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hätte. Vermutlich im August. Im August gibt es im Büro nie viel zu tun, aber meine Kollegen sind gezwungen, in Urlaub zu fahren, da sie Kinder haben. Ich bleibe in Paris, spiele Solitär auf dem Computer und gönne mir ein verlängertes Wochenende um den
15. August herum; in diesem Rahmen spielten sich meine Besuche bei meinem Vater ab. Ob ich mich übrigens mit meinem Vater gut verstanden hätte. Ja und nein. Eher nicht gut, aber ich besuchte ihn ein- oder zweimal im Jahr, das sei ja schon nicht schlecht.
Er nickte. Ich spürte, daß die Befragung zu Ende ging; ich hätte ihm gern mehr gesagt. Ich spürte, wie eine unbegründete, anormale Sympathie für Hauptmann Chaumont in mir aufkam. Er schaltete bereits seinen Drucker ein. »Mein Vater war sehr sportlich ! « stieß ich abrupt hervor. Er blickte fragend zu mir auf. »Ich weiß nicht...«, sagte ich und breitete dabei die Hände verzweifelt aus, »ich wollte nur sagen, daß er sehr sportlich war.« Mit einer unwilligen Geste setzte er das Druckprogramm in Gang.
Nachdem ich meine Aussage unterzeichnet hatte, begleitete ich Hauptmann Chaumont zur Tür. Mir sei klar, daß ich ein enttäuschender Zeuge sei, sagte ich zu ihm. »Alle Zeugen sind enttäuschend ...«, erwiderte er. Ich sann eine Weile über diesen Aphorismus nach. Vor uns breitete sich die grenzenlose Langeweile der Felder aus. Hauptmann Chaumont stieg in seinen Peugeot 305 ; er werde mich über den Fortgang der Ermittlungen auf dem laufenden halten. Beim Tod eines direkten Verwandten hat man im öffentlichen Dienst Anrecht auf drei freie Tage. Ich hätte also gemächlich heimkehren und mir noch ein paar Camemberts aus örtlicher Produktion kaufen können; aber ich fuhr sofort über die Autobahn nach Paris zurück.
Meinen letzten freien Tag verbrachte ich in verschiedenen Reisebüros. Ich mochte die Urlaubskataloge, ihre Abstraktion, ihre Art, Orte aus der ganzen Welt auf eine begrenzte Sequenz von Tarifen und möglichem Glück zu reduzieren; mir gefiel vor allem das Sternchensystem, um die Größe des Glücks anzuzeigen, die man berechtigterweise erwarten durfte. Ich war nicht glücklich, aber ich schätzte das Glück und sehnte mich weiterhin danach. Dem Modell von Marshall zufolge ist der Käufer ein rationales Wesen, das sein Bedürfnis unter Berücksichtigung des Preises zu maximieren sucht; das Modell von Veblen dagegen analysiert den Einfluß der Gruppe auf den Kaufprozeß (je nachdem, ob sich das Individuum mit ihr identifizieren oder sich ihr im Gegenteil entziehen will). Das Modell von Copeland zeigt, daß der Kaufprozeß je nach Kategorie des Produkts bzw. der Serviceleistung (alltäglicher Kauf, überlegter Kauf, spezialisierter Kauf) unterschiedlich ist; aber das Modell von Baudrillard und Becker vertritt die Ansicht, daß der Akt des Konsumierens zugleich bedeutet, Zeichen zu produzieren. Im Grunde fühlte ich mich eher von dem Modell von Marshall angezogen.
Als ich meine Arbeit wieder aufnahm, kündigte ich MarieJeanne an, daß ich Urlaub nötig habe. Marie-Jeanne ist meine Kollegin; gemeinsam bereiten wir die Ausstellungsunterlagen vor, sind für die Gegenwartskultur tätig. Sie ist fünfunddreißig, hat blondes, glattes Haar und hellblaue Augen; ich weiß nichts über ihr Privatleben. Sie ist von der Rangordnung her eigentlich meine Vorgesetzte; aber das ist ein Aspekt, den sie lieber zu umgehen sucht, sie bemüht sich, den Teamgeist in unserer Abteilung hervorzukehren. Jedesmal, wenn wir Besuch von einer wirklich bedeutenden Persönlichkeit bekommen - einem Vertreter des Gremiums für bildende Kunst oder einem Mitarbeiter aus dem Stab des Ministers - hebt sie den Begriff des Teams hervor. »Und das ist der wichtigste Mann in unserer Abteilung! « ruft sie aus, wenn sie in mein Büro kommt, »der Mann, der mit den Buchhaltungsbilanzen und den Zahlen jongliert... Ohne ihn wäre ich rettungslos verloren.« Anschließend lacht sie; die wichtigen Besucher lachen ebenfalls oder lächeln wenigstens zufrieden. Auch ich lächele, soweit mir das möglich ist. Ich versuche mich in der Rolle des Jongleurs zu sehen ; aber in Wirk lichkeit brauche ich nur einfache Rechenoperationen zu beherrschen. Auch wenn Marie-Jeanne im Grunde nichts tut, ist ihre Arbeit in Wirklichkeit äußerst komplex: Sie muß sich über die Entwicklung von Bewegungen, künstlerischen Netzwerken und Tendenzen auf dem laufenden halten. Da sie eine kulturelle Verantwortung auf sich genommen
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