Pandaglueck
wichtiger als das Taxi.
„ Hey!“, rufe ich und bleibe nach Luft hechelnd vor ihm stehen. Er ist im Begriff die hintere Tür des Taxis zu öffnen, als ich endlich bei ihm ankomme. Er unterbricht den Satz, den er seinem Gesprächspartner am Telefon mitteilen will, und starrt mich entgeistert an. Der denkt bestimmt, dass ich irre bin …
Er hebt eine Augenbraue und begutachtet mich irritiert. Ich halte ihm die Tü te mit der Aufschrift vor die Nase.
„ Taxi … bitte … Medikamente ...“, schaffe ich von mir zu geben, bevor mir die Luft ganz wegbleibt. Es ist ein Wunder, dass ich nicht an Ort und Stelle tot umfalle. Zum Glück kann er mit den Wortfetzen, die ich ihm entgegen geschleudert habe, etwas anfangen. Er hält sich das Handy nach wie vor an das Ohr, anstatt aber selbst in das Taxi einzusteigen, tritt er einen Schritt zurück und deutet mir an in dem Auto Platz zu nehmen. Darum braucht er mich nicht zweimal zu bitten. Ich ignoriere seinen unruhigen Gesichtsausdruck und steige sofort in das Taxi ein. Er hat das Gespräch wieder aufgenommen.
„ Zum Zoo, bitte“, sage ich zu dem Taxifahrer und schnalle mich an. Dann atme ich tief durch. Katastrophe abgewendet! Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und blicke erleichtert die Uhrzeit an. Ich werde es schaffen. Vielleicht ist es ein Zeichen des Universums, dass es meinen Vorsatz, an meiner Kondition zu arbeiten, gutheißt. Gleich nächste Woche fange ich damit an, wenn nichts mehr dazwischen kommt. Meine Atmung und mein Herzschlag beruhigen sich langsam und ich höre, endlich auf zu zittern. Dann wird plötzlich die Autotür auf der anderen Seite geöffnet und der Typ steigt ebenfalls in das Taxi ein. Ich starre den Kerl mit aufgerissen Augen an. Sobald er die Tür geschlossen hat, fährt der Taxifahrer los. Er beendet sein Telefongespräch mit einem rauen "Ich ruf dich gleich zurück.“ Dann wendet er sich mir zu. Er will gerade ansetzen, etwas zu sagen, als mein Handy klingelt. Es ist eine Nummer vom Zoo. Ich fummle nervös an meinem Gerät herum und nehme den Anruf an.
„ Hallo?“, frage ich, ohne den Kerl neben mir aus den Augen zu lassen.
„ Frau Berghausen? Dr. Hulsenbeck hier.“
„ Ach hallo …“ Irgendwie ist es mir unheimlich peinlich ein Gespräch am Handy zu führen, während mich der fremde Typ so anstarrt. Vor allem ein Gespräch, bei dem ich von meinem Quasi-Chef einen Einlauf bekomme.
„ Haben Sie das Antibiotikum?“
„ Ja, habe ich. Ich bin in 5 Minuten zurück am Zoo.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, lege ich auf. Weitere Kommentare von Dr. Hulsenbeck will ich nicht riskieren.
„ Hey“, sagt der Fremde auf einmal.
„ Hey“, erwidere ich. Erst jetzt wird mir die Situation, in die ich mich hineingeritten habe, bewusst. Der Typ neben mir sieht aus, als wäre er einem dieser Parfüm-Werbespots entsprungen. Er trägt einen Anzug mit Krawatte. Seine dunkelbraunen Haare sitzen ihm perfekt auf dem Kopf und seine stahlblauen Augen fixieren mich mit einer unglaublichen Intensität. Seine markanten Gesichtszüge, die sich langsam zu einem Lächeln entwickeln, bringen mich völlig aus dem Konzept. Der ist wahrscheinlich auf dem Weg zu einem sehr wichtigen Meeting und ich Stinknudel habe ihm das Taxi geklaut! Naja, geklaut ist der falsche Begriff, immerhin sitzt er mit drin. Trotzdem bin ich verschwitzt, meine Haare sind eine einzige Katastrophe und mein Arbeitsoutfit, mit den Gummistiefeln, macht nicht viel mehr her.
Ich lege mir eine Hand an di e Schläfe und versuche unauffällig wegzuschauen. Betonung liegt, auf dem Wort versuchen . Es ist nicht so einfach, sich von seinem Blick zu lösen. Diese blauen Augen haben mich fest im Griff. Bevor ich jedoch irgendeinen anderen Gedanken, an seine Augen oder sein unglaublich charmantes Lächeln verschwenden kann, hält das Taxi vor dem Zoo.
„ 6,70 Euro“, sagt der Taxifahrer an mich gerichtet. Sofort weicht mir jegliche Farbe aus dem Gesicht.
Mist … Ich habe kein Geld an mir! Oh nein!
Ich ziehe peinliche Situat ionen magisch an, aber die hier ist so überirdisch peinlich, dass es selbst mich überrascht. Mein panischer Blick wechselt zwischen dem Taxifahrer und dem Halbgott von Mann neben mir. Der Taxifahrer sieht mich wartend an, wohingegen der Unbekannte das Problem langsam zu begreifen scheint, da sich seine Augenbrauen nachdenklich zusammenziehen.
Was jetzt? Laraaaaaa… .!! Denk nach! Es dauert keine zwei Sekunden, da habe ich einen Entschluss gefasst.
„ Es tut mir
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