Phillips Susan Elizabeth
ging zu Boden, im Sturz kam ihr Kopf nach oben, und da erspähte sie ihn. Inmitten all des Wahnsinns, des wilden Gerangels und verrückten Rempelns, in all dem Krawall und Chaos gelang es ihr, ihn kaum dreißig Schritt weit entfernt zu entdecken. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich blitzartiges Entsetzen ab, nicht wegen des Sturzes – irgendwie hatte sie sich wieder aufgerappelt, ehe beide Knie aufschlugen – sondern seines Anblicks wegen. Ihre Blicke trafen sich, die Kameras rückten näher, und der in ihr Gesicht geschriebene Hilferuf ließ sie wieder wie ein Kind aussehen. Er starrte sie an – ohne sich vom Fleck zu rühren – und nahm diese weingummigrünen Augen in sich auf, die
noch immer voller Hoffnung waren, es könnte doch noch ein Geschenk für sie unter dem Weihnachtsbaum liegen. Dann verschleierten sich ihre Augen, und er wurde Zeuge des exakten Augenblicks der Erkenntnis, dass er ihr nicht helfen würde – dass er derselbe selbstsüchtige Mistkerl war wie eh und je.
Was zum Teufel erwartete sie auch? Hatte sie jemals auf ihn zählen können? Ihr lustiges Mädchengesicht zuckte vor Verachtung, und sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Kampf mit den Kameras zu.
Zu spät erkannte er, was für eine hervorragende Gelegenheit er verpasst hatte, und er fing an, die Treppe hinunterzusteigen, aber er hatte zu lang gewartet. Sie hatte bereits den ersten Schlag ausgeteilt. Kein Volltreffer, aber er erreichte sein Ziel, und ein paar der Paparazzi traten beiseite, um Platz zu machen, damit sie zu ihrem Auto gehen konnte. Sie warf sich hinein und fuhr gleich darauf los. Während sie sich ohne Rücksicht auf Verkehrsregeln in den Freitagnachmittagsverkehr von L.A. einfädelte, rasten die Paparazzi zu ihren illegal geparkten schwarzen Geländewagen und begannen mit der Verfolgungsjagd.
Hätte der Parkdienstservice des Restaurants nicht diesen Moment gewählt, um ihm seinen Audi zu bringen, hätte Bram womöglich keinen weiteren Gedanken an dieses Ereignis verschwendet, aber als er hinters Steuer rutschte, gewann die Neugier die Oberhand. Wo würde die Illustriertenprinzessin wohl ihre Wunden lecken, wenn ihr kein Versteck mehr blieb?
Das Mittagessen, das er gerade hinter sich gebracht hatte, war ein Reinfall gewesen, und da er mit seiner Zeit nichts Besseres anzufangen wusste, beschloss er, sich an die Kavalkade aus Paparazzi dranzuhängen. Obwohl er ihren Prius nicht sehen konnte, sagte ihm die schlängelnde Fahrweise der Paparazzi, dass Georgie offenbar unberechenbar
fuhr. Sie bog zum Sunset ab. Er schaltete das Radio ein, schaltete es wieder aus und überdachte seine Lage. In Gedanken spielte er ein faszinierendes Szenarium durch.
Schließlich fuhr die Kavalkade auf den Pacific Coast Highway in nördlicher Richtung, und da dämmerte es ihm. Ihr wahrscheinliches Ziel. Er rieb mit seinem Daumen über sein Lenkrad.
War das Leben nicht voll interessanter Zufälle …
Georgie wünschte sich, ihre Haut abstreifen und einfach liegen lassen zu können. Sie wollte nicht mehr länger Georgie York sein. Sie wollte eine Persönlichkeit mit Würde und Selbstachtung sein.
Hinter den getönten Scheiben ihres Prius wischte sie sich mit ihrem Handrücken über die Nase. Früher hatte sie die Welt zum Lachen gebracht. Nun war sie trotz all ihrer Anstrengungen das Postergirl für Liebeskummer und Demütigung geworden. Der einzige Trost, der ihr in dem ganzen Debakel ihrer Scheidung geblieben war, war die Gewissheit, dass die Kameras der Paparazzi sie nie, niemals mit hängendem Kopf erwischt hatten. Selbst am schlimmsten Tag ihres Lebens – der Tag, an dem ihr Ehemann sie wegen Jade Gentry verließ – hatte Georgie für die Schakale, die ihr auf den Fersen waren, Scooter Browns zum Markenzeichen gewordenes Grinsen und eine dämliche Pin-up-Pose parat gehabt. Aber heute war ihr der letzte Rest ihres Stolzes gestohlen worden. Und Bram Shepard war Zeuge davon geworden.
Ihr drehte sich der Magen um. Das letzte Mal hatte sie ihn vor ein paar Jahren auf einer Party gesehen. Er war von Frauen umgeben gewesen – was keine Überraschung war. Sie war gleich wieder gegangen.
Es wurde laut gehupt. Die Aussicht, in ihr leeres Haus oder die öffentliche Mitleidsparty zurückzukehren, zu der
ihr Leben geworden war, war ihr zuwider, deshalb befand sie sich nun auf dem Weg zu ihrem alten Freund Trevor Elliott, der am Strand von Malibu ein Haus hatte. Aber obwohl sie inzwischen schon fast eine Stunde unterwegs war, wollte ihr
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