Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten
höchstens sagen können: »Ja, ich kenne die Zehn Gebote – aber ich handle nicht danach«. Wo Moralvorstellungen nicht in personalen Motiven verankert sind, können sie auch nicht unser Handeln bestimmen.
Willensfreiheit ist ohne Determiniertheit nicht möglich
Wir kommen letztendlich zu dem Schluss, dass Willensfreiheit mit einer Determiniertheit verträglich ist, dass Indeterminiertheit Freiheit niemals steigern kann und dass ein zu hohes Maß an Indetermination (an Zufall) die Freiheit sogar beeinträchtigt. Dies ist nicht in dem fatalen Sinne von »Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit« gemeint, sondern in dem Sinne, dass mein Handeln durch meine Motive bestimmt wird, die wiederum aus meiner Persönlichkeit resultieren. Das ist der Standpunkt des Kompatibilismus. In dem Maße, in dem die Entwicklung meiner Persönlichkeit durch Zufälligkeiten bestimmt ist, nimmt meine Willensfreiheit ab.
Meine Persönlichkeit darf aber nicht zwanghaft mein Handeln bestimmen, sondern muss Optionen zulassen. Diese Optionen ergeben sich erstens aus der Vielfalt möglichen Handelns – und die ist bei uns Menschen fast unbegrenzt –, und zweitens daraus, dass mein Gehirn bewusst oder unbewusst Alternativen und ihre Konsequenzen nach ihrer Wünschbarkeit abwägt. Dies tut es je nach meinen Erfahrungen, und so geht hierbei mein Erfahrungsgedächtnis ein, und damit alles, was ich je erlebt habe und mein limbisches System als gut oder schlecht bewertet hat. Dieser Prozess ist der wichtigste in unserer Handlungssteuerung. Er würde nicht funktionieren, wenn hierbei Zufall und motiv-loses Entscheiden eine maßgebliche Rolle spielten.
Literaturzitate und
weiterführende Literatur
Kapitel 1
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Kapitel 2
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