Polt - die Klassiker in einem Band
Wiesbachtals an ihre peinlich lustvolle Jugendzeit gemahnte. Es war übrigens gar nicht so einfach, dort zu drehen, weil eine Zufahrt mit dem Auto nicht möglich ist. Nicht zum ersten Mal bedachten mich damals jene, die schwer an den Kameras, Scheinwerfern und anderem Gerät zu schleppen hatten, mit wenig freundlichen Gedanken.
Am Fuß des Buchberges ist übrigens jener alte Gedenkstein zu entdecken, mit dem Karin Walter in Himmel, Polt und Hölle Polt überrascht. Einheimische kennen ihn als „Schwedenstein“. Ohne kundige Hilfe ist er allerdings nicht zu finden.
Wer weiter dem Güterweg folgt, schaut bald über ein breites Tal, das Pulkautal, Simon Polts Revier. Die meisten Kellergassen streben nach Norden die Hügel hinauf. Die nahe Kellergasse von Obritz folgt hingegen eigensinnig dem südlichen Talrand. Immer wenn es um Friedrich Kurzbachers Presshaus geht, kommt sie ins Bild. Auch der Tatort des ersten Fernsehkrimis Polt muss weinen ist hier zu finden: Am westlichen Ende der langen Kellergasse führt vor einem steinernen Kreuz ein Güterweg zum Waldrand hin. Dort stehen vereinzelt ein paar Presshäuser. Im Keller des dritten lag die Leiche.
Weil es sich um meinen Keller und mein Presshaus handelte und es überdies um eine ganz wichtige Szene im Film ging, wollte ich mir diesen Drehtag nicht entgehen lassen. Ich hätte wohl besser daran getan, meine Neugier zu zügeln. Es fing ja noch recht gemütlich an: Ein freundlicher dicker Mann kam mir lächelnd entgegen und stellte sich als künftige Leiche vor. Rings um das Presshaus war eine Art technisch hochgerüstetes Heerlager versammelt – immerhin friedlich – und die heimische Feuerwehr war damit beschäftigt, mein trautes Heim unter Wasser zu setzen, weil es in dieser Szene regnete. Als ich durch die Tür trat, gähnte mir, grell beleuchtet, erschreckende Leere entgegen: Alles was dieses Presshaus für mich lieb und wohnlich gemacht hatte, war verschwunden. Dafür hockten ein paar leise stöhnende Beleuchter auf den Stufen, die zur (teuflisch niedrigen) Kellertür führen, und kühlten die Beulen an ihren Köpfen. Damals war ich sicher, nie mehr im Leben mein schönes altes Presshaus wiederzusehen.
Ein paar Wochen später stand ich mit heftigem Bauchweh vor dem nun wieder stillen Gebäude, sperrte auf und blieb kopfschüttelnd in der Tür stehen. Alles war so, wie gewesen, und diese kahle Mörderhöhle von damals vermutlich nur ein böser Traum. Ich bin noch heute der Filmproduktion, Wulf Flemmings Teamfilm, für ihre penible Sorgfalt dankbar, nicht zuletzt, weil ich weiß, dass es auch anders geht. Der Zustand vor dem Zerstörungswerk war bis ins Detail fotografisch dokumentiert worden und wurde nach dem Dreh rekonstruiert.
Die Leiche im Keller bringt uns zu ihrem Begräbnis. In der Dorfmitte von Obritz erkennt man die Umgebung des Trauerzuges wieder, mit dem die letzte Reise des Albert Hahn begann. Mike Hackls Motorradbande, die bei dieser Gelegenheit erstmals ins Bild kommt, habe ich übrigens frei erfunden davon war ich wenigstens überzeugt, bis eines Tages im Pulkautal ein junger Mann, in schwarzes Leder gekleidet, ins Wirtshaus kam und neben mich trat. Er musterte mich ernst und schweigend, und hob dann das Kinn. „Der, mit dem Motorrad, ich?“, war seine kurze Frage. Dumpf ahnend, dass vermutlich jede Antwort falsch sei, schwieg ich vielsagend, bekam einen herben Rempler und ein unverdientes Kompliment. „Nicht schlecht getroffen.“
Von Obritz aus ist es nicht weit nach Hadres, wo rechterhand die Schule zu sehen ist, in der Karin Walter so pädagogisch wertvoll ihres Amtes waltet. Außerdem stand dort das schon seit Jahren unbenutzte Kühlhaus des Dorfes am Ufer der Pulkau (des Wiesbachs), unrühmlich bekannt aus Polterabend als Fundort einer steifgefrorenen Hundeleiche. Das Gebäude wurde inzwischen abgetragen. Aber das schöne Bauernhaus der Familie Haupt (Hadres Nr. 5) gibt es zu sehen. Hier wurde die Außenseite von Polts Wohnung gedreht. So nebenbei erwähnt: Es gibt auch hervorragende Bio-Erdäpfel zu kaufen.
Im nahen Untermarkersdorf führt die Spurensuche wieder in die Kellergasse. Dort findet sich etwa auf halber Höhe rechts das große Presshaus von Edi und Elisabeth Himmelbauer. Wer darin eine gewisse höllenbäuerliche Film-Verwandtschaft entdecken will, hat nicht unbedingt unrecht. Im Keller findet sich schon einmal verdächtigerweise das Umschlag-Motiv des ersten Polt-Taschenbuches. Natürlich wurde auch im
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