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PR 2629 – Die Weltengeißel

PR 2629 – Die Weltengeißel

Titel: PR 2629 – Die Weltengeißel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Raunen der Menge, die Geräusche des Protests, mit der Hunderte, Tausende Chitinsehnen übereinander rieben – ein Chor, der Vergeltung forderte.
    Der erste Stein flog. Zielsicher krachte er gegen den Chitinpanzer des Mörders, der nun endgültig jedes Recht darauf verloren hatte, weiterleben zu dürfen. Der erneute Tabubruch nach dem Mord an einer Königinnen-Tochter war zu viel.
    Steressth brüllte vor Schmerz, und noch ehe der gequälte Laut verhallte, traf ihn die nächste Attacke, diesmal an einem Bein des zweiten Paares. Szimon hörte an seinem Platz, wie es brach.
    »Ihr müsst es hören!«, schrie Steressth, und seine Stimme hallte über die Grenze seines natürlichen Kollektivs in den Köpfen aller Versammelten.
    So schwappten binnen einer einzigen Sekunde viele Informationen ins Bewusstsein aller Cruny, womöglich weit über die Grenzen der Stadt hinweg.
    In der Erwartung seines Todes verströmte der Mörder all seine Energie in wenigen Augenblicken.
    der tod ist zurück auf unserer welt! der gesang der metallschwingen hat es angekündigt. wir alten wussten es schon immer, und auch die jungen dürfen es nicht länger ignorieren! ich habe den boten der angst und der panik gesehen, und er naht bereits! fühlt ihr es nicht? ich bin ihm nur knapp entkommen.
    In diesem Moment erwischte der dritte Stein den Mörder am Kopf. Die Wucht riss ihn um, warf ihn auf den Rücken. Sieben Beine ruderten hilflos in der Luft, das achte, gebrochene hing schlaff am Körper herab.
    Szimon fühlte das dumpfe, befriedigende Gefühl der vollzogenen Rache, die die Schuld des Mörders sühnte, der Gemeinschaft zum Besten.
    Doch es kam anders.
    Aus einem Meer von Schmerzen, die alle Cruny mit dem Mörder durchlitten, drangen weitere Gedanken. ich habe hhanahorl um hilfe gebeten, meine erkenntnis zu verbreiten. doch sie ignorierte mich, schenkte mir keinen glauben. sie hielt es für das gewäsch eines uralten, der den metallschwingen verfallen ist. sie glaubt nicht mehr an das, was wir von der vergangenheit lernen können. genau wie ihr. also ergriff ich ein anderes mittel, um aufmerksamkeit zu erwecken!
    Plötzlich stürmten Dutzende von Cruny den Hinrichtungsplatz und fingen mit ihren Körpern die heransausenden Steine ab. Geschosse krachten gegen Chitinpanzer, bis eine unwirkliche Stille eintrat.
    Niemand warf mehr.
    Die uralten Cruny, Steressths Kollektiv, bauten sich als lebendige Schutzmauer vor dem Mörder auf. Sie schützten ihn, um ihm die Gelegenheit zu geben, seine Botschaft weiterzuverbreiten.
    Einige bückten sich zu ihm, richteten ihn auf, hoben seinen Oberkörper an. Der Chitinpanzer war an mehreren Stellen gesplittert, zäher, wässriger Körperschleim rann daraus hervor.
    versteht ihr, ihr müsst auf mich hören! die kreaturen der angst und der panik sind gelandet, und wir werden uns schon bald gegeneinander erheben. cruny wird gegen cruny kämpfen, in heilloser panik.
    In diesem Moment endete die gespenstische Ruhe. Schreie wurden laut. Ein Stein flog aus der Richtung der Ordnungshüter. Er traf einen der Uralten am Kopf. Es knackte; ein durchdringender, unheimlich hallender Laut. Tot sackte der Cruny zu Boden.
    wir müssen uns wehren! hört die botschaft der schwingen! der tod wandelt wieder ...
    Nun stürmten auch die Jungen den Hinrichtungsplatz. Szimon sah, dass die K'culy-Katzen auf dem Hügel ein letztes Mal heulten und mit weiten Sprüngen davonhüpften, als spürten sie genau, welches Chaos sich anbahnte.
    Angst. Aggression. Furcht. Panik. Stakkatoartig hämmerte all das auf Szimon ein. Auf ihn und alle anderen. Er wankte voller Entsetzen zurück, stieß ein Dutzend und mehr Cruny zur Seite, bis er Platz fand, sich mit raschem Flügelschlag zu erheben.
    Unter ihm wallte und wogte es. Er hörte Todesschreie. War er der Einzige, der einen klaren Kopf behielt? Was geschah dort unten?
    Mörderische Wut und aufkommende Panik vereinten sich und lenkten die versammelten Cruny in ein Chaos. Namenlose Furcht und der Wunsch, diesem Hexenkessel zu entkommen, schwemmten alle anderen Gefühle und vor allem jeden logischen Gedanken des Kollektivs hinweg.
    Nur Szimon blieb teilweise verschont, denn er war darin geübt, sich aus der kollektiven Verbindung zurückzuziehen. Es traf ihn bei Weitem nicht so schwer wie alle anderen; er ließ sich nicht von dem Mob mitreißen. Er schlug mit den Flügeln, flog blindlings weg, nur weg von diesem Ort des Chaos.
    Szimon empfing Hass, Wut und Schmerzen und eine dumpfe, kreatürliche

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