Pandaglueck
mich meine Schwester, nachdem ich meine ungeliebte Tätigkeit aufgenommen habe und sie das Wassergeplätscher offensichtlich stutzig gemacht hat.
„ Ja …“, antworte ich in der Hoffnung, dass sie sich nicht näher nach der Spülmaschine erkundigt und meine Unfähigkeit die Tabs zu kaufen auffliegt.
„ Was ist mit der Spülmaschine?“
Verdam mt!
Ich blicke starr den Telefonhö rer auf der Fensterbank an. Ich hatte sie auf Lautsprecher gestellt.
„ Na … Ich habe nicht viel Geschirr benutzt. Dafür wollte ich nicht extra den Geschirrspüler anstellen.“ Ich halte den Atem an. Hoffentlich hat sie den Köder geschluckt.
„ Oh … dann ist gut. Wie läuft es mit den Pandabären?“, wechselt sie das Thema. Erleichtert atme ich aus.
„ Alles gut“, erwidere ich und beginne die abgewaschenen Teller abzutrocknen, während das Besteck einweicht.
„ Du hör mal, ich bin noch mit ein paar Arbeitskollegen verabredet. Ich wollte dich nur auf die Flut von Mamas Anrufen morgen vorbereiten.“
„ Kein Problem. Lass es dir gut gehen, Miriam!“
„ Du dir auch, Lara. Und halt mich auf dem Laufenden!“ Dann legt sie auf. Ich weiß ganz genau, wie bei ihr nur einmal eben mit ein paar Kollegen ausgehen aussieht. Ihr blonder Lockenkopf wird heute Abend nicht alleine im Bett liegen.
Ich rä ume die abgetrockneten Teller in den Schrank. Das Besteck kann ich genauso gut morgen zu Ende abspülen. Ich nehme das Telefon von der Fensterbank, lösche die Lichter in der Küche und stelle es zurück auf die Ladestation. Wenn meine Mutter die Tage anruft, will ich nicht das Drama erleben, dass der Akku mittendrin aufgibt. Das glaubt sie mir nie und die Katastrophe würde absolut epische Ausmaße annehmen. Ich sammle motivationslos meine Klamotten ein, sodass ich mich zumindest auf das Sofa setzen kann. Dann greife ich nach der Fernbedienung und lasse mich von dem anspruchsvollen Abend-TV-Programm der Privaten berieseln.
Am nächsten Morgen stehe ich pünktlich vor dem Nashorngehege. Norbert ist bereits von seinen Nashornpflegern in die Innenbox gebracht worden und schnüffelt unentwegt die Ecken nach etwas Essbarem ab, während seine drei Weibchen den frischen Sommermorgen im Freien genießen. Joscha versucht, vergeblich das Nashorn von seinem Hunger abzulenken. Der Nashornbulle scheint sich aber ausschließlich für Futter zu interessieren und schenkt Joschas Ablenkungsmanövern keine Beachtung. Mein Kollege sieht erleichtert aus, als endlich Dr. Hulsenbeck eintrifft. Der Mann versprüht eine so große Autorität, dass alle sofort in ein Schweigen verfallen, sobald er den Raum betritt. Er kommt mit seinem typischen Lächeln direkt auf mich zu und stellt sich neben mich.
„ Guten Morgen, Frau Berghausen.“
„ Herr Doktor“, versuche ich möglichst freundlich zu antworten.
„ Sie haben doch ein angefangenes Veterinärmedizin Studium vorzuweisen, nicht wahr?“ Ich runzele die Stirn. Was zum Teufel hat er jetzt vor? Ich studierte über 3 Jahre, musste aber wegen finanzieller Probleme aufhören und begann die Ausbildung zur Tierpflegerin.
„ Ja, habe ich", erwidere ich wahrheitsgemäß auf seine Frage. Er blickt mit seinen grauen Augen zu mir herunter.
„ Sie werden mir heute assistieren. Meine Assistentin ist im Urlaub.“ Ohne eine Antwort meinerseits abzuwarten, präpariert er sein Luftdruckgewehr. Das meint der nicht ernst oder? Ich soll was? Ihm assistieren? Hat der meine herbeigeführten Katastrophen bislang nicht ausreichend genug zu spüren bekommen? Ich glaube das nicht. Mein angefangenes Studium liegt über zwei Jahre zurück. Ich hoffe innig, dass er seine Erwartungen nicht zu hoch angesetzt hat. Ich beobachte, wie er den Pfeil mit einem Morphiumderivat vorbereitet. Zumindest ist mir das Betäubungsmittel ein Begriff. Allzu viel kann immerhin nicht schief gehen. Auch wenn Dr. Hulsenbeck und ich keine Freunde sind, so ist er einer der fähigsten Tierärzte, die der Zoo je hatte. Traut er mir die Assistenz zu, dann mit einem triftigen Grund. Ich darf einfach nichts anfassen oder keine Aufgaben übertragen bekommen, denen ich nicht gewachsen bin und die in meinen Händen ein erhöhtes Potential erhalten, außer Kontrolle zu geraten.
Er setzt das Luftdruckgewehr an und zielt auf die rechte Pobacke des Nash orns. Ein Schuss genügt und der Pfeil, mit dem roten Püschel prangt an Norberts Allerwertesten. Das Tier reißt sofort erschrocken die Augen und läuft panisch im Gehege umher.
„ So,
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