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PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff

PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff

Titel: PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Myriaden Flügeln erfüllte die Nacht. Nur wenige helle Sterne zeichneten sich als milchige Lichttropfen in der Finsternis ab.
    Tasha bedeckte, so gut es ging, ihren Körper mit einer dünnen Sandschicht, um sich gegen die Qual der Fliegen zu schützen. Über das Gesicht und den Hals zog sie die Fetzen ihres Hemdes. Im metallischen Sirren der Mücken schlief sie ein, träumte von kühlen, dunklen Räumen und den duftenden Schatten der elterlichen Plantagen und wachte erst auf, als der Frachter dröhnend mitten in der Nacht einige Luken schloss.
    Rund um Pembur-Station, auf den Flächen von Tapasand und im flachen Meer galten die wenigen ungeschriebenen Gesetze des Korrektivlagers, geboren aus der Notwendigkeit des unbarmherzigen Strafvollzugs. Jede Regung wie Mitleid, Hilfsbereitschaft oder Sorge um Kranke und Sterbende gefährdete nur denjenigen, der sich diesen tödlichen Gefühlsluxus gestattete. Wer krank und schwach war, konnte niemanden unterstützen und fiel den anderen gefangenen Rebellen zur Last. Die meisten starben nach einigen Wochen, etliche hielten ein paar Monate durch, und Tasha war auf diesem Teil des Strandes diejenige, die es geschafft hatte, am längsten zu überleben.
    Sie hatte nicht gezählt, aber einige hundert Männer und Frauen hatte sie sterben sehen. Affail! Diejenigen, deren Verzweiflung ihnen die Entscheidungskraft nicht geraubt hatte, wurden von Raubtauchern zerrissen oder begingen Selbstmord in den Strahlen des Energie-Riffs, oder sie beendeten ihr Leben nicht minder qualvoll, indem sie die rohen Schwämme herunterschlangen.
    Tasha war beherrscht von der Furcht, binnen kurzer Zeit zu jenen Verzweifelten zu gehören.
    Kurz darauf stieg die Flut.
    Das Rauschen der Brandung wurde lauter, kam näher und zog sich wieder zurück. Gurgelnd und blasenwerfend sog der Schlamm das schäumende Meerwasser auf. Tasha hob den Kopf und sah im schwachen Licht der Sterne die hellen Streifen der heranrauschenden Gischt links von ihrem Lagerplatz. Zusammen mit dem Wasser, das rasch alle Priele füllte und unaufhaltsam die ersten Sumpfflächen überflutete, kam vom Meer eine salzige Brise, die den mörderischen Gestank und einen Teil der Hitze des Tages zu vertreiben begann.
    Tasha schlief wieder ein und wurde bis zur Morgendämmerung von Albträumen gefoltert.
    Sie stand auf. Der Sand, der an ihrer Haut klebte, würde sie einige Zeit lang vor den erbarmungslosen Sonnenstrahlen und der Spiegelung auf der Wasserfläche schützen. Sie feuchtete ihren Zeigefinger an, putzte ihre Zähne mit salzigem Sand, sammelte Speichel und spuckte aus, bevor sie den ersten vollen Schluck Wasser nahm.
    Der Platz ihres Nachtlagers war eine winzige Insel in der riesigen Fläche. Tasha watete gedankenlos, mit einem Schatten, der sich irgendwo im Sumpf verlor, auf das Energie-Riff zu. Fünfzig Schritte landeinwärts, zum Riff hin, lag eine Gestalt regungslos, halb von Wasser und Schlamm bedeckt, im Gezeitensumpf.
    Der Neue in dem blutverschmierten Anzug.
    Tasha ging auf ihn zu; als sie neben dem Fremden stand und der Schatten ihrer Unterschenkel auf sein Gesicht fiel, bewegte er sich und öffnete die Augen. Sie waren graublau und zeigten Tieferes als den Schmerz, den der Neue empfand.
    Mitleid? Nein: eine Art professionelles Interesse. Mehr nicht. Tasha wartete schweigend.
    Ich hatte das Bewusstsein verloren. Wo bin ich?, dachte Perry Rhodan und hob den Kopf. Blendende Helligkeit überflutete seine Augen, als er die spiegelnde Wasseroberfläche sah. Wie bin ich hierher gekommen? Er versuchte sich aufzurichten. Der Schmerz in seinem linken Arm ließ ihn aufstöhnen. Dann erkannte er an den Konturen eines langen Schattens, dass jemand neben ihm stand. Als er sich bewegte, merkte er, dass sein Körper halb von zähem, dunkelbraunem Schlamm bedeckt war; riesige Fliegenschwärme stiegen aus dem Schlick auf, versammelten sich mit hungrigem Brummen um ihn und krabbelten auf seiner Haut. Ich bin in diesem Lager ... Pembur, dachte er in aufkommender Panik. Diesen Begriff habe ich von den anderen Gefangenen gehört, im Raumschiff aber... wo sind die anderen?
    Es gelang ihm, sich trotz der Schmerzen halb aufzurichten. Sein Arm war voller Schlammspritzer, wie seine Kleidung, auf der Haut und der Wunde krabbelten Hunderte von Fliegen. Er verscheuchte sie halb vergeblich und stemmte sich auf die Knie. Der sumpfige Brei gab schmatzende Geräusche von sich. Jetzt fühlte Perry nagenden Hunger und wütenden Durst; dieses Gefühl sagte ihm, dass

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