PR 2624 – Todesfalle Sektor Null
teilweise nur mit ein paar Metallfäden am Schiff hing. Porant sah Feuer und die grellen Lichter von Explosionen in den Außensektoren.
Das Paratronsystem des EXPLORERS war zerstört, dafür aktivierte sich das Schirmfeld der Zentralkugel.
»Was ihr in der Kugel gesehen habt, sind Aufnahmen unmittelbar nach der Explosion der BURNORRAL«, sagte van Doberen. »Die Außenkameras haben den Vorgang aufgezeichnet. Wir wissen nicht, was aus den drei anderen EXPLORERN geworden ist. Alle externen Systeme sind zerstört oder reagieren nicht. Das gilt auch für unsere Funkanlagen. Wir können zurzeit nicht mit der Außenwelt in Kontakt treten. Bitte benutzt zur Kommunikation die Funkgeräte eurer SERUNS. Der Rotalarm bleibt weiterhin bestehen.«
Endlich gab die Automatik den Gurt frei. Porant erhob sich. Aus Hunderten von Funksprüchen hörte er heraus, dass es viele Verletzte gab.
Und immer wieder kam die Frage, was passiert war.
Niemand konnte etwas Genaues sagen. Die BURNORRAL war explodiert, die GEMINI offenbar in Mitleidenschaft gezogen. Dass ein und dasselbe Hyperphänomen an völlig verschiedenen Orten im Normalraum wirkte, war nichts Außergewöhnliches.
Von der Wirkung her hielt Wahna Porant es für einen kleinen Tryortan-Schlund, der in der Nähe aufgerissen war. Die GEMINI war mit der unteren Hälfte in den Sogbereich geraten und abgeschnitten worden, und das war nichts als schieres Glück gewesen.
Opferzahlen kannte er nicht. Er wusste lediglich, dass sich vor dem Unglück 2620 Personen an Bord befunden hatten und er seit dem Unglück nur die 72 Frauen und Männer in der dreifach besetzten Kommandozentrale gesehen hatte.
Van Doberen teilte sie in drei Gruppen. Die Zentrale blieb einfach besetzt, die anderen beiden Gruppen machten sich auf zu retten, was zu retten war.
»Wir arbeiten zweigleisig«, sagte die Kommandantin. »Primär kümmern wir uns um die Opfer dieses Vorfalls und versuchen in zweiter Linie parallel dazu, Kontakt zur Außenwelt herzustellen. Wir brauchen Beiboote, mit denen wir uns in Sicherheit bringen können, bevor das Schiff endgültig vernichtet wird. Denn das wird es zweifellos, wenn kein Wunder geschieht.«
»Die Schiffe außerhalb des Sektors wissen, was geschehen ist, und werden uns zu Hilfe eilen«, gab Porant zu bedenken.
Karliena van Doberen wiegte den Kopf. »Wenn es sich tatsächlich um einen Aufriss handelt, kann er jederzeit überall im Umkreis von etlichen Lichtjahren aktiv werden. Claudrin wird keinen weiteren Einflug in den Sektor Null genehmigen.«
Die Botschaft, nicht deutlich ausgesprochen, war klar: Sie waren auf sich allein angewiesen. Porant sammelte sein Häuflein um sich, und ab ging es über den Steg von Level 1 hinaus in die Hauptebene, durch eine Strukturlücke hinaus aus der Zentralkugel und bis zum nächsten Antigravschacht. Die Sicherheitsschotte zwischen den Etagen hatten sich geschlossen, sonst wäre die Luft im Schiff längst in den Weltraum entwichen.
Nacheinander sprangen sie in den stillgelegten Schacht, fingen sich mit den Antigravprojektoren ihrer SERUNS ab und sanken langsam in die Tiefe. Sie verteilten sich auf die verschiedenen Etagen der nächsten Ebene, immer zwei Mann auf einen Korridor.
Es war dunkel. Die Energieversorgung in diesem Sektor arbeitete nicht mehr. Die Frauen und Männer benutzten ihre Helmscheinwerfer.
Die meisten Kabinen und Aufenthaltsräume waren leer. Dort, wo sie Menschen fanden, erwartete sie ein gespenstisches Szenario. Der Tod war auf leisen Sohlen gekommen. Es gab keine Zerstörungen. Die Frauen und Männer saßen oder lagen da, als schliefen sie. Manche waren beim Essen, andere beschäftigten sich mit Brettspielen. Gemeinsam waren ihnen die roten Blutfäden, die aus den Ohren und Nasen liefen und inzwischen eingetrocknet waren.
Ein Funkimpuls kündigte das Eintreffen von Robotern an. Es waren gemischte Teams aus Medos und Kampfmaschinen. Die Medos untersuchten, die TARAS bugsierten Schwebeliegen vor sich her, auf denen sie die Toten abtransportierten.
Wenn es eine Möglichkeit der Rettung gab, würden die Lebenden die Toten mitnehmen.
Ein Teil der Etagen war leer. Wahna Porant und seine Begleiter kamen schnell voran. Durch die Mannschaftsquartiere arbeiteten sie sich in Richtung der Maschinenanlagen vor.
»Ihr habt in der Holokugel gesehen, was los ist«, sagte der Rumaler. »Ein paar Etagen unter uns endet der Energiefluss. Vom Nottransitionstriebwerk kommen keine Antwortsignale. Wir stecken fest. Andere
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