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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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schweres bewaffnetes Handelschiff, an dem er beteiligt war. Seine Flagge flatterte am Mast; ein Falke mit erhobener Klaue. Ich sah, dass der Herr mich anstarrte, als ich einen Eimer mit kochendem Pech abstellte und ging, um den nächsten zu holen. Er sagte etwas zum Schiffszimmermann, der etwas zu Matthew hinüberrief. Neugierig wandte ich den Blick von dem Pech ab, das ich gerade abzapfte, und die heiße Masse spritzte auf meine nackten Beine. Ich hatte mich zuvor schon verbrannt, aber noch nie so übel wie dieses Mal.
    Schreiend rannte ich zur Pumpe, um die Beine in Wasser zu tunken, doch der Edelmann bestand darauf, dass ein Bader gerufen wurde, der meine Wunde verband und mir ein Stärkungsmittel gab. London Treacle war eine Mischung aus in Wein gelösten Kräutern und Honig, und manche Männer behaupteten, sie würden sich selbst etwas antun, um es zu bekommen. Es war der erste Wein, den ich jemals trank. Ich lag im Kontor des Schiffsbauers, inmitten von Zeichnungen und Schiffsmodellen, die er anfertigte, ehe sie das richtige Schiff bauten, und schlief ein.
    Träumte ich von dem Edelmann, weil er so freundlich zu mir gewesen war? Oder hat er sich tatsächlich über mich gebeugt? Ich weiß es nicht, aber ich habe eine vage Erinnerung an das Gesicht eines alten Mannes, der unter den Lippen eher ein feines Büschel Haare anstatt eines Bartes trug. In einem Moment lächelte er, im nächsten wurden seine Lippen schmal. Auch seine dunklen Augen wirkten einmal düster und besorgt, nur um dann mit einer eindringlichen, furchteinflößenden Klugheit auf mich herniederzustarren, als könnten sie sich geradewegs in mein Herz und meine Seele bohren, wie das Messer eines Baders.
    Als wir uns für den Heimweg bereit machten, fragte ich Matthew nach ihm und sagte, er habe besorgt und freundlich ausgesehen. Matthew lachte bitter auf.
    »Freundlich? Aye, und wie freundlich er ist. Einer dieser adligen Kerle, der so freundlich ist, dich nach Paddington Fair zu schicken.«
    Er blickte mich nicht an, sondern starrte auf den Fluss, wo die Gezeiten gerade wechselten und ein Boot abgetrieben wurde. In seinen Geschichten erzählte er mir oft, dass wir eines Tages mit der Flut zu einem weit entfernten Land aufbrechen würden, und ich dachte stets, das seien nichts als Geschichten. Doch jetzt lag etwas in seiner Stimme, das mir verriet, dass er am liebsten auf diesem Boot wäre. Ich umklammerte seine Hand.
    »Paddington Fair? Er will mich nach Tyburn schicken? Das würde er nicht tun! Warum? Was habe ich getan?«
    Er lachte. »Nix! Weißt du denn nicht, wann ich einen Scherz mache?«
    Er tat immer noch so, als hätte er einen Witz gemacht, als er mit mir zu einem Feuer am Rande des Hofes ging, an dem nur wenige Menschen saßen.
    Manche Leute am Hafen sagten, Matthew sei ein Hellseher, weil er ihre Daumennägel polierte, bis sie im Feuerschein glänzten, und dann ihre Zukunft darin sah. Ich hatte ihn oft angebettelt, mir meine zu verraten, aber er hatte sich stets geweigert. Jetzt warf er ein paar Scheite ins Feuer, hockte sich daneben und starrte in die Flammen.
    Ich hatte gesehen, wie er das bei anderen machte. »Erzählst du mir jetzt meine Zukunft?«, fragte ich und polierte aufgeregt meinen Daumennagel.
    Er grinste. »Nein, Tom. Für deine Zukunft brauche ich mehr als einen Nagel.«
    Sein vom Feuer erhelltes Gesicht schien nur noch aus Augen zu bestehen. Der Hafen war still. Das hektische Rufen, das Hämmern, Sägen und Schwenken der Balken war vorbei. Der Edelmann war mit dem Schiff zufrieden, und sie brachten die Leinwand an Bord, bereit, die Segel zu hissen. Zwei Männer näherten sich streitend. Matthew wartete, bis sie vorbeigegangen waren, dann öffnete er sein Wams und anschließend sein Hemd, das er im Winter niemals auszog. Darunter trug er einen Gürtel, an dem ein Beutel befestigt war. Er begann, etwas aus dem Beutel zu holen, stopfte es jedoch noch einmal zurück.
    »Erzähl niemandem davon, oder ich bin ein toter Mann!«
    Ich begriff, dass viele seiner Scherze die Angst bannen sollten, die ihn bis zu einem bestimmten Grad stets begleitete. In diesem Moment erfasste ich nur die pure nackte Macht dieser Angst, was umso entsetzlicher war, als ich sie so unerwartet bei jemandem wahrnahm, der auf mich stets den Eindruck eines einfachen, heiteren Mannes gemacht hatte.
    Er blickte sich ständig um und holte etwas aus seinem Beutel, von dem ein Glanz wie von einem Feuer auszugehen schien. Es war ein Anhänger mit einem Falken,

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