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PR 2624 – Todesfalle Sektor Null

PR 2624 – Todesfalle Sektor Null

Titel: PR 2624 – Todesfalle Sektor Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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Erklärung fand er in der Tatsache, dass die Lage Maharanis in relativer Nähe zum verschwundenen Solsystem die Verbundenheit aller Menschenwelten mit der Urheimat symbolisierte.
    Vielleicht sollte die Abgeschiedenheit der Plejaden auch all jene Kräfte austricksen, die sich einen Vorteil auf Kosten Terras und der LFT erhofften.
    Dennoch, es blieb ungewöhnlich, und die Verantwortlichen würden früher oder später erklären müssen, warum es Maharani geworden war.
    Jigözy lehnte die heiße Stirn an die kühle Fensterscheibe. Wer ihn so sah, würde sich vermutlich wundern. Es störte ihn nicht. Galakto City war ein Ort interstellarer Merkwürdigkeit und Schrullen, wobei seine Vorliebe für Lakritzschnecken bald ihr Ende finden würde. Die echten hatte die Botschaft bisher immer von Terra importiert. Terra war aber nicht mehr greifbar. Also musste er sich nach Ersatz umsehen oder ganz auf den Wohlgenuss verzichten.
    Aber warum gerade Maharani?
    Die Verfassung der LFT schrieb vor, dass in einem Fall wie diesem, wenn nicht nur die Regierung abhanden kam, sondern auch ein Großteil der gewählten Abgeordneten, automatisch die verbliebenen Residenzminister im Kabinett nachrückten und bis zur nächsten Wahl kommissarisch die Spitzenfunktionen wie den Ersten Terraner besetzten. Der Hintergrund dieser Regelung war in den Ereignissen von 1463 NGZ zu suchen, als es durch die Kristallschirmabriegelung zu dieser Reform gekommen war. Nur handelte es sich dieses Mal nicht um eine Blockade durch TRAITOR.
    Genauso gut hätte man die Versammlung auf Aurora abhalten können wie beim ersten Mal, direkt nach dem Verschwinden des Solsystems. Damals waren zu wichtigen Welten wie Ertrus, Olymp oder Plophos Hyperfunkverbindungen geschaltet worden. Diese hatten für den Konferenzort kandidiert. Daneben wären auch Rudyn, Chonosso, Nosmo oder Epsal in Frage gekommen, die jedoch viel zu weit vom Solsystem entfernt lagen. Etliche alte Siedlerwelten im eigentlichen Kerngebiet hätten ebenfalls ihre Ansprüche anmelden können, und das waren immerhin 4047.
    Darum also Maharani.
    Jigözy suchte die nächste Lakritzschnecke und einen triftigen Grund, aus dem die alten und bedeutenden Welten in den Überlegungen keine Rolle mehr spielten.
    »Meier, ich brauche die Statistik über die Entwicklung der letzten 140 Jahre«, sagte er.
    »Ist schon unterwegs«, klang die Stimme des Sekretärs mitten aus der Luft über dem Schreibtisch.
    Augenblicke später trat Meier ein und reichte ihm eine einfache Folie mit roter Druckschrift. Ebenso leise, wie er eingetreten war, zog sich der Sekretär wieder zurück.
    Ferenc Jigözy musterte die Zahlen. Auf dem Papier war deutlicher zu erkennen, warum es ausgerechnet Maharani sein musste. Im Jahr 1331 NGZ hatten 3045 Siedlungswelten zum Kerngebiet der LFT gehört, nur 846 zu den außerhalb gelegenen Welten mit Vollmitgliedschaft. 1344 NGZ war es schon ein Verhältnis von 3143 zu 3272 gewesen, aktuell 4047 zu 6178.
    Die Zahl der LFT-Welten außerhalb des Kerngebiets war inzwischen also deutlich größer als die jener im Kerngebiet, und zwar ungefähr um ein Drittel.
    Maharani war ein Kompromiss, nah genug an Sol und Terra, aber keine jener Welten, die so vehement ihre Wichtigkeit in den Vordergrund stellten.
    Jigözy kaute auf der Lakritzschnecke und rief die Daten des Planeten auf. Maharani war der siebte von 38 Planeten der Sonne Yogul. Die Nachbarplaneten fünf, sechs und acht waren ebenfalls bewohnt. Der im 22. Jahrhundert kolonisierte Planet galt seinerzeit als die reichste Welt im Plejaden-Sektor. Er war nicht nur die Hauptwelt des Yogul-Systems, sondern von ihm aus wurde Anfang des 25. Jahrhunderts auch die Wirtschafts- und Finanzpolitik der umliegenden 54 Kolonialsysteme beeinflusst.
    Auf Maharani wurde noch immer die Politik für die 54 umliegenden ehemaligen Kolonien Terras gemacht und für ein paar mehr. Die Gesamtzahl betrug aktuell 68. Der Planet war gar nicht so unwichtig oder unbedeutend, wie Jigözy es aus den vielen Gesprächen mit planetaren Abgeordneten entnommen hatte. Ein politisches und wirtschaftliches Zentrum war er, das sich von Größe und Einfluss ohne Weiteres mit anderen früheren Reichen wie Dabrifa oder dem Carsualschen Bund vergleichen ließ. Dass es so unauffällig wirkte, lag an seiner Nähe zum Solsystem, hinter dessen Präsenz es sich versteckt hatte.
    Ferenc Jigözy revidierte seine Meinung zu Maharani. Nach sorgfältigem Abwägen kam er zu der Überzeugung, dass diese Welt sich

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