Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen
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U M GENAU 10.30 U HR fuhr James Eckert vor der Stoddard Hall auf dem Campus des Riveroak College vor, wo Grottwold Weinar Hansen sein Labor hatte. Angie Farrell stand jedoch nicht abfahrbereit am Straßenrand. Natürlich nicht.
Es war ein warmer, sonniger Septembervormittag.
Jim blieb im Wagen sitzen und versuchte, seinen Ärger zu unterdrücken. Es war sicher nicht Angies Schuld. Diesem Idioten von Grottwold war zweifellos wieder etwas eingefallen, um sie Überstunden machen zu lassen, obwohl – oder vielleicht weil – er wußte, daß sie und Jim eigentlich an diesem Vormittag auf Wohnungssuche gehen sollten. Es war schwer, bei jemandem wie Grottwold nicht die Beherrschung zu verlieren, der nicht nur keine Leuchte war, sondern auch noch ganz offensichtlich versucht hatte, Angie Jim abspenstig zu machen und sie für sich zu gewinnen.
Eine der beiden großen Türen an der Vorderseite der Stoddard Hall öffnete sich, und eine Gestalt trat heraus. Aber es war nicht Angie. Es war ein untersetzter junger Mann mit struppigem rötlichen Haar und Schnurrbart, der eine vollgestopfte Kollegmappe trug. Als er Jim im Auto sah, kam er die Stufen herunter, zum Wagen herüber und lehnte sich auf den Rand des offenen Fensters auf der Beifahrerseite des Vordersitzes.
»Du wartest wohl auf Angie?« fragte er.
»Richtig, Danny«, sagte Jim. »Sie sollte schon hier stehen und auf mich warten, aber offensichtlich hält Grottwold sie immer noch fest.«
»Das ist so seine Art.« Danny Cerdak war Assistent an der Physikalischen Abteilung. Er war der einzige andere Volleyballspieler der Klasse AA auf dem Campus.
»Fahrt ihr hinaus, um Cheryls Wohnwagen anzusehen?«
»Wenn Angie jemals rechtzeitig herauskommt«, sagte Jim.
»Ach, sie wird jetzt wahrscheinlich jede Minute hier sein. Sag mal, wollt ihr beiden nicht morgen abend nach dem Spiel bei mir vorbeikommen? Nichts Besonderes, nur Pizza und Bier und ein paar Leute aus der Mannschaft mit ihren Frauen und so weiter.«
»Klingt ganz gut«, sagte Jim verdrießlich, »wenn ich nicht in irgendeiner Extraarbeit für Shorles stecke. Danke auf jeden Fall; und wir kommen sicher, wenn wir es schaffen.«
»Gut.« Danny richtete sich auf. »Ich sehe dich dann morgen beim Spiel.«
Er ging. Jim kehrte zu seinen eigenen Gedanken zurück.
An sich, sagte er sich, sollte er reif genug sein, nicht wegen so etwas die Kontrolle über seine Emotionen zu verlieren, auch wenn sie nur zwei Stunden Zeit hatten, um zu dem Wohnwagenstellplatz zu kommen und wieder zurück, und um zu Mittag zu essen, bevor Angie wieder zu ihrem Teilzeitjob als Grottwolds Laborassistentin mußte. Er mußte sich einprägen, daß Frustrationen ein Teil des Lebens waren. Er mußte lernen, mit Problemen wie egoistischen Fakultätsvorstehern, unzureichenden Gehältern und einer Wirtschaft zu leben, die Riveroak College, wie alle anderen Ausbildungsstätten, so weit finanziell einschränkte, daß man mit einem Doktordiplom in mittelalterlicher Geschichte nur mehr seine Schuhe putzen konnte, ehe man sich zum Kohlenschippen bewarb.
Hier riß sich Jim aus seinen Gedanken, da er bemerkte, daß diese Wiederholung der Dinge, die er durchzustehen hatte, ihn nicht etwa beunruhigte, sondern daß statt dessen seine Knöchel weiß wurden vor Anstrengung und seine Fäuste begannen, das altersschwache Steuerrad des Schluckspechts zu verbiegen. Nichts am Schluckspecht war fest genug, um eine solche Behandlung widerspruchslos hinzunehmen. Für einen zehn Jahre alten Fiat war er immer noch ein treues, kleines Auto, aber kein ehrlicher Mensch konnte behaupten, er sei in gutem Zustand. Dagegen war Jim selbst – wie viele Volleyballspieler der AA-Klasse – topfit. Er war knapp 1,80 m groß, aber selbst erfahrene Gewichtsschätzer vertaten sich gewöhnlich bei seinen zweihundertzehn Pfund, meist Knochen und harte Muskeln, um zwanzig oder mehr nach unten. Unglücklicherweise gab diese Muskelmaschine, gepaart mit einem Instinkt für sofortige Gegenaktionen bei Herausforderungen – was auf dem Volleyballfeld bei der Sorte von Gegnern, denen er nun seit einigen Jahren in Turnieren gegenüberstand, sehr nützlich war, aber vielleicht nicht das Ideale in gesellschaftlicher Hinsicht – Jim einigen Anlaß, sich Sorgen um sich selbst zu machen.
Dem Himmel sei Dank für Angie. Das Schöne an ihr war, daß sie bei den Leuten Resultate erzielte, ohne auch nur im geringsten wütend zu werden, und das in Situationen, in denen Jim geschworen hätte,
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