Passagier nach Frankfurt
IN LOWER STAUNTON 2 : 30 NACHMITTAGS STOP NORMALER ANGLIKANISCHER RITUS FALLS R.K. ODER GRIECHISCH-ORTHODOXER RITUS GEWUENSCHT BITTE ANWEISUNG TELEGRAFIEREN STOP WO BIST DU UND WELCHEN NAMEN MOECHTEST DU FUER DIE HOCHZEITSZEREMONIE VERWENDEN STOP MEINE NICHTE FUENF JAHRE ALT UND SEHR UNGEZOGEN MOECHTE ALS BRAUTJUNGFER TEILNEHMEN IN WIRKLICHKEIT SEHR SUESS HEISST SYBIL STOP HOCHZEITSREISE VOR ORT ICH DENKE WIR SIND IN LETZTER ZEIT GENUG UMHERGEREIST GEZEICHNET PASSAGIER NACH FRANKFURT
AN STAFFORD NYE BXY 42698
AKZEPTIERE SYBIL ALS BRAUTJUNGFER SCHLAGE TANTE MATILDA ALS TRAUZEUGIN VOR STOP NEHME HEIRATSANTRAG AN OBWOHL NICHT OFFIZIELL ANGETRAGEN STOP CHURCH OF ENGLAND RITUS ZUFRIEDENSTELLEND AUCH ARRANGEMENT HOCHZEITSREISE STOP BESTEHE AUF ANWESENHEIT DES PANDABÄREN STOP ZWECKLOS ZU SAGEN WO ICH BIN DA SCHON WIEDER WEG WENN DICH DIES ERREICHT STOP GEZEICHNET MARY ANN
«Sehe ich einigermaßen passabel aus?», fragte Stafford Nye nervös und verdreht den Kopf, um in den Spiegel zu schauen.
Es war die Anprobe für seinen Hochzeitsanzug.
«Nicht schlechter als jeder andere Bräutigam», sagte Lady Matilda. «Die sind immer nervös. Nicht so wie die Bräute, die sind meist schrecklich übermütig.»
«Wenn sie nun nicht kommt?»
«Sie kommt schon.»
«Ich fühle mich – ich fühle mich irgendwie komisch.»
«Das kommt von der zweiten Pastete, die du unbedingt essen wolltest. Du bist aufgeregt wie jeder Bräutigam. Mach nicht so viel Theater, Staffy. Du wirst schon alles richtig machen – Ich meine, es wird alles in Ordnung sein, wenn du in die Kirche kommst –»
«Da fällt mir ein –»
«Du hast doch nicht vergessen, die Ringe zu kaufen?»
«Nein, nein, ich habe nur vergessen dir zu sagen, dass ich ein Geschenk für dich habe, Tante Matilda.»
«Das ist aber sehr nett von dir, mein lieber Junge.»
«Du hast gesagt, der Organist sei gegangen –»
«Ja, Gott sei Dank.»
«Ich habe dir einen neuen Organisten mitgebracht.»
«Wirklich, Staffy, was für eine ausgefallene Idee! Wo hast du ihn gefunden?»
«In Bayern – er singt wie ein Engel –»
«Er muss hier nicht singen. Er muss die Orgel spielen.»
«Das kann er auch – er ist ein hochtalentierter Musiker.»
«Warum möchte er Bayern verlassen und nach England kommen?»
«Seine Mutter ist gestorben.»
«Oh je, das ist unserem Organisten auch passiert. Organistenmütter scheinen sehr anfällig zu sein. Muss man ihn bemuttern? Ich bin nicht sehr gut darin.»
«Ich glaube, begroßmuttern oder beurgroßmuttern würde schon ausreichen.»
Die Tür flog plötzlich auf und ein engelgleiches Kind im rosa Schlafanzug mit Rosenknospen übersät hatte seinen dramatischen Auftritt – und sagte in süßen Tönen, wie jemand, der ein überschwängliches Willkommen erwartet:
«Ich bin es.»
«Sybil, warum bist du nicht im Bett?»
«Es ist nicht sehr schön im Kinderzimmer –»
«Das bedeutet, du warst ungezogen und Nanny ist böse mit dir. Was hast du angestellt?»
Sybil guckte zur Decke und begann zu kichern.
«Es war eine Raupe – eine pelzige. Ich hab sie auf sie gesetzt und sie ist hier verschwunden.»
Sybils Finger zeigte auf eine Stelle in der Mitte ihrer Brust, wo nach dem Modejargon das Dekollete zu finden ist.
«Kein Wunder, dass Nanny böse war – brr», sagte Lady Matilda.
In diesem Augenblick trat die Nanny ein, sagte, dass Miss Sybil zu übermütig sei, ihr Gebet nicht sprechen und auch nicht zu Bett gehen wolle.
Sybil schlich sich an Tante Matildas Seite.
«Ich möchte mein Gebet bei dir aufsagen, Tilda –»
«In Ordnung, aber dann gehst du ins Bett.»
«Oh ja, Tilda.»
Sybil kniete nieder, faltete ihre Hände und gab verschiedene merkwürdige Geräusche von sich, die offenbar ein notwendiges Vorspiel für die Annäherung an den Allmächtigen im Gebet waren. Sie seufzte, stöhnte, grunzte, gab ein endgültiges verschnupftes Schnäuzen von sich und legte los:
«Bitte, lieber Gott, segne Daddy und Mammi in Singapur und Tante Tilda und Onkel Staffy und Amy und die Köchin und Ellen und Thomas und alle Hunde und mein Pony Grizzle und meine besten Freundinnen Margaret und Diana und Joan, meine frühere Freundin, und mach, dass ich ein gutes Mädchen werde, um Jesu willen, Amen. Und bitte, Gott, lass Nanny nett zu mir sein.»
Sybil stand auf, tauschte einen Blick mit Nanny in der Sicherheit, dass sie einen Sieg davongetragen hatte, sagte gute Nacht und entschwand.
«Irgendjemand muss ihr von Benvo erzählt haben»,
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