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Pern 07 - Moreta, die Drache

Pern 07 - Moreta, die Drache

Titel: Pern 07 - Moreta, die Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Armen. Orlith, die sich immer noch wimmernd hin und her wälzte, sah ihn überhaupt nicht.
     
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AUSKLANG
23.04.43
    Eine Gegenüberstellung sollte ein freudiges Ereignis sein, überlegte Capiam ohne jeden Schwung, als er beobachtete, wie die Drachen tieferglitten, um die Gäste abzuholen und zum Fort-Weyr zu bringen.
    Er hatte nicht recht aufgenommen, was Tirone zu ihm sagte.
    Erst nach einer Weile durchdrang der letzte Satz des Meisterharfners seine düsteren Gedanken.
    »Ich werde meine neue Moreta-Ballade zur Feier des großen Tages singen!«
    »Zur Feier des großen Tages!« fuhr Capiam auf. Desdra packte ihn am Arm und zog ihn von Rogeth weg, der wild um sich zu schlagen begann. »Zur Feier? Ist Tirone wahnsinnig geworden?«
    »Oh, Capiam!« Desdras leiser Ausruf klang ungewöhnlich sanft für die sonst so kühle junge Frau, die eben ihren Meistertitel erworben hatte. Capiam drehte sich erstaunt um. Er sah K'lons versteinertes Gesicht, als sich der Reiter zu Boden schwang.
    »Leri und Orlith gingen im Morgengrauen«, berichtete K'lon mit zitternder Stimme. »Keiner konnte und wollte sie aufhalten. Wir blieben bei ihnen bis zuletzt. Das war alles, was wir tun konnten.« K'lons Augen füllten sich mit Tränen.
    Desdra nahm ihn in die Arme, und Capiam strich ihm über die Schultern. Desdra weinte nicht, aber ihre Mundwinkel zuckten verräterisch.
    »Sie blieben nur, bis die Eier hart waren. Dann mußten wir sie gehen lassen.« K'lon schluchzte.
    Capiam überlegte, ob er dem Mann ein Beruhigunsmittel geben sollte, aber als er Desdra fragend anschaute, schüttelte 412
    sie den Kopf.
    »Sie waren so tapfer! So heldenhaft! Es war furchtbar, das Wissen, daß sie gehen würden! Das Wissen, daß wir eines Morgens aufwachen und erkennen würden, daß sie uns
    verlassen hatten! Wie Moreta und Holth!«
    »Stell dir vor, sie wären gleich gegangen ...« Capiam wußte, daß dieser Einwurf keinen Trost für K'lon bedeutete.
    »Orlith hätte auf alle Fälle ausharren müssen, bis die Eier hart waren«, meinte Desdra. »Leri blieb bei ihr. Sie hatten ein Ziel, und nun ist es erreicht. Heute muß auch ein Freudentag sein, denn junge Drachen kommen zur Welt. Das ist ein schöner Zeitpunkt für den Abschied. Ein Tag, der mit großem Leid begonnen hat, wird in großem Jubel enden. Ein Neubeginn für fünfundzwanzig, nein, für fünfzig Leben, denn die jungen Leute, die heute einen Drachen für sich gewinnen, fangen auch völlig neu an!«
    Capiam starrte Desdra verwundert an. Er hätte das nie so gut auszudrücken vermocht. Desdra redete selten, aber wenn sie es tat, dann wählte sie die richtigen Worte.
    »Ja, ja!« K'lon fuhr sich über die tränennassen Augen. »Ich muß mich darauf konzentrieren. Ich muß an die Zukunft denken. Nicht an das, was geschehen ist.« Er straffte die Schultern und schwang sich auf Rogeth.
    Drachen weinten nicht wie Menschen, aber Capiam fand, daß Tränen vielleicht besser waren als dieses entsetzliche Grau, das die Augen und die Haut der Drachen verfärbte, wenn sie trauerten. Sie stiegen auf, und K'lon brachte sie zum Fort-Weyr. Capiam war erschüttert, als er den dichten Ring von Drachen um den Weyrkessel von Fort sah. Er konnte sie nicht zählen, aber allem Anschein nach waren auch die Vertreter von Telgar, dem in Ungnade gefallenen Weyr, zu diesem großen Ereignis erschienen. K'lon lenkte Rogeth dicht an die Brutstätte heran, eine nicht ganz ungefährliche Aufgabe bei all den Drachen, die über dem Kessel ihre Kreise zogen.
     
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    Jeder wird sich heute zusammennehmen müssen, dachte
    Capiam, und wieder strömten ihm Tränen über die Wangen.
    Desdra streichelte seine Hände, und er wußte, daß sie seine Gefühle teilte, auch wenn sie äußerlich unbewegt wirkte. Jeder verarbeitete die Trauer auf seine Weise. Und ihre klugen Worte vorhin hatten auch ihn ein wenig getröstet.
    Capiam stellte fest, daß man wie immer Tische und Bänke vor den Unteren Höhlen aufgestellt hatte, um die Gäste zu bewirten. Er hoffte, daß er sich betrinken konnte, ehe Meister Tirone seine Ballade vortrug. Der Duft von Bratenfleisch strömte ihm entgegen, aber Capiam spürte keinen Hunger. Es war ein prachtvoller Tag, der vermutlich mit einem strahlenden Morgen begonnen hatte. Energisch wischte sich Capiam über die Augen. Der Meisterheiler von Pern mußte Haltung bewahren und den anderen mit gutem Beispiel vorausgehen. Dieser Tag war ein Beginn, kein Ende.
    Als Desdra ihn zur Brutstätte zog, warf er

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