PR 2695 – Totenhirn

Titel: PR 2695 – Totenhirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner

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Beschaulichkeit auf. Sie wollten nicht mehr leben. Der Sinn der Existenz ging ihnen verloren. Und auch wenn dieses Gefühl ihnen von den Feinden eingetrichtert wurde – es fühlte sich richtig an.
    Chimao flüsterte die vorletzte Epistel und suchte sich dann neue Ziele. Er wandte sich den Badakk und Xylthen an Bord der GONZACK, ihres eigenen Schiffes, zu, um sie zu beeinflussen. Dieses jämmerliche Leben musste ein Ende haben.
    Pirlo Mnacem tat es ihm gleich, auch die fünf Frauen der Siebenergruppe. Sie hatten entschieden. Es war vorbei.
    »Okená!«, sagte Chimao.

15.
    Der Unsterbliche

    Alles war in Auflösung begriffen. Sosehr sich Bull auch bemühte, die Flottenteile beisammenzuhalten und die eigenen Zapfenraumer zum Bollwerk gegen die Feinde zu formen – sie hatten keine Chance.
    Bald würde der Augenblick kommen, da die terranischen Schiffsbesatzungen von ihren Positionen abgezogen werden mussten. Die Positroniken würden vollständig übernehmen. Die Rechengehirne würden den endgültigen Exodus dieser Flotte weiter hinauszögern, doch irgendwann würden sich die Truppen QIN SHIS durchsetzen.
    Hunderte feindliche Schiffe sprudelten aus dem Durchgang. Sie fächerten aus, taten routiniert ihr Werk. Alles, wofür sie lebten und wofür sie sich aufopferten, war diese unheimliche und fremde Entität. Das Töten war nur eine Selbstverständlichkeit nebenher.
    Das Rückzugsmanöver wandelte sich allmählich in wilde Flucht. Schreie der Panik waren über Funk zu hören. Schiffe vergingen, Fronten brachen zusammen, die verbündeten Dosanthi auf den Zapfenraumern nahmen lethargisch ihr Ende hin.
    »Vorbei«, sagte Bull mit verkniffenem Gesicht. Sein Magen verknotete, ihm war speiübel. Die LEIF ERIKSSON mit ihrer Elitebesatzung stand noch wie ein einsamer Fels in der Brandung. Er rief zur Ordnung, entgegen seiner eigenen Meinung, kämpfte gegen das übermächtig werdende Gefühl der Furcht, das ihn zu lähmen drohte.
    Sie schossen einen Zapfenraumer ab; ein selten gewordener Zufallstreffer angesichts des Irrsinns, der ringsum tobte. Es verschaffte Bull keinerlei Befriedigung, ganz im Gegenteil: Er fühlte sich schrecklich müde, und er fragte sich, warum er bisher immer noch geglaubt hatte, die Menschheit in Richtung eines Pfads der Ruhe und des Friedens lenken zu können. In einem Universum, das auf Blut und Tränen aufgebaut war.
    Ein weiterer Treffer. Ein weiterer feindlicher Zapfenraumer verging, dann noch einer.
    War dies das letzte Aufbäumen, oder was ging hier vor sich?
    »Die Truppen QIN SHIS geben den Widerstand auf«, meldete sich die Positronik der LEIF ERIKSSON zu Wort. »Es ist, als wären sie plötzlich selbst im Bann der Angststrahlung der Dosanthi.«
    Es war nun deutlich zu sehen: Alle Angriffsbemühungen ihrer Feinde endeten. Die Zapfen- und die Walzenraumer trieben bloß noch dahin. Sie feuerten wahllos um sich, völlig desorientiert, während die terranischen Einheiten und ihre Verbündeten Oberwasser gewannen.
    Es gab keinen messbaren Widerstand mehr, und als wären die Angehörigen der LFT-Flotte selbst zu Dosanthi geworden, so wandelte sich die Angst in schreckliche Wut.
    Sie hatten die Schlacht gewonnen – und wussten nicht, warum.

    *

    Die Auflösung des Rätsels kam wenige Minuten später. Der Unsterbliche erfuhr von der Loslösung des Totenhirns und von dessen Versprechen, der terranischen Flotte in diesen entscheidenden Minuten beizustehen.
    Befand sich wirklich der gestohlene Korpus von ALLDAR im Inneren einer gelb leuchtenden Energiekugel? Was war das Totenhirn, was konnte es bewirken? Verfolgte ALLDAR eigene Pläne, und inwieweit waren sie mit denen der Terraner kompatibel?
    »Das ist ein Sieg, der wie eine Niederlage schmeckt«, sagte Bull zu Oberst Baeting. »Wie viele Schiffe haben wir verloren?«
    »Dreiundzwanzig LFT-BOXEN. Vierhundertzwölf Zapfenraumer. Dazu kommen etwa zweitausend Einheiten, die beschädigt wurden, zum Großteil irreparabel.«
    Das waren die nackten Zahlen zum Material, das vernichtet worden war. Doch der Oberst verschwieg ihm die Zahl der Toten.
    Nun, er konnte es sich selbst ausrechnen.
    »Wir haben einen neuen Verbündeten«, wiederholte Bull. »Einen riesigen Haufen Denkmasse, die von ein oder zwei Terranern gelenkt wird. Erstaunlich.«
    »Und wir haben den Durchgang zum Standarduniversum gesichert«, ergänzte Baeting. »Wir befinden uns in der Marathon-Position.«
    »Aber wir sind mit der Methode eines Präventivschlags gescheitert. Es braucht