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Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker

Titel: Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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er wird leiser. Bald wird er weg sein.  
    Das macht mich traurig.
    Aber nur kurz. Ich habe jetzt eine Stimme in mir. Sie ist immer bei mir. Und die Stimme in mir sagt oft einen anderen Namen: Sinnafoch. Ihn werde ich nie vergessen. Wenn ich ihn höre, möchte ich vor Freude in die Luft springen, so laut niesen, wie ich nur kann.  
    Am liebsten will ich immer bei Sinnafoch sein. Aber das geht nicht, sagt die Stimme. Hab Geduld, sagt sie. Du musst erst wieder zu Kräften kommen. Die Operation war schwierig. Die Ärzte haben noch nie einen Okrill gesehen. Es hat Komplikationen gegeben.  
    Was sind K-o-m-p-l-i-k-a-t-i-o-n-e-n?, frage ich. Ich kenne das Wort nicht. Ich kenne viele Wörter nicht. Ich weiß vieles nicht. Das weiß ich, seit die Stimme bei mir ist. Und obwohl ich weiß, dass ich vieles nicht weiß, weiß ich, dass ich mehr weiß als früher.  
    Die Operation ist nicht nach Plan verlaufen, sagt die Stimme. Ein Okrill wie du besitzt keinen Induktionsdamm. Die Ärzte haben das Unmögliche möglich ge macht. Und du brauchst dir keine Gedanken zu machen, dass du das Wort nicht kennst. Du lernst.  
    Ja.
    Die Stimme in mir kann meine Gedanken lesen. Das ist gut so, sagt sie. Sie ist mein Freund, mein Lehrer. Sie will mir helfen. Und je mehr sie über mich weiß, desto besser kann sie mir helfen.  
    Beim Lernen.
    Lernen.
    Ich habe gleich verstanden, was das Wort bedeutet. Als hätte etwas in mir nur darauf gewartet, dass es jemand sagt.  
    Die Stimme hat es gesagt. Dafür bin ich ihr dankbar. Deshalb ist sie mein Freund. Lernen ist ... ich weiß kein Wort dafür. Es fühlt sich gut an. Ich fühle mich stärker mit jedem neuen Wort, das ich lerne.  
    Du lernst gut, sagt mein Freund, und es tut gut. Und damit du lernst, musst du denken.  
    Das tue ich, antworte ich.  
    Ja, und ich bin sehr beeindruckt von deinen Gedanken. Aber du musst auch lernen, richtig laut zu denken.  
    Was ist richtig laut denken?
    So zu denken, dass nicht nur ich es verstehe.
    Du meinst sprechen.
    Stille.
    Dann sagt die Stimme: Du bist außergewöhnlich klug, Philip.  
    Mir wird ganz warm, beinahe so warm, als würde die Stimme den Namen Sinnafochs sagen.  
    Sprechen ist die höchste Stufe des lauten Denkens, sagt die Stimme. Du wirst sie vielleicht eines Tages erklimmen, aber vorher müssen die Okrivar deinen Organismus genauer verstehen. Erst dann werden sie wieder eine Operation wagen und deine Stimmbänder anpassen.  
    O-k-r-i-v-a-r, denke ich. O-r-g-a-n-i-s-m-u-s, O-p-e-r-a-t-i-on. Beginnen alle schwierigen Wörter, die ich nicht kenne, mit O?  
    Die Stimme lacht, aber es ist ein gutes Lachen, kein Auslachen. Alle Indizien deuten darauf hin, nicht wahr? Aber der Schein trügt, die Häufung ist ein Zufall. Und dann sagt die Stimme: Du bist der interessanteste Freund, den ich seit langer Zeit hatte.  
    Du hattest andere Freunde vor mir? Es macht mich traurig. Freundschaft ist für immer. Ich weiß es. Nein, ich habe es gewusst. Ich denke an den Menschen ohne Haare. Sein Name fällt mir wieder nicht ein. Er muss mein Freund gewesen sein. Aber das ist jetzt egal, das war vorher. Freundschaft ist doch nicht für immer. Sie ist für den Moment. Und dieser ist Sinnafoch.  
    Den einen oder anderen, sagt die Stimme. Aber keinen wie dich.  
    Erzähl mir von ihnen!, bitte ich. Ich mag Geschichten.  
    Später. Erst bist du an der Reihe, Philip. Sieh zum Tisch.  
    Ich tue es. Ich tue alles, um was mein Gedankenfreund mich bittet. Ein Stück Metall liegt auf dem Tisch.  
    Es war vorher nicht da.  
    Was ist das?, frage ich.  
    Hol es!, sagt die Stimme.  
    Ich lasse meine Zunge hervorschnellen, greife das Metall. Es ist warm, wie ich es gesehen habe.  
    Was ist das?, frage ich noch mal. Ich drehe das Metall mit der Zunge hin und her, betaste und beäuge es. Es ist biegsam, als wäre es kein Metall.  
    Ein Gedankenaufzeichner.
    Was macht er?
    Er zeichnet die Gedanken auf, die du laut denkst.  
    Ich weiß nicht, warum, aber mir ist dabei nicht wohl. Wozu soll das gut sein?  
    Du kannst dir deine eigenen Gedanken später noch einmal anhören, sagt die Stimme. Das kann sehr instruktiv sein, dir beim Lernen helfen.  
    Ich lerne gut, sagte ich, du hast es eben gesagt.  
    Du kannst noch besser lernen. Und außerdem kann der Gedankenaufzeichner deine Gedanken in Worte umwandeln, in Sprache. Eines Tages wenigstens.  
    Ich verstehe meine Gedanken auch so.
    Du schon. Aber denk an andere, an Sinnafoch.
    Sinnafoch! Mir wird ganz heiß.

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