Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
auf keinen Fall ins Krankenhaus«, sagte Katinka sofort. Nebel schwirrte durch ihren Kopf. »Ich muss mich duschen. Schnell. Dieses verfluchte Benzin…« Sie bemerkte selber, dass sie vollkommen aufgedreht war, vollgepumpt mit Adrenalin. Nah an der Hysterie. Ein paar Zentimeter vom Zusammenbruch entfernt.
    Hardo sagte gar nichts. Er nickte nur und gab Anweisungen. Ruth Stein tauchte aus dem Dunkel auf.
    »Die Kollegin hat Norbert einkassiert«, sagte ein Grüner beeindruckt. Katinka grinste. Sie begann zu lachen, presste sich die Hand vor den Mut und schloss die Augen. Plötzlich fror sie in ihren klatschnassen Sachen. Eine dumpfe Taubheit ergriff von ihrem Körper Besitz.
    »Geh nicht weg«, flüsterte sie.
    »Wohin denn«, antwortete Hardo. Er hielt sie im Arm und murmelte zärtliche kleine Silben, bis sie sich halbwegs beruhigt hatte. »Gehen wir besser, was?«
    Sie nickte. Hardo zog sie hoch, und gemeinsam gingen sie langsam den Hang hinunter zu den Einsatzwagen.
     
    Im Schatten seines Golfs zog sie ihre Klamotten aus. Ruth Stein brachte einen Polizeipullover und eine Trainingshose, die Katinka zu groß war, aber sie krempelte einfach die Beine hoch. Der Rettungswagen mit Cuno war schon abgefahren. Wenn sie ihn gleich beatmeten, würde er es schaffen. Bestimmt. Sie fuhr sich mit klebrigen Fingern durch das nasse Haar. Sie ekelte sich vor dem Benzingestank. Ohne mit der Wimper zu zucken würde sie in den nächstbesten See springen, um das Zeug abzukriegen, und wenn sie als Eisblock herauskäme.
    »Morgen kommen Sie vorbei und unterschreiben das Protokoll, klar?«, sagte die Stein, als Katinka schon in Hardos Auto kroch.
    Sie nickte.
    »Klar«, sagte sie schwach.
    Auf der Fahrt erzählte sie alles haarklein. Die Geschichte musste raus. Die Angst, die ihr in den Knochen steckte und aus dem Dunkel des Waldes rechts und links der Straße Fratzen schnitt.
    »Wie konnten Karl und Norbert hier auftauchen?«, fragte Hardo, als Katinka geendet hatte.
    »Ich nehme an, Georg hat seinen Bruder angerufen und seinen Standort durchgegeben. Georg wusste, dass Karl alles tun würde, um ihn, also Georg, zu schützen. Keine Ahnung, was zwischen den beiden passiert ist, dass sie wie Pech und Schwefel zusammenhalten. Georg wusste auch, dass Karl Hagen als unliebsamen Zeugen aus dem Weg geräumt hat. Wenn ich nur eine Ahnung hätte, wie Hagen darauf kam, dass Georg der Brandstifter ist.«
    »Vermutlich entdeckte er die Scheune, indem er sich ähnlich wie du an Georgs Fersen heftete. Das werden wir nie rauskriegen.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, murmelte Katinka. »Aber Wertinger hat ebenfalls was aufgeschnappt. Die Sache mit dem Curare. Süßholz hat einfach damit gehandelt. Es war für ihn nur ein Geschäft.«
    »Die ganze Welt besteht aus Typen wie Karl Süßholz«, sagte Hardo. »Sie fragen nicht, was sie kaufen und verkaufen. Deswegen gibt’s Kriege. Ist ein bisschen vereinfacht ausgedrückt. Aber vom Prinzip her stimmt es.«
    »Wie kam es nur, dass Karl Süßholz aus dem Fahndungsraster fiel?«
    »Frag Ruth. Sie hatte ihn auf ihrem Zettel, aber sie wusste ihn nicht genau einzuordnen. Erst die Verbindung zu Georg schließt den Kreis, und natürlich die Erkenntnis, dass Georg die Feuer gelegt hat.«
    »Warum hat er das getan?«
    »Daran werden sich noch ein paar Experten die Zähne ausbeißen. In Verbindung mit Georgs Krankengeschichte könnte ich mir vorstellen, dass die Brände eine Art Läuterung für ihn darstellten. Pyromanie ist ein klar umrissenes Krankheitsbild. Tritt fast ausschließlich bei Männern auf, meistens bei solchen mit geringen sozialen Fähigkeiten. Aber damit sollen sich die Psychologen befassen.« Er schwieg einen Moment, bevor er fragte: »Hast du schlimme Schmerzen?«
    »Es geht«, sagte Katinka. Sie wusste, dass die Aufregung und das Adrenalin die Schmerzen unterdrückten. Sie wollte nicht gerne daran denken, wie sich ihr Körper in einer oder zwei Stunden anfühlen würde. »Ich muss wegen Cuno nachfragen.«
    »Er wird wieder«, sagte Hardo. »Die Lähmungen hatten gerade erst eingesetzt. Es gibt Gegenmittel. Sie beatmen ihn. Hab keine Angst.«
    Hab keine Angst. Ein einfacher Satz aus drei Wörtern. Hab keine Angst. Die Tränen stiegen ihr in die Augen.
    »Wenn ich nur wüsste, ob Karl oder Norbert Wertinger auf dem Gewissen haben.«
    »Das kriegen wir raus.«
    Katinka nickte. Hardos Hand tastete zu ihr herüber, und sie griff danach. Sie war warm. Und groß genug, um darin zu

Weitere Kostenlose Bücher