PR 2707 – Messingträumer
G5V, geringfügig kühler war als Sol, sah man ihr nicht an. Wohl aber war deutlich, dass sich in diesem Sonnensystem mehr als zwölfmal so viel Staub in Sonnennähe befand als im Solsystem.
Die Staubscheibe um Taranis sorgte mit ihren Asteroiden und Kometen dafür, dass die Planeten mehr Einschlägen ausgesetzt waren als Terra und ihre planetaren Schwestern.
Viel Arbeit für die Raumgärtner des Systems, die die anfliegenden Feld- und Metallbrocken auf einen verträglicheren Kurs brachten. Wenn es sich lohnte, wurden die Irrläufer den Verwertungsfabriken zugeführt, die an den Lagrangepunkten der Planetenbahnen schwebten und Metalle abbauten, Platin, Paladium und – wenn auch nur selten – Hyperkristalle.
Die Familie Bughassidow war seit zahllosen Generationen auch in diesem interplanetarischen Minengeschäft tätig.
»Taranis. Eine verschleierte Schönheit«, sagte Viccor Bughassidow, als stellte er eine alte Freundin vor.
»Hm«, sagte Rhodan. Seine Aufmerksamkeit galt längst Rhea. Die ersten beiden Planeten von Taranis waren wenig gastlich: Caduceus, die innerste Welt, erinnerte an Merkur; Egret, die Nummer zwei, war eine Art Mars.
Die Terraner – oder Rheaner –, die sich auf Egret aufhielten, lebten in mobilen Städten und widmeten sich dem Rohstoffabbau. Walking Diggers nannten sie ihre Schürfstädte. Nicht wenige von ihnen gehörten ebenfalls den Bughassidows.
Die Terraner waren nicht wegen Egret und nicht wegen Caduceus ins Taranis-System eingewandert, sondern der blauen Kugel wegen, die sich wie ein mundgeblasener, gläserner Globus eben über die Wölbung von Iapetos ins Sonnenlicht schob.
Gegen den Gasgiganten Iapetos mit seinen 280.000 Kilometern Durchmesser hätte der solare Jupiter wie ein kleiner Bruder ausgesehen.
Iapetos war mit seinen 98 Monden ein System für sich. Rhea war der größte unter diesen Trabanten – und mit seinen 12.368 Kilometern Durchmesser nur unbedeutend kleiner als die Erde. Und er war der bei Weitem menschenfreundlichste Begleiter des Gasgiganten.
Die Stimme der Positronik klang auf: »Raumüberwachung Rhea bietet eine stabile Orbitalposition an. Höhe der Parkposition 550 Kilometer; rheanischer Referenzpunkt New Trerice auf Great Kernow.«
»Gut«, sagte Viccor Bughassidow. »Aber wir drehen noch eine Runde. Schließlich« – er grinste kurz in Richtung Rhodan – »haben sich seit dem letzten Besuch unseres Gastes die Kontinente deutlich verschoben.«
Rhodan lächelte zurück. Er gönnte Bughassidow die Show. Ein leises Zischen; die Tür zur Zentrale glitt auf. Farye betrat den Raum, nun mit einer Jeans und einem dunkelblauen Rollkragenpullover bekleidet. Anstelle von Schuhen trug sie eine transparente Laufschicht. Sie nickte Rhodan, Yonder und Bughassidow kurz zu und nahm im Pilotensitz Platz, ohne sich die Kontrollfunktionen übertragen zu lassen.
Im Panoramaholo sah Rhodan einen Kontinent im Licht von Taranis liegen, smaragdgrün und von dunkelblauen Adern durchzogen. In der Mitte schien ein tiefblaues Herz zu schlagen.
»Das ist Quatermaina«, erklärte Viccor Bughassidow. »Ein Naturschutzgebiet. Von Menschen unberührt. Der große See dort ist der Rither-See. Sehr tief.«
»Und völlig unberührt«, warf Rhodan ein.
»Absolut.«
»Wie oft taucht und forscht jemand wie Viccor Bughassidow in diesem völlig unberührten Gewässer?«
Leises Lachen. »Selten.«
Zwei weitere Kontinente kamen in Sicht, Blostonia und Selousia, dann schwenkte die KRUSENSTERN auf die Seite von Rhea ein, die unabänderlich Iapetos zugewandt war.
Der Mond umkreiste seinen Planeten binnen dreißig Tagen in einer gebundenen Rotation. Die Tage und Nächte waren lang und häufig stürmisch.
Rheas Ozeane dagegen waren seicht und warm. Aufgrund der Gezeitenwirkung des Gasriesen wies Rhea eine starke seismische, tektonische und vulkanische Tätigkeit auf; die Auswirkungen der Vulkanausbrüche wurden durch technische Sicherheitseinrichtungen weitgehend gezähmt, sodass keine Gefahr für die Bewohner des planetengroßen Mondes bestand.
Der große Kontinent, der die nördliche Hemisphäre beherrschte, lag in einer von Millionen Lichtern erleuchteten Finsternis. »Great Kernow«, sagte Bughassidow. »Und die große Stadt westlich vom Pentreath-Gebirge ist New Trerice. Die größeren Städte im Osten heißen Bangor, City of Gabriel und New Truro. Aber die meisten Rheaner leben in New Trerice. 50 Millionen. Überwiegend Terraner.«
»Überwiegend. Und außerdem?«
»Ein paar
Weitere Kostenlose Bücher