Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
116 - Der Mitternachtsteufel

116 - Der Mitternachtsteufel

Titel: 116 - Der Mitternachtsteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
In den Bergen lag Schnee, und ein eisiger Wind pfiff über die Ebene. Krähenschwärme flogen über Akademgorodok, der Wissenschaftlerstadt, fünfundzwanzig Kilometer nordöstlich von Nowosibirsk.
    Dr. Wassilij Wassiliew schaute aus denn Thermophenfenster des Sitzungssaales auf die kahlen Bäume im Park des Alexander-Newskij-Instituts. Hinter ihm diskutierten seine zwölf Kollegen - wie er ausgebildete Parapsychologen. Jeder von ihnen war außerdem noch eine Kapazität auf einem anderen Gebiet. Trotzdem waren sie dumm. So dumm! Sie wußten von nichts. Sie begriffen die einfachsten Dinge nicht, und das Rätsel von Dscheskajan war für sie völlig unlösbar; das Rätsel des Dorfes im westlichen Pamik, in dem viele Bewohner übernatürliche Fähigkeiten besaßen, die schon seit Jahren die Parapsychologen in Atem hielten. Jetzt war dort etwas Ungeheuerliches geschehen. Dr. Wassiliew drehte sich um. Er war ein mittelgroßer, aber sehr kräftiger Mann mit tiefliegenden, dunklen Augen. Sie strahlten eine zwingende Kraft aus. Sein Gesicht und das strähnige Haar verrieten, daß er Tartarenblut in den Adern hatte. Wie seine Kollegen, trug auch er einen weißen Kittel.
    Er hob beschwichtigend die Hände. „Genossen, wir wollen uns nicht streiten. Es ist alles für die Sitzung vorbereitet. Nelja soll kommen. Vielleicht sehen wir dann klarer."
    Einer der Parapsychologen drückte auf einen Klingelknopf. Sekunden später öffnete sich die Tür. Zwei Milizsoldaten in braunen Uniformen führten ein schlankes junges Mädchen herein, das einen völlig abwesenden Eindruck machte. Es trug ein besticktes Kleid aus dickem Stoff, Wolfstrümpfe und derbe Holzschuhe. Auf Dr. Wassiliews Wink hin führten die Milizsoldaten das Mädchen zu einem Stuhl.
    Nelja setzte sich gehorsam. Ihre Arme wurden auf die Stuhllehnen gelegt und mit Eisenscharnieren angeschlossen. Die Beine bekam sie auf die gleiche Weise an die Stuhlbeine gefesselt.
    „Wartet draußen!" sagte Dr. Wassiliew zu den Milizsoldaten. „Seid ihr bewaffnet?"
    Die beiden Soldaten wechselten einen Blick. „Nein, Genosse Dr. Wassiliew. Aber wir können uns Pistolen holen."
    „Schnellfeuergewehre dürften besser geeignet sein. Bleibt auf jeden Fall vor der Tür - egal was geschieht -, bis ihr gerufen werdet!"
    „Ja, Genosse Dr. Wassiliew."
    Die andern Wissenschaftler murmelten.
    Dr. Wassiliew war ein Einzelgänger, der blendende Erfolge errungen hatte. Seine Kollegen beneideten ihn und mißtrauten ihm. Keiner mochte ihn. Wassiliew focht das nicht an.
    „Glauben Sie, es wird so schlimm, Genosse Dr. Wassiliew?"
    „Vorsicht kann nie schaden", sagte der Parapsychologe mit dem stechenden Blick und grinste ohne jede Freundlichkeit. „Wir wollen anfangen, Genossen. Schaltet die Aufzeichnungsgeräte ein und nehmt Platz!"
    Die zwölf Parapsychologen setzten sich an den langen Tisch, vor dem der Stuhl mit denn gefesselten Mädchen auf einem niedrigen Podium stand. Eine Fernsehkamera, die in einer Wandluke montiert war, begann aufzunehmen. Die Bandspulen des großen Tonbandgeräts auf dem Tisch drehten sich.
    Vor dem Tisch mit der Kommission der Parapsychologen und dem niedrigen Podium stiegen die leeren Stuhlreihen an. In diesem Saal wurden auch die Vorlesungen abgehalten. Hinten an der Wand befand sich eine große Tafel.
    Dr. Wassilij Wassiliew, der dreizehnte Parapsychologe, stand vor dem Mädchen Nelja aus Dscheskajan. Er hielt einen kleinen, blitzenden, kreisrunden Spiegel in der Hand, der auf einem Stab drehbar montiert war.
    „Wie heißt du?" fragte er.
    Das Mädchen sah starr geradeaus und antwortete nicht.
    Die Fernsehkamera surrte in dem überheizten Raum.
    „Nelja", sagte Dr. Wassiliew, „antworte mir!"
    „Das ist nicht mein Name", sagte das Mädchen mit tonloser Stimme. „Ich habe keinen Namen. Ich bin… "
    Nelja verstummte.
    „Was bist du?" fragte der Parapsychologe. „Sag es mir!"
    Das Mädchen, das nicht älter war als siebzehn oder achtzehn Jahre, wandte nun Wassilliew das Gesicht zu. Dabei lächelte es zu ihm freundlich. Trotzdem war es, als lauerte etwas hinter diesem glatten hübschen Mädchengesicht.
    „Ich weiß es nicht. Ich habe es vergessen."
    Dr. Wassiliew versetzte den Spiegel in Drehung. Sein stechender Blick bohrte sich in Neljas.
    Neljas Gesicht wurde teilnahmslos. Ihre Augen schauten stumpf und gleichgültig geradeaus.
    Dr. Wassiliew hatte sie in Trance versetzt, wie schon bei anderen Gelegenheiten. Nelja hatte auch mediale Fähigkeiten, und sie sprach

Weitere Kostenlose Bücher