. Am besten gleich ein Polizeiauto! Die können mich mit Blaulicht zurück zum Zoo fahren. Während meine Gedanken verrücktspielen, fällt mir ein junger Mann im Anzug auf der anderen Seite der Straße auf. Viel wichtiger als der Typ im Anzug ist das Taxi, das vor ihm steht und darauf wartet, dass er einsteigt. Da er telefoniert, verzögert sich die Abfahrt.
    Jetzt oder nie!
    Ohne auf den Verkehr zu achten, stürme ich zur gegenüberliegenden Straßenseite, auf den Unbekannten, der sich beim Einsteigen immer noch viel Zeit lässt, zu. Anscheinend ist sein Telefongespräch

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