Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2707 – Messingträumer

PR 2707 – Messingträumer

Titel: PR 2707 – Messingträumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
»Sowieso. Noch eine Partie?«
    »Sir, no, Sir«, sagte Costa. »Nicht, bevor ich meine Revanche im Kugelstoßen habe.«
    »Kugelstoßen?«, mischte sich Zennor ein. Die einzige Art von Athletik, die er Costa zutraute, war Mikado.
    »Warte mal«, unterbrach Luxor die Gedankengänge des Kommandanten.
    Zennor horchte auf. Luxors Stimme hatte alles Schläfrige abgestreift. »Raumschiff ohne LFT-Kennung und ohne Etcetera siebzehn Lichtminuten oberhalb der Ekliptik von Iapetos aus dem Linearraum getreten.«
    Ohne Etcetera – das hieß: Das Schiff setzte auch keine Kennung einer anderen, von den Überwachungsautomatiken des Systems als unbedenklich akzeptierten Sternenstaaten ab.
    »Status und Zielorientierung des UFOs?«, fragte Zennor.
    »Keine offensiven Waffensysteme aktiv. Einfacher Prallfeldschirm, wahrscheinlich zur Hüllensicherung. Geschwindigkeit ein zehntel Licht. Zielrichtung nach eben erfolgter leichter Korrektur ist eindeutig Rhea.«
    »Wir rufen das Schiff an, und – Vergennis – wir gehen auf Abfangkurs. Sicherheitsalarm.«
    Das Maschinengeräusch der TRELAWNY nahm einen anderen Klang an, als der Impulsantrieb aktiviert und der Schutzschirm aufgebaut wurde. Zennor setzte die Raumüberwachung des Systems in Kenntnis, ließ sich seine Kommandos kurz bestätigen und zeigte auf den Panoramaschirm. »Zeig mir mal, was wir da haben.«
     
    *
     
    Das fremde Schiff ähnelte einem Bumerang. Oder einem aerodynamischen Nurflügler. Der Mittelteil des Schiffes war leicht aufgewölbt. Die Spannweite betrug von Flügelspitze zu Flügelspitze 200 Meter. Die beiden Flügelhälften waren im Mittelteil etwa 50 Meter breit; sie verschlankten sich bis zu den Spitzen hin auf 30 Meter und waren maximal 25 Meter dick.
    Gegen die TRELAWNY, einen 300-Meter-Raumer der LUNA-Klasse, wirkte das Schiff geradezu fragil.
    »Zennor von der TRELAWNY an das fremde Schiff. Identifiziert euch und stoppt die Fahrt!«
    Die Antwort folgte unverzüglich. Der fremde Raumer drosselte seine Geschwindigkeit. Das Bild im Holo wechselte.
    »Ich wünsche Kommandant Zennor und allen anderen Besetzungsmitgliedern der TRELAWNY einen guten Tag.«
    Der Fremde sprach ein fehlerfreies, fast akzentloses Interkosmo. Zennor brauchte einen Moment, um den Hauch von Akzent zu identifizieren: die leicht verschleierten Vokale, das fast unmerklich zum sch verschobene ch – das war eindeutig taranischer Tonfall. So sprachen die Menschen im Taranis-System, auf Rhea wie Egret, auf Caduceus und an Bord der TRELAWNY.
    »Wer bist du?«, fragte Zennor.
    »Ich bin Dhayqe; mein Schiff heißt HELLHÖRIG IST DAS OHR DER GERECHTIGKEIT.«
    »Das ist ja mal ein verheißungsvoller Name«, murmelte Mikkel Luxor von der Seite. »Wo war dieses Schiff, als Mubina mir den Ehevertrag gekündigt hat?«
    Zennor nahm sich Zeit und musterte Dhayqe. Der Fremde war zweifellos humanoid, sehr schlank, grazil. Seine Größe konnte Zennor mangels eines Vergleichsmaßstabs nicht schätzen; intuitiv schien er ihm etwas größer als der Durchschnittsterraner.
    Die beiden Arme Dhayqes endeten in Händen mit einem trichterförmigen Vierfingerkranz; die Arme waren unbekleidet; Zennor sah je zwei Ellenbogengelenke. Die unbedeckte schneeweiße Haut war da und dort mit Zeichnungen oder Tätowierungen versehen, mit Hieroglyphen überwiegend von einem satten Blau, aber mit purpurnen, goldenen, lindgrünen Tupfern.
    Dhayqe trug ein ärmelloses weißes Hemd mit einem Rollkragen. Aus dem Kragen erhob sich der beachtliche, überlange Hals, der sichtbar stark muskulös war. Um den Hals hing an einer Kette eine blassblaue, daumennagelgroße Scheibe, ein Schmuckstück, vielleicht aber auch ein technisches Gerät. Auf dem Hals saß ein eiförmiger Kopf, der sich nach hinten verlängerte und dabei verjüngte. Auch die helle, bloße Kopfhaut war in kräftigen Farben tätowiert.
    Das vordere, breitere Ende trug das Gesicht, das mit zwei Augen, der flachen, aber nur mit einem Loch versehenen Nase und volllippigem Mund menschenähnlich wirkte.
    Allein: Der Ausdruck dieses Gesichtes war so absolut unerfindlich und fremdartig, dass es Zennor ratlos machte. Es war nicht eben arm an Mimik, im Gegenteil. Es war in steter Bewegung; wie Wellen lief es darüber hin, verebbte, veränderte sich. Zennor schloss verwirrt kurz die Augen. »Wozu hast du das Taranis-System angeflogen?«
    »Ich bin ein Tesqire«, sagte Dhayqe. »Ich bin ein Fürsprecher des Atopischen Tribunals – eine seiner Zungen. Ich bin gekommen, um für die

Weitere Kostenlose Bücher