Buon Natale
Simon
„ Hey, Simon, hast du gesehen, wie der Chef die Tussi aus der Buchhaltung angebaggert hat?“, fragt mich mein Kollege, als wir gemeinsam durch die dunklen Straßen nach Hause torkeln. Marco hat einen Arm um meine Hüfte gelegt und ich den meinen um seine Schultern, damit wir uns gegenseitig stützen. Die Weihnachtsfeier hat ein sehr feuchtes Ende genommen.
„ Du meinst Bea?“ Ich versuche mir, ihr Gesicht vorzustellen, doch es gelingt mir einfach nicht. Meine Gedanken schweifen immer wieder zu dem Mann an meiner Seite, mit dem ich einen sehr schönen Abend verbracht habe. Obwohl wir schon mehrere Jahre zusammenarbeiten, sind wir erst heute so richtig ins Gespräch gekommen. Wir haben uns über alles Mögliche unterhalten, so als ob wir schon immer die besten Freunde gewesen wären.
„ Keine Ahnung, wie die heißt, mio amico . Findest du nicht, dass es die Weiber bei den Vorgesetzten einfacher haben?“ Seine Hand wandert tiefer, zu meinem Hintern. Wahrscheinlich denkt er dabei gerade an Bea, was mir ein Grinsen entlockt. Die sieht auch wirklich nicht schlecht aus, aber mein Fall ist sie nicht. Irgendwie war bis jetzt noch keine Frau so richtig mein Fall.
Wieder muss ich ihn ansehen. „Ich denke, der Chef war mindestens genauso voll wie du gerade und hat nicht mehr gewusst, was er macht.“ Marcos Hand verschwindet in meiner Gesäßtasche, während ich noch hinzusetze: „Außerdem ist er verheiratet.“
Der Südländer grinst mich schief an. „Ich bin nicht voll. No, no. Ich weiß noch genau, was ich mache.“ Er kneift mir in den Po. „Hast du grad ne Freundin, Simon? Una ragazza? “ Marco ist genau der Typ Mann, auf den die Frauen abfahren, denke ich mir. Den gut durchtrainierten Body hat er jetzt unter einem dicken Parka versteckt und die dunklen Haare unter einer Mütze, aber seine hellen Augen funkeln fröhlich. Sein Lächeln und vor allem der italienische Akzent lassen sogar mein Herz flattern. Verdammter Alkohol. Auch seine Hand an meinem Arsch stört mich nicht!
„ Nee, bin seit einem Jahr wieder Single. Lief nich so besonders zwischen uns“, antworte ich ihm, wobei ich genauso verschmitzt grinse wie er. Es ist angenehm, ihn so nah und warm bei mir zu spüren, denn trotz des Alkoholpegels in meinem Blut ist mir verdammt kalt. Feine Wölkchen bilden sich vor unseren Gesichtern, die im Licht der Laternen geisterhaft davonschweben. In der Ferne schlägt eine Kirchenuhr die mitternächtliche Stunde. Die Straßen sind verlassen, aber in vielen Fenstern leuchten bunte Sterne, Lichterketten oder kleine Tannenbäume. Noch eine Ecke weiter, und dann bin ich endlich zu Hause. „Ich hasse Weihnachten“, entschlüpft es mir gedankenlos, als es auch noch zu schneien anfängt.
Marco sieht mich mit hochgezogenen Brauen an. „Wir könnten zusammen feiern, wenn du Lust hast.“ Er kann sich sicher noch daran erinnern, dass meine Eltern vor drei Jahren bei einem Autounfall ums Leben kamen. Aber wer kann das nicht. Die ganze Abteilung hat damals mitbekommen, wie ich heulend am Telefon zusammengebrochen bin.
Jetzt sehe ich ihn verwundert an. „Ich soll mit dir nach Italien kommen?“
Marco schüttelt den Kopf und blickt mir tief in die Augen. In meinem Bauch beginnt es zu kribbeln. „ No , ich bleib dieses Jahr hier. Die Fahrt lohnt sich nicht, ich muss zwischen den Feiertagen ins Büro.“
Verdammt, was ist nur los mit mir? Allein sein Lächeln reicht aus, dass mir trotz der Kälte das Blut in den Schwanz schießt. Zum Glück erreichen wir gerade den Hauseingang, wo wir uns aus der Umklammerung lösen. Als ich aufsperre, zittern meine Hände, aber nicht wegen der Kälte. „Na dann, komm gut nach Hause.“ Ich nicke ihm zu und klopfe ihm kameradschaftlich auf die Schulter, doch Marco drückt mich einfach in den dunklen Hausflur, bis ich mit dem Rücken gegen eine Wand stoße. „Hey, was soll das?“
Seine Hände liegen auf meiner Brust. „Du hast mir noch keine Antwort gegeben.“
„ Was?“ Ich fühle mich total verwirrt, denn sein Gesicht kommt immer näher. Plötzlich beginne ich zu schwitzen. Mein Herz schlägt drei Takte schneller. Der Typ baggert mich tatsächlich an!
„ Wollen wir Heiligabend nun zusammen verbringen?“, wiederholt er die Frage von vorhin, doch ich bin nicht fähig, ihm darauf zu antworten. Er öffnet den Reißverschluss meiner Jacke und zerrt mein Hemd aus der Hose. Marco drückt seine Hände auf meinen nackten Bauch. Unweigerlich zucke ich zusammen, aber nicht,
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