Pern 05 - Drachentrommeln
Schmerzen spürte. Auch die lederne Hose war inzwischen so weich, daß sie nicht mehr an den Schenkeln rieb. Banak hatte ihm den Weg genau beschrieben und gemeint, der Ritt werde an die drei Stunden dauern.
Anfangs war Piemur ein wenig ungeduldig, weil sich der Renner strikt weigerte, seine Gangart zu beschleunigen, aber später, als sie die breite Straße verließen und auf einem schmalen Felsenpfad dicht neben tiefen Schluchten dahinritten, empfand er Dankbarkeit, daß sein Tier brav und vorsichtig Fuß vor Fuß setzte.
Da er sich ausrechne n konnte, daß der Wachdrache von Fort das unwegsame Gelände in wenigen Augenblicken überquert hätte und sein Reiter dem Meisterharfner bestimmt gern gefällig war, überlegte er natürlich, warum man ausgerechnet ihn in die Berge schickte. Bis zu dem Moment, da er die Rolle mit der Botschaft an den schweigsamen Minen-Aufseher ablieferte.
»Du kommst von der Harfner-Halle?« Der Mann zog die Brauen hoch und sah ihn mißtrauisch an.
»Ich gehöre zu Meister Olodkeys Lehrlingen.«
Vielleicht wollte man seine Diskretion auf die Probe stellen.
»Hätte nicht gedacht, daß sie ein Kind losschicken würden«, meinte sein Gegenüber brummig.
»Ich bin vierzehn, Meister«, erklärte Piemur und bemühte sich vergeblich um einen eindrucksvollen Baß.
»Schon gut, mein Junge, ich wollte dich nicht kränken.«
»Oh, ich bin nicht gekränkt.« Piemur freute sich, daß seine Stimme nicht kippte.
Der Mann blieb stumm und warf einen Blick zum Himmel.
Seine Miene verfinsterte sich. Piemur schaute nun gleichfalls nach oben. Allerdings verstand er nicht recht, was dem Minen-Aufseher so sehr an den drei Drachen mißfiel, die ein Stück 53
über ihm kreisten. Sicher, der letzte Sporenregen lag erst drei Tage zurück, aber Drachen waren eigentlich immer ein tröstlicher Anblick.
»Du findest Wasser und Futter für deinen Renner dort drüben beim Schuppen«, sagte der Mann und deutete geistesabwesend über die linke Schulter.
Er ließ die Drachen nicht aus den Augen.
Gehorsam führte Piemur sein Reittier in die angegebene Richtung. Er hoffte, daß man auch ihm eine Kleinigkeit anbieten würde, sobald er den Renner versorgt hatte.
Plötzlich stieß der Minen-Aufseher einen ärgerlichen Fluch aus und stapfte in die Hütte. Piemur hatte eben den Schuppen erreicht, als der Mann neben ihn trat und ihm einen kleinen, prall gefüllten Beutel in die Hand drückte.
»Nimm – das ist für den Harfner bestimmt! Und kümmere dich um dein Tier, während ich mich um meine ungebetenen Besucher kümmere.«
Piemurs geschultem Ohr entging weder die Anspannung im Tonfall des Mannes noch der unausgesprochene Befehl, daß er sich nicht sehen lassen sollte. Er entgegnete nichts, sondern schob den Beutel in seine Gürteltasche. Der Mann ging, und Piemur begann mit kräftigen Schwüngen Wasser in den Trog zu pumpen, damit sein durstiger Renner trinken konnte.
Doch sobald der Minen-Aufseher die Hütte erreicht hatte, drehte Piemur sich so herum, daß er die kleine Landeplattform vor der Hütte gut beobachten konnte.
Nur der Bronzedrache kam näher. Die beiden Blauen, die ihn begleiteten, suchten einen Felsensims oberhalb des Berg-werkseingangs auf. Ein Blick auf das mächtige Geschöpf, das mit gespreizten Schwingen landete, erklärte die grimmige Miene des Aufsehers.
Vor ihrem Aufbruch ins Exil hatten sich die Alten vom Fort-Weyr selten in der Öffentlichkeit gezeigt, aber Piemur erkannte Fidranth an der langen Brandnarbe quer über den Rumpf und 54
T’ron an seinem arrogant wiegenden Gang. Mit einer knappen Verneigung trat der Bergwerksmeister beiseite, als T’ron lässig die Reithandschuhe gegen seine Schenkel klatschte und die Hütte betrat.
Als er dem Drachenreiter ins Innere folgte, warf der Minen-aufseher einen forschenden Blick zum Schuppen. Piemur duckte sich hinter den Renner.
Er brauchte wenig Kombinationstalent, um zu erkennen, weshalb der Minen-Aufseher ihm den Beutel übergeben ha tte.
Neugierig öffnete Piemur die Schlaufe. Nur vier der neun Steine, die ihm in die Hand rollten, waren geschliffen oder poliert. Die übrigen, von daumennagelgroßen Klumpen bis zu kleinen, unregelmäßigen Kristallen, befanden sich im Rohzu-stand.
In der Harfner-Halle schätzte man die blauen Saphire sehr; jeder neue Meister erhielt bei seiner Beförderung einen Ring mit einem großen Saphir.
Vier geschliffene Steine?
Vier neue Meister? Ob Sebell auch zu ihnen gehörte?
Piemur überlegte einen
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