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Perry Rhodan - 2522 - Winter auf Wanderer

Titel: Perry Rhodan - 2522 - Winter auf Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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ausgeschickt hatte, mich zu finden, die Zusammenarbeit verweigert. Vielleicht wollte ES nun klarstellen, wer der Herr im Haus war. Wenn ich mich schon erdreistete, die Superintelligenz herauszufordern wie ein trotziges Kind, konnte ES diesem Kind durchaus eins »zwischen die Löffel« geben.
    »Ich will ja keine Unruhe schüren«, meldete sich MIKRU-JON, »aber diese Situation ist äußerst ungewöhnlich. Auf mich wirken Kräfte ein, die ich nicht einschätzen kann. Sämtliche Messungen verlaufen negativ, doch ist da etwas, das mir schwer zu schaffen macht. Ich kann unsere Sicherheit nicht mehr gewährleisten und empfehle, so schnell wie möglich umzukehren.«
    Ein Zittern, das mich fast von den Beinen gerissen hätte, lief durch das Schiff, und ich hörte ein Dröhnen der Triebwerke, das mich nachdrücklich daran erinnerte, dass MIKRU-JON von den unbekannten Kräften jeden Augenblick zerrissen werden konnte. »Ich wiederhole, wir müssen sofort ...«
    MIKRU-JON verstummte. Das Zittern des Schiffskörpers ließ nach.
    »ES hat uns geprüft«, sagte Ras, ohne die Augen zu öffnen. Er lag mehr in dem Sessel, als dass er saß. Seine Haut war noch immer fahl und schweißnass. Er zitterte am ganzen Leib. »Und uns für würdig befunden.«
    Also doch! Genau, wie ich es mir gedacht hatte. Aber was für eine Prüfung war das gewesen? Hätte ein abgestürzter Kreuzer mich unwürdig gemacht?
    Die Holos der Außenoptik zeigten, dass sich der Nebel allmählich auflöste. Grelle Helligkeit durchdrang das gleichförmige Grau, ließ die dichten Schwaden verdampfen. In Schlieren zogen sie davon. Natürlich eine optische Täuschung, aber sie erfüllte ihren Zweck. Mein Gehirn konnte die Sinneseindrücke auf diese Weise zumindest einigermaßen adäquat umsetzen.
    MIKRU-JON ging tiefer. Als hätte es nie eine Nebelwand gegeben, übertrugen die Sensoren Bilder einer grünen Insel im Ozean, über der strahlender Sonnenschein herrschte. Ich erkannte ihre Umrisse sofort. Sie entsprachen annähernd denen der Darstellung auf jener Kartusche, die in der Halle der 1000 Aufgaben meine besondere Aufmerksamkeit gefunden hatte.
    Talanis! Eine Landmasse mit mehr ungelösten als gelösten Geheimnissen, zu der ES eine ganz besondere Beziehung hatte. Die Insel der Schmetterlinge – das Sprungbrett nach Wanderer?
    Vor vielen Jahrmillionen hatten auf dieser Insel ungezählte Schmetterlinge mit spiraligen Zeichnungen auf den Flügeln gelebt – sie galten als Manifestationen der Superintelligenz und ihres Wunsches nach Frieden. Solange sie flogen, währte der Friede. Damals hatte die Milchstraße noch den Namen Ammandul getragen und ES hatte längst nicht die Kunstwelt Wanderer als ihr Refugium erschaffen.
    Eine Hälfte des Planeten Ambur, verwaiste Ursprungswelt der Vojariden, die als die Geburtshelfer von ES fungiert hatten, wurde von ES als künftiger Wohnsitz erwählt. Wanderer entstand – durchaus möglich, dass Talanis damals Bestandteil der von der Superintelligenz neu gestalteten Oberfläche des geteilten Planeten war.
    Genau wie ES schien auch die Insel der Schmetterlinge zeitlos zu sein und mehrere Umwandlungen der Heimat des Unsterblichen von Wanderer schadlos überstanden zu haben. Und nun rückte sie wieder in den Brennpunkt des Geschehens.
    Ich riss mich zusammen und konzentrierte mich auf die Gegenwart, bekam mit, dass Ras Tschubai Kursanweisungen murmelte, die MIKRUJON offensichtlich kommentarlos befolgte.
    »Entsprechen die Daten noch Aveda?«, fragte ich das Schiff.
    »Nein«, antwortete das Schiff knapp.
    Minuten später setzte es ohne weitere Probleme auf einer weiten, grasbewachsenen Ebene fast genau im Zentrum der Insel auf.
    *
    Das einzige Gebäude in Sichtweite war eine Art Tempel, keine 300 Meter vom Landeplatz entfernt.
    Ich hatte den Eindruck, dass das Bauwerk irgendwie nicht hierher gehörte; gleichzeitig fügte es sich unerklärlich harmonisch in die Landschaft ein. Es erinnerte mich an ein von Licht durchflutetes, klassisches griechisches oder römisches Gebäude mit makellos weißen Säulen, die ein schmales, helles Dach trugen. Doch es schien sich permanent zu verändern . Im einen Moment wurden die Säulen schmaler und wuchsen in die Höhe, im nächsten wurden sie wieder breiter, stämmiger, schrumpften ein. Das Gebilde wirkte unversehens wuchtig, trutzig; zwar noch immer wie ein Ort des Gedenkens, aber wie einer, dessen Bewohner sich gegen ungläubige Feinde zu verteidigen wussten, die ihnen nichts Gutes wollten.
    Ras

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