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Poor Economics

Poor Economics

Titel: Poor Economics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abhijit Banerjee , Esther Duflo
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öfter für einen Kandidaten aus ihrer eigenen ethnischen Gruppe und nehmen dafür wachsenden Fanatismus und Korruption in Kauf.
    Wir haben viele Beispiele gesehen, wie mit ein wenig Information viel verändert werden kann. Aber nicht jede Informationskampagne ist erfolgreich. Damit sie funktioniert, muss eine
solche Kampagne mehrere Bedingungen erfüllen: Sie muss etwas Neues mitteilen, etwas, das die Leute noch nicht wussten (Ermahnungen der Art »Kein Sex vor der Ehe« zeigen wenig Wirkung). Die Information muss einfach formuliert und interessant verpackt sein (ein Film, ein Theaterstück, eine Fernsehsendung oder ein gut gemachter Bericht). Die Information muss aus einer vertrauenswürdigen Quelle kommen (interessanterweise gilt die Presse offenbar als vertrauenswürdig). Eine logische Folge dieser Auffassung ist, dass Regierungen massiv an Vertrauen verlieren, wenn sie irreführende, verwirrende oder falsche Verlautbarungen abgeben.
    Zweitens müssen die Armen sich um zu viele Bereiche ihres Lebens selbst kümmern. Je reicher man ist, desto mehr Entscheidungen werden einem abgenommen. Arme haben keinen Wasseranschluss, deshalb nützt ihnen das Chlor, das die Stadtverwaltung dem Trinkwasser zusetzen lässt, nichts. Wenn sie sauberes Trinkwasser haben wollen, müssen sie es selbst desinfizieren. Arme können sich keine fertigen, mit Nährstoffen angereicherten Frühstücksflocken leisten, sie müssen selbst dafür sorgen, dass sie und ihre Kinder ausreichend Nährstoffe erhalten. Arme können nicht automatisch sparen (etwa über Beiträge, die direkt vom Lohn in eine Renten- oder Krankenversicherung fließen), sie müssen selbst einen Weg zum Sparen und Vorsorgen finden. Solche Entscheidungen sind für jeden schwierig, denn man muss sich heute Gedanken machen und heute kleine Summen aufbringen, doch den Nutzen hat man in aller Regel erst irgendwann in ferner Zukunft. Daher ist die Versuchung sehr groß, diese Dinge aufzuschieben. Erschwerend kommt hinzu, dass das Leben der Armen an sich schon wesentlich härter ist als unseres: Viele von ihnen haben ein kleines Geschäft in Branchen mit enorm viel Konkurrenz, und die meisten anderen verdingen sich als Gelegenheitsarbeiter, nicht wissend, wann der nächste Job auf sie wartet. Das heißt, das Leben der Armen könnte signifikant verbessert werden, wenn man es ihnen erleichtern würde, die richtigen Entscheidungen zu treffen, zum Beispiel mit vorgegebenen
Standardlösungen und kleinen Anstößen: Mit Eisen und Jod angereichertes Salz etwa könnte so billig angeboten werden, dass alle es kaufen. Sparkonten, auf die man Geld leicht einzahlen, aber nur gegen eine kleine Gebühr abheben kann, ließen sich problemlos für jedermann anbieten, wenn nötig, indem der Staat die Kosten für die Bank subventioniert. Dort, wo Trinkwasser aus Rohrleitungen zu teuer sind, könnten neben jeder Wasserstelle Chlorspender aufgestellt werden. Es gäbe noch viele weitere Beispiele.
    Drittens gibt es nachvollziehbare Gründe, warum manche Märkte den Armen nicht offen stehen bzw. warum die Armen in ihnen mit ungünstigen Konditionen zu kämpfen haben. Arme zahlen für einen Kredit (wenn sie überhaupt einen erhalten) exorbitante Zinsen und für ein Sparkonto (wenn sie überhaupt eines haben) mehr Gebühren, als sie je an Zinsen erhalten werden – schlicht deshalb, weil selbst für die Verwaltung kleiner Geldbeträge fixe Kosten anfallen. Ein Krankenversicherungsmarkt für Arme hat sich nicht entwickelt, obwohl größere gesundheitliche Probleme oft katastrophale Auswirkungen auf ihr Leben haben, weil die beschränkten Versicherungsangebote, die im Markt existieren können (eine Krankenversicherung nur gegen katastrophale Ereignisse, eine Wetterversicherung, die sich allein an Messwerten orientiert), nicht das sind, was die Armen wollen.
    Manchmal führen technische oder institutionelle Innovationen dazu, dass sich ein Markt entwickeln kann, wo vorher keiner war. Das trifft auf die Mikrokredite zu, die es Millionen armer Menschen – wenn auch vielleicht nicht den Allerärmsten – ermöglichten, kleine Kredite zu bezahlbaren Raten aufzunehmen. Elektronische Geldtransfersysteme (auf der Basis von Mobiltelefonen oder Ähnlichem) und eindeutige Identitätsnachweise könnten die Kosten für Dienstleistungen rund ums Sparen innerhalb der nächsten Jahre radikal senken. Doch wir müssen auch anerkennen, dass die Bedingungen für einen sich von selbst entwickelnden Markt manchmal einfach

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