Perlentöchter
Spitzenkragen, der sich von ihren kastanienbraunen Locken abhebt, während sie zum Fenster hinaus auf etwas schaut, das weit außerhalb des Rahmens liegt, seine Aufwartung zu machen.
Zuerst hatte sie leicht belustigt reagiert, bis ihr am folgenden Abend bewusst wurde, dass ihr Vater ihren Bewunderer mit nach Hause gebracht hatte. Dr. James Mason bedurfte wenig Überredung, um zum Abendessen zu bleiben, und machte ihr im Laufe der nächsten drei Monate beharrlich den Hof. Louisa war sich unschlüssig, ob sie ihn mochte oder einfach Angst hatte vor dem Neuen, besonders vor einem Mann, der aus einer viel besseren Familie stammte als sie und dessen Angehörige diese Verbindung nicht befürworteten, weil Louisa keinen Titel trug und die Tage über ihrem Skizzenbuch verbrachte.
»Es ist sehr hübsch.« Ihr höflich-distanzierter Ton lässt ihn zurückweichen, und er steht auf. Nun beugt er sich über sie, mit energischer Miene. Sie zwingt sich, dem Blick ihres neuen Gemahls standzuhalten, entschlossen, ihre Angst nicht zu zeigen. Die moosgrünen Sprenkel helfen. Sie zeigen, dass er nicht perfekt ist. Der Gedanke ist sowohl unterhaltsam als auch tröstend. Schließlich musste sie heiraten! Das wurde von einer Frau erwartet. Ein Ehemann, der nicht ganz perfekt war, würde sich vielleicht damit zufriedengeben, dass sie ihr eigenes Leben lebte, soweit sie dazu in der Lage war.
»Gib darauf acht.« Seine Stimme dröhnt in ihren Ohren. »Es ist ein Familienerbstück.«
Natürlich gebe ich darauf acht, liegt ihr auf der Zunge, leicht gekränkt von seinem Ton – als wäre sie ein Kind, das ein kostbares Spielzeug bekommen hat und ermahnt werden muss, es nicht zu verlieren. Aber er wendet sich bereits ab, und seine Schritte hallen durch den Flur, wo sie das Dienstmädchen hören kann, das die schwere Ziertruhe, die einem von James’ Vorfahren gehörte, mit Bienenwachs poliert. Es kommt ihr vor, als habe sich jemand ins Zimmer geschlichen und endlich das Fenster geöffnet. Gott sei Dank. Sie kann wieder normal atmen. Sie wirft einen Blick in den Spiegel und ist nicht unzufrieden mit dem, was sie sieht. Die Perlen stehen ihr. Sie fühlen sich nun auch wärmer an, weniger fremd. Gewöhnten sie sich an sie? Gewöhnten sie sich an einen neuen Hals nach den Jahren mit dem alten?
»Willkommen«, sagt sie lautlos zu ihrem Spiegelbild.
Nun ist sie wahrhaftig verheiratet.
Die seidene Schlinge hatte sich zugezogen.
2
Das Schlimmste am Verheiratetsein, befand Louisa nach einem Jahr, war das Klamme. Diese schreckliche Nässe zwischen den Schenkeln hinterher, und dass sie in das Laken sickerte. Louisa konnte dem Dienstmädchen am nächsten Morgen kaum ins Gesicht sehen, und ihre Hoffnung, dass es vielleicht nichts bemerkte, wurde jeden Abend zerstört, wenn die Bettwäsche aus schwerem Leinen gewechselt worden war.
Dann war da noch der Geruch, der mit nichts Ähnlichkeit hatte, was ihre Nase je zuvor wahrgenommen hatte. Louisa gefiel die Vorstellung, von Gerüchen so viel zu verstehen wie von Farben. Letzteres war eine Begabung, die sie von Papa geerbt hatte, der sich immer einen Sohn gewünscht hatte, den er zum Künstler hätte ausbilden können, so wie er die Kunst gelehrt worden war von dem Mann, den er den großen Meister nannte. Aber dieser Geruch, der nach den Besuchen ihres Mannes blieb, war eine Mischung aus Stallgeruch und dem der farblosen Substanz, die ihr Vater benutzte, um seine Pinsel zu reinigen.
Dennoch schien James zufrieden zu sein.
»Sehr gut«, hatte er letzten Monat in demselben Ton gesagt, den er benutzte, wenn der Koch sein Lieblingsgericht zubereitete, eine Rindfleisch-Nieren-Pastete. Bis dahin hatte er nie etwas gesagt, keinen Ton, abgesehen von dem leisen Stöhnen, das er während des Akts ausstieß. Daher hatte dieses »Sehr gut« Louisa innerlich zum Glühen gebracht, weitaus mehr als der Akt selbst.
Anfangs hatte diese ganze Sache sie vollkommen überrascht. Niemand hatte ihr richtig erklärt, was passieren würde. Mama nicht. Ihre Gouvernante nicht. Wäre dieses dumme Mädchen nicht gewesen, mit dem sie gemeinsam Unterricht hatte, hätte sie überhaupt keine Vorstellung davon gehabt.
»Dann wirst du es tun müssen«, hatte Aveline gekichert, als Louisa sie über ihre Verlobung informierte.
»Was denn?«, hatte Louisa erwidert. Sie gefiel sich nicht in der Rolle der Fragestellerin, aber Avelines gepresste Piepsstimme und ihre Unfähigkeit, die Linien auf dem Globus zu verstehen, brachten Louisas
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