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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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wenn’s …“
    „… laut wird, tiefsinnig, sentimental und herzhaft ordinär“, ergänzte Frau Hahn. „Also mir wär dabei so wohl wie einem Fisch im Wasser. Darf ich einmal mit, bei Gelegenheit?“
    „Ja, warum nicht? Die Folgen hätten Sie sich allerdings selbst zuzuschreiben.“ Polt grinste verwegen.
    „Darauf trinken wir jetzt aber wirklich!“ Grete Hahn bestellte ein zweites Glas, stieß mit Polt an und berührte leichthin seinen Handrücken. „Die Außenseiter im Dorf müssen zusammenhalten.“
    „Ja, schon.“
    Ein paar Gläser später standen die beiden ein wenig unsicher auf. Polt tätschelte Grete Hahns Oberarm und sie gab ihm einen relativ keuschen Kuss auf die Nasenspitze.
    Zuhause angekommen aß Polt irgendetwas, trank Bier dazu, zog Rock und Hose aus, legte sich ins Bett und schlief bald ein.
    Diesmal war es nicht sein Kater, der ihn sanft aber nachdrücklich aufweckte. Er öffnete die Augen und schaute Karin Walter ins Gesicht. „Du? Das ist eine Überraschung, eine schöne.“
    „Sehr glücklich schaust du aber nicht drein, Simon.“
    „Wie? Was? Hab wahrscheinlich schlecht geträumt.“
    Sie streichelte ein wenig gedankenverloren seine Wange. „Ja, vielleicht. Hast du Zeit für mich?“
    „Immer und so viel du willst. Ich steh gleich einmal auf und mach mich frisch. Oder willst du zu mir unter die Decke?“
    „Jetzt nicht. Mir ist mehr nach Reden.“
    „Auch gut.“
    Dann saßen sie einander gegenüber. Karin Walter lächelte verhalten, Simon Polt versuchte in ihren Augen zu lesen. „Du fragst dich, warum ich geschlafen habe um diese Zeit? Sag, wer soll mir das verbieten? Ich lass es mir halt wenigstens gut gehen, wenn ich schon kein Gendarm mehr bin.“
    Karin Walter schwieg noch immer. Ihr Lächeln war verschwunden.
    „Ja, und gestern Abend im Räuschl-Keller … Du ahnst gar nicht, wie befreiend so was sein kann. Genau das habe ich gebraucht, nach all den Jahren in Uniform. Keine Zwänge mehr, verstehst du?“
    „Nein, ich versteh’s nicht, Simon, besser gesagt, nicht mehr. Ich hab es einmal verstanden, zweimal, dreimal, viermal und noch öfter. Aber jetzt …, am Anfang hast du dir so was gegönnt. Mehr und mehr ist es aber zur Gewohnheit geworden, zu einer, die mir Sorgen macht, auch Angst.“
    „Aber warum denn?“
    „Weil die Gewohnheit längst eine schlechte Gewohnheit ist, und von da an hast du es nicht mehr weit bis zum Zwang. Damit wäre aber deine Gendarmerie-Uniform gegen eine andere getauscht, gegen die eines Mitglieds in der traurigen Runde der Absteiger und Abhängigen.“
    „Red keinen Unsinn!“
    „Keiner, der einmal so weit ist, will es wahrhaben.“
    Polt schwieg eine Weile, dann hob er das Kinn. „Hat die Frau Hahn also doch recht!“
    „Womit?“
    „Mit ihrem Verdacht, dass du immer und ewig eine Lehrerin sein wirst, auch privat.“
    Jetzt war Karin Walters Lächeln wieder da, hatte aber beunruhigend scharfe Konturen bekommen. „Gut, Simon, dagegen lässt sich etwas tun. Die notorische Lehrerin entlässt dich aus ihrer Schule. Auch diesen Zwang bist du jetzt los. Erleichtert?“
    „Ja schon, so lange meine Karin noch etwas von mir wissen will, auch ohne Schule.“
    „Aber diese Karin gibt es doch nicht.“
    Polt ließ den Kopf hängen und schwieg.
    „Was jetzt, Simon?“
    „Weiß nicht. Ich bin verkatert und noch halb besoffen.“
    „Immerhin.“
    „Was immerhin?“
    „Eine klare Selbsteinschätzung. Und ich geh dann.“
    „Einfach so?“
    „Einfach so.“ Karin Walter stand auf. „Und grüß die Grete Hahn von mir.“
    Noch am Abend desselben Tages wollte es Polt wissen. Schließlich gab es auch noch andere kluge und gebildete Leute im Dorf, von denen ein schlichter Mann nur lernen konnte. Seit knapp einem Jahr wohnte zum Beispiel Robert Reuter im ehemaligen Verwaltungsgebäude des alten Ziegelofens, und der war dem Vernehmen nach sogar Professor am Gymnasium in Breitenfeld gewesen. Schon mehrmals hatte er Polt eingeladen, doch an einem der jeweils ersten Samstagabende im Monat in sein Haus zu kommen. Ihn erwarte dort eine Runde hochinteressanter Persönlichkeiten und ein Bacchanal, was immer das sein mochte. Als Gendarm hatte Polt zu allem, was ihm unberechenbar und bedenklich erscheinen musste, lieber Abstand gehalten. Aber jetzt? Erst einmal schauen, er musste ja nicht gleich mittun.
    Bacchanal … vermutlich etwas Ungehöriges, alle Grenzen Überschreitendes. Aber auch die Sünde gehört zum Leben. Polt erinnerte sich daran, wie er

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