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Poul Anderson

Poul Anderson

Titel: Poul Anderson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feind aus dem All
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übrig.«
    »Na gut –« Ich schaute aus dem Fenster. Die Lichter des Flughafens erschienen klein und unbedeutend, verglichen mit der Dunkelheit, die jetzt hereinbrach. »Ich bleibe wohl besser über Nacht hier. Können Sie mir etwas empfehlen?«
    »Wieviel Geld haben Sie?«
    Ich grinste ohne rechte Freude.
    »Restlicher Sold fünfzigtausend UN-Dollar. Inflationsausgleichszuschlag eine Million.«
    »Der Zuschlag war vor vier Monaten noch was wert. Jetzt reicht es gerade noch für drei Mahlzeiten und zwei Übernachtungen. Die City muß ihre Arbeiter in Naturalien bezahlen.« Er zupfte sich nervös am Ohrläppchen und vermied es, mir in die Augen zu blicken. »Ich würde Sie gern für eine Nacht aufnehmen, Commander, aber wir sind schon sieben in einem Raum, und Sie begreifen sicher –«
    »Ich verstehe. Machen Sie sich kein Kopfzerbrechen, ich finde schon was.«
    »Versuchen Sie's mal bei den Benediktinermönchen. Das ist eine kleine Gruppe, die eine Hütte gebaut hat und jeden aufnimmt, der mitzuarbeiten verspricht. Wenn sie keinen Platz mehr haben, kriegen Sie aber wenigstens eine Mahlzeit und müssen dafür leichte Arbeit verrichten.«
    »Das ist für mich das Richtige. Ich werde sogar was zu ihrem Aufbauwerk beisteuern, sagen wir, eine halbe Million Dollar.«
    »Die nehmen sie dankbar an. Sie pflegen eine Menge Krüppel, die nicht mehr arbeiten können.«
    Er beschrieb mir den Weg, es mochten ungefähr fünf Kilometer bis zu den Mönchen sein. »Aber seien Sie bloß vorsichtig«, warnte er mich zum Schluß. »Ein Haufen Gesindel treibt sich herum. Die bringen jeden um, der etwas zu besitzen scheint. In den letzten Monaten sind die Menschen immer verzweifelter geworden.«
    Ich schlug gegen meine Magnum Automatik, die ich im Halfter trug. Als Offizier war mir die Pistole gelassen worden. Und die graue Farbe meiner Raumuniform sollte mir eigentlich auch einigen Respekt verschaffen – es sei denn, jemand tötete mich gerade wegen der Uniform.
    Die Nacht war schon hereingebrochen, als ich mich auf den Weg machte. Ich schritt forsch aus, und die Schemen der zerfallenen Häuser zogen undeutlich an mir vorbei. Leere Fensterhöhlen und schwarze Toreingänge starrten mich an, und ab und zu kam ich auf der Straße an ausgebrannten Autowracks vorbei. Andere Passanten waren kaum zu sehen. Sie schlichen fast lautlos und mit hoffnungslos hängenden Schultern dahin. Die Stille war vollkommen – tödliche Ruhe, dicht und schwer, in der die Schritte meiner Stiefel und das Sausen des Windes unnatürlich klangen. Ich schritt schneller aus, um bald wieder unter Menschen zu kommen.
    Als ich die Hand auf meinem Arm spürte, machte ich einen Satz zur Seite, drehte mich um und hatte auch schon meine Automatik in Anschlag. Dann erkannte ich, daß es eine Frau war, und verfluchte mich wegen meiner überreizten Nerven. Das Herz schlug mir bis zum Halse.
    »Hallo, Raumfahrer«, sagte sie.
    Ich senkte die Pistole und trat einen Schritt näher. »Was wollen Sie?« fragte ich und versuchte dabei meine Stimme hart klingen zu lassen.
    »Ich wollte – ich wollte –« sie wandte sich von mir ab und duckte sich wieder in den Torweg, aus dem sie herausgekommen war. Ich sah, wie sie tief Atem holte und sich mir von neuem zitternd zuwandte.
    »Brauchst du eine Bleibe für die Nacht?« fragte sie.
    Ich schaute sie lange an und sagte nichts.
    »Du bist gerade aus dem Weltraum zurückgekommen, nicht wahr?« Sie sprach sehr leise, und ihre Stimme schwankte. Aber es war kein Vorstadtdialekt, sie sprach kultiviert.
    »Ja«, sagte ich.
    Sie mußte erst schlucken, ehe sie das herausbrachte. »Ich habe eine Unterkunft.«
    Ich trat ganz nahe an sie heran und musterte sie scharf. Sie war mittelgroß und mußte früher eine gute Figur gehabt haben, aber jetzt war sie schmal, und die Beine unter dem zerschlissenen Kleid sahen erbärmlich mager aus. Dazu noch jung – Anfang zwanzig. Das Gesicht war blaß, die Wangenknochen traten stark hervor, und die Augen blickten verhärmt, aber die Nase zeigte noch vorwitzigen Schwung, und ihr Mund war weich und sanft. Sie zitterte und atmete mühsam, wobei sie immer noch meinem Blick auswich.
    »Wie heißt du?« fragte ich.
    Ihre Stimme wurde etwas lauter, und sie sagte rauh: »Schau mal, das hat keinen Zweck. Wenn du mein Angebot annimmst, dann sag es. Wenn nicht, dann geh weiter – bitte!«
    Ich war nahezu zehn Jahre im Weltraum gewesen und hatte nur selten die Erde oder eine Kolonie der Erde während dieser Zeit

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