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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Madding, zu Hause in Eastwold House.
     
    Ich wohne hier allein in dem, was man in meiner Mädchenzeit das Witwenhaus nannte. Ich nehme an, technisch gesehen bin ich eine Witwe, obwohl mein Sohn Rufus, der vierte Graf, noch unverheiratet ist. Ich liebe es hier auf dem Lande, es ist so friedlich. Ich bin umgeben von Photographien aus meiner Vergangenheit. Auf dem Klavier habe ich ein Photo, auf dem ich mit David, dem Prinzen von Wales, tanze – nachmals natürlich Edward der Achte und schließlich Herzog von Windsor. David war ein sehr schlechter Tänzer, immer trat er einem auf die Zehen, und ich weiß noch, wie er einmal einer meiner Geliebten den Mittelfußknochen zertrat – diskreter Lesbianismus war zu der Zeit in Mode.
    Das hier ist eine Aufnahme von Noël Coward – Liebling Noël nannten wir ihn immer. Er war ein sehr geistreicher Mensch, wissen Sie – diese Seite von ihm kennen die wenigsten. Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als ich bei Marios in der Greek Street die Tanzfläche betrat und ein sehr gewagtes Kleid trug, ein Kleid, das mehr von meiner Décolletage preisgab, als man damals für schicklich hielt – heute, wage ich zu behaupten, würde es kaum noch mehr als eine Augenbraue hochbringen, aber für jene Zeit war es geradezu verrucht. Ich betrat das Parkett, Liebling Noël näherte sich mir und sagte »Rosina« – er nannte mich immerRosina – so heiße ich, müssen Sie wissen. »Rosina«, sagte er mit dieser
Stimme
, »Rosina, wo haben Sie bloß diesen verführerisch tief ausgeschnittenen Body gefunden?« So war Noël eben, wissen Sie.
    Das Portrait über dem Kamin wurde angefertigt, als ich in Paris war – mein Gatte Claude war in den späten Zwanzigern Botschafter. Ich pflegte in der Botschaft sehr literarische Partys zu veranstalten – Plum und Duff Cooper, Scott und Garrett Fitzgerald, der gute Geoffrey Chaucer natürlich, Adolf Hitler und Unity Mitford, Gertrude Stein und Alice B. Topless, Radclyffe Hall und Angela Brazil – auf ihr Erscheinen konnte man sich immer verlassen. Und natürlich auf O. Henry, James Joyce, Cary Grant. Ich erinnere mich, daß F. E. Smith, später bekanntlich Lord Birkenhead, da drüben ist ein Bild von ihm, direkt unter der Dartscheibe, F. E. also sagte immer: »Alle Welt geht mit ihrem Liebhaber zu Rosinas Partys«, was mir sehr schmeichelte.
    Als Claude und ich später nach Indien zogen, um die Vizeregentschaft zu übernehmen, habe ich Gandhi kennengelernt, mit dem ich regelmäßig französisches Cricket spielte – er war schrecklich gut beim Cricket, das mußte man ihm lassen. Claude sagte immer: »Was die Leinentuchindustrie gewonnen hat, das verlor die Wickethüterindustrie.« Pandit Nehru war auch ziemlich beeindruckend, aber wenn man Edwina Mountbatten Glauben schenken darf, dann war seine Weite zu unregelmäßig, als daß er je Einlaß in die indische Ruhmeshalle der Legspinwerfer gefunden hätte.
    Der große Männerakt aus Bronze, der auf dem Synthesizer steht, stellt Herbert Morrison dar, den Minister. Daran hänge ich jetzt meine Armreifen auf, wann immer ich mich ans Keyboard begebe. Ich verbringe viel Zeit in diesem Zimmer und denke an die Vergangenheit. Silly Poles Hartley, L. P. Hartley, Sie wissen schon, hat einmal gesagt, die Vergangenheit sei ein fremdes Land, aber dasfinde ich nicht. Das Essen war natürlich besser, und die Leute rochen nicht so. Ich bekomme oft zu hören, ich gehörte zu einer verdorbenen Generation, reich, schön, müßig, parasitär. Es stimmt, daß ich im Laufe meines Lebens mit jedem erdenklichen Luxus überschüttet worden, vielen berühmten und einflußreichen Menschen begegnet bin, viele aufregende Gegenden gesehen habe und niemals etwas Anstrengenderes zu tun hatte, als große Feste zu organisieren. Aber wissen Sie, trotz alledem, wenn ich noch einmal von vorn anfangen könnte, ich würde alles wieder genauso machen. Was ich bereue? Nur weniges. Ich hätte dem lieben T. E. Lawrence nicht mein Motorrad leihen sollen. Jetzt bin ich müde. Lassen Sie mich essen.

Trefusis’ Weihnachtsrätsel
     
    STIMME: Donald Trefusis, Professor für Philologie an der Universität Cambridge, stellt sein berühmtes Weihnachtsrätsel. Halten Sie Bleistift, Papier oder Kassettenrecorder bereit.
     
    Menschliche Wesen, die, wie ich annehmen muß, auch heute wieder einen Großteil meiner Hörerschaft ausmachen, sind häufig auf ihre Art und Weise ungeheuer konkurrenzorientiert. Im allgemeinen ist dies eine Eigenschaft, die es zu

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