Ponyhof kleines Hufeisen - 10 - Der Spuk in der Mühle
Kindergarten ist geregelt“, sagte sie zufrieden. „Ein kleineres Pferd ist der jungen Frau vom Kindergarten viel lieber, weil die Kinder dann keine Angst haben. Ich hab nur ein Problem. Sankt Martin braucht einen roten Mantel. Und der muss sich ohne Schwierigkeiten in der Mitte teilen lassen!“
Sabine wusste, dass Cornelia zwar sehr gut reiten, aber überhaupt nicht nähen konnte. Sie behauptete, dass sie sich schon beim Anschauen einer Nadel in den Finger stach.
„Bei uns hatte Sankt Martin einen Mantel mit einem Reißverschluss in der Mitte“, sagte Stefan. „Er kann ja schließlich auf dem Pferd nicht versuchen den Mantel mit einer Schere in Stücke zu schneiden!“
Nun wandte Cornelia sich an Stefan. „Hast du Lust Glofaxi bei dem Laternenumzug zu reiten und den Martin zu spielen?“
Stefan sah sie erstaunt an. „Klar, das mach ich gern!“
„Und wer ist der Bettler?“, fragte Sabine.
„Vielleicht Franz“, überlegte Cornelia. „Vielleicht hat er Zeit ein paar Sätze einzuüben. Der Bettler muss den Heiligen ja um den Mantel bitten!“ Pünktlich um halb drei kamen Franz und Lauser vom Longieren zurück. „Es hat ihm sogar Spaß gemacht“, sagte Franz, während er den Goldfuchs abrieb. „Jetzt kann er sich bis zum Beginn der Stunde noch etwas ausruhen.“
Franz war einverstanden beim Umzug den Bettler zu spielen. „Vielleicht kann ich nächstes Jahr der Heilige sein“, sagte er grinsend mit einem Blick auf Cornelia.
Ein Gast auf dem Hof
Sabine stand bei ihrer geliebten Wolkenmähne auf der Weide. Der Herbstwind war kalt, das Mädchen hatte die Kapuze ihres Anoraks über den Kopf gezogen und dem Wind den Rücken zugedreht. Sicher würde es bald wieder schneien. Nur gut, dass die Fohlen und alle anderen Pferde des Ponyhofes in Sicherheit waren. Die große Scheune war mit dem eigenen duftenden Heu gefüllt. Cornelia hatte gut vorgesorgt - der Winter konnte kommen.
Sabine kraulte ihre Lieblingsstute gedankenverloren zwischen den Ohren, leise summte sie vor sich hin. Neben ihr grasten die Pferde des Ponyhofes; die Friesen Wolga und Nordlicht spielten miteinander und bäumten sich spielerisch auf.
Sabine zuckte erschrocken zusammen, als sich plötzlich von hinten ein Arm auf ihre Schulter legte. Sie ließ Wolkenmähnes Stirnschopf los und drehte sich um. „Stefan! Meine Güte, du hast mich vielleicht erschreckt! Spinnst du, dich so anzuschleichen?“
Der Junge lachte und zog sie ein wenig näher an sich heran. Einen Augenblick standen sie still nebeneinander.
„Hast du schon gehört?“, sagte Stefan dann. Ohne Sabines Antwort abzuwarten fuhr er fort: „Sebastian kommt zu uns auf den Ponyhof!“
Sabine sah ihn ungläubig an. „Wirklich? Wieso denn das?“
Stefan erzählte, dass Cornelia sich mit dem Jugendamt in Rosenheim in Verbindung gesetzt hatte. Nach mehreren Gesprächen mit einem Sachbearbeiter und Sebastian selbst hatte das Jugendamt beschlossen, dass Sebastian einige Zeit auf dem Ponyhof bleiben sollte. Den Ausschlag hatte die Begeisterung des Jungen für diesen Vorschlag gegeben.
„Hilft er bei den Pferden mit?“, fragte Sabine.
„Ja, er wird weiter in seine alte Schule gehen. Aber er hat Cornelia versprochen nach dem Unterricht bei uns zu helfen. Er sagte ja, dass er Pferde mag.“
„Und seine Eltern erlauben das?“ Sabine lehnte sich leicht an Stefan.
„Das Jugendamt hat es so entschieden“, sagte Stefan nur. „Cornelia hat gesagt, dass Sebastians Mutter gar nicht recht will, dass er wieder nach Hause kommt. Sie hat Angst um ihn.“
„Meine Güte“, murmelte Sabine betroffen, „das hört sich aber ziemlich schlimm an!“
„Ist es wohl auchStefan hielt einen Augenblick inne. „Er ist ganz arm dran, weißt du. Cornelia hat gesagt, dass es mit Sebastian am Anfang sicher nicht leicht sein wird. Er hat Schlimmes erlebt. Das kann er nicht einfach vergessen. Das wird er wohl nie vergessen.“
„Das mit der Falle war ätzend von ihm. Aber sowas bringt er hier bei uns nicht!“, sagte Sabine.
„Wir werden sehen, wie er ist. Hilfst du mir jetzt die Pferde reinzuholen? Cornelia will bei allen eine Wurmkur machen. Dabei braucht sie unsere Hilfe.“
Am Tag darauf war Sebastian schon da, als Sabine auf den Ponyhof kam.
„Wir haben gerade einen Rundgang gemacht!“, sagte Cornelia. „Ich hab Sebastian alles gezeigt.“ „Wie findest du die Pferde?“, wollte Sabine wissen. Abwartend sah sie ihn an. Sie sollten Sebastian am Anfang nicht bedrängen, hatte ihre
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