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Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Titel: Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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meine Zunge im Zaum und richtete den Blick auf die Spulen der Bandmaschine neben meinem Stuhl. Als das Schweigen andauerte, wurde er nervös. Er wand sich auf seinem Hocker und hob die gefesselten Hände, um sich mit den Fingern durchs Haar zu fahren. Als ich das Schweigen schließlich brach, sah ich die Dankbarkeit in seinen Augen und merkte, wie ungeduldig er darauf wartete, mir antworten zu dürfen.
    »Wusste der Engländer, wer Sie waren, als Sie ihm diesen Vorschlag machten?«, fragte ich.
    »Ich hatte ihm nur gesagt, er könne mich Otto nennen.«
    »Wusste er, für wen Sie arbeiteten? Oder lassen Sie es mich anders ausdrücken: Wusste er, für wen Sie zu arbeiten
vorgaben?
«
    Das letzte Wort meiner Frage ließ den Gefangenen zusammenzucken. »Ich war kein Neuling im heiklen Geschäft der Agentenanwerbung. Ich blieb angemessen unbestimmt und redete von der antifaschistischen Front und den weltweit sich gegen ihre Ausbeuter wendenden Arbeitern. Aber der Engländer hatte Grips. Obwohl er zu diskret war, es auszusprechen, kann er kaum daran gezweifelt haben, dass ich im Auftrag der Moskauer Zentrale und der Sowjetunion arbeitete.«
    »Was geschah, nachdem Sie ihm angeboten hatten, für Sie zu arbeiten?«
    »Er stimmte auf der Stelle zu.«
    »Ohne zu zögern?«
    »Ohne zu zögern. Ja.«
    »Kam es Ihnen nicht komisch vor, dass er nicht unsicher war und nicht um Zeit bat, die Risiken abzuwägen und die Konsequenzen seiner Entscheidung zu überdenken?«
    »Ich hatte sowohl den Abenteurer als auch den Idealisten in ihm angesprochen. Ich hatte ihn dazu eingeladen, dem bolschewistischen Projekt, nämlich das kapitalistische Chaos durch eine proletarische Ordnung zu ersetzen, seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Ich hatte ihm eine bedeutungsvolle Existenz angeboten – die Aussicht darauf, war auch eines meiner Motive, als ich selbst zugestimmt habe, für die Zentrale zu arbeiten. Vielleicht war es bei Ihnen ähnlich. Wenn ich mir die Situation im Regent’s Park noch einmal vor Augen rufe: Nein, ich war nicht überrascht, dass der Engländer begeistert nickte.«
    Ich beschloss, den Gefangenen zu provozieren, um ihn in seiner eindeutig sorgsam vorbereiteten Erzählung aus dem Konzept zu bringen. »Aus Sicht der Zentrale ist die Anwerbung des Engländers eine eher zwielichtige Entscheidung. Wie kann er ein aufrichtiger Agent sein, wenn die Person, die ihn rekrutiert hat, ein überführter deutscher Spion ist?«
    »Sie denken wie ein Hund, der sich in den eigenen Schwanz beißt«, erwiderte er.
    »Wie können Sie es wagen, eine Tschekistin zu beleidigen?«
    Mein Ausbruch schien ihn zu amüsieren. »Jemand, den nur noch wenige Minuten von seiner Hinrichtung durch einen Genickschuss mit einer großkalibrigen Pistole trennen, macht sich keine Gedanken darüber, ob er eine Tschekistin beleidigt.«
    Ich musste zugeben, dass er nicht unrecht hatte und es zu nichts führen würde, wenn ich den Angriff persönlich nahm. »Sie beantworten meine Frage nicht«, bemerkte ich ruhig. »Nicht nur Sie, damals Londoner Resident des NKWD und Führungsoffizier des Engländers, haben das Vaterland verraten. Auch Ihr Vorgänger in der Londoner Residentur, Ignati Reif, Deckname ›Marr‹, hat für den Engländer gebürgt, das Vaterland verraten und wurde folgerichtig hingerichtet. Darüber hinaus ist ein weiterer sowjetischer Führungsoffizier des Engländers …«, ich blätterte durch meine Karteikarten, bis ich die richtige fand, »Alexander Orlow, Deckname ›Der Schwede‹, letzten Monat zum Westen übergelaufen …«
    »Der Schwede ist
übergelaufen!
«
    »Sein richtiger Name ist Leiba Lasarewitsch Felbing – er ist Israelit. Er hat seinen Posten in Südfrankreich verlassen und ist seitdem verschwunden.«
    »Orlow war ein aufrichtiger Bolschewik. Er hat in der Revolution gekämpft und war mit der Roten 12. Armee nach der Revolution an der polnischen Front. Felix Dserschinski persönlich hat Alexander zum Geheimdienst gebracht. Wenn es aussieht, als wäre er übergelaufen, sollten Sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass es Teil einer Operation der Zentrale ist, mit dem Ziel, den Gegner mit Falschinformationen zu versorgen.«
    »Ich muss nicht extra erwähnen, dass ich meine Vorgesetzten konsultiert habe. Orlows Überlaufen ist nicht Teil irgendeiner Operation, und er weiß von der Verbindung des Engländers zum NKWD. Etliche Berichte des Engländers aus dem Feld sind durch seine Hände gegangen, und doch ist der Engländer,

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