PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
hundertstel Sekunde Zeit ließ zwischen zwei Schüssen. Das war genug: Farashuu sprang durch die Lücke, flog auf den Soldaten zu.
Der Mann mit den dunkelblonden Haaren und den hellen Augen riss die Mündung hoch.
Ein Schuss rechts, drei links.
Farashuu wand sich in der Luft, gestattete den intuitiven Gedanken, ihre Bewegungen zu lenken, bog und drehte den Körper, nutzte die Gabe der Armierung, schoss aus den Fersen, ließ die Waffe des Gegners explodieren.
Landete vor ihm.
Und würgte ihn.
Sie starrte ihm in die Augen. Er öffnete den Mund wie die Straluk-Fische, die Farashuu und ihre beiden Freundinnen auf der Akademie in den freien Weltraum geschleudert hatten. Sie lockerte den Griff. »Was willst du?«, fragte sie genervt. »Ich bin nicht gut gelaunt.«
»Miststück«, sagte er noch einmal und spuckte auf die Außenseite ihres Transpathein-Helmes.
Ihre Finger zerquetschten ihm Kehlkopf und Zungenbein, dann ließ sie die Leiche fallen. Das alles ermüdete sie. Sie blickte sich um und sah aus den Augenwinkeln, dass sich das Anjumisten-Schiff PAUKE ZUR MITTERNACHT wieder über der Knochenstadt einfand. Sehr gut. Denn diese Kämpfe ergaben keinen Sinn. Farashuu sah nicht ein, dass sie sich auch nur eine Sekunde länger damit beschäftigen sollte als absolut notwendig.
Sie hatte Generalin Johari Ifama überzeugen können, dass nur sie selbst in die Knochenstadt ging. Ifamas Flotte stand im Orbit, die Truppen warteten ab. Einige Beiboot-Besatzungen hatten in einer kurzen Treibjagd die meisten Rhodan-Kopien beseitigt. Doch das Original, den echten Perry Rhodan aus einem anderen Universum ... den würde nur sie besiegen. Das stand ihr zu! Das war richtig so! Denn sie hatte wegen ihm schon eine ganze Menge Ärger hinter sich.
Es war ohnehin eine Frechheit, dass Ifama mit der Flotte hier anrückte, als wäre sie, Farashuu Perkunos, nicht in der Lage, allein damit zurechtzukommen! Zum Glück wusste sogar die Generalin, dass Bavo Velines den Präfidatinnen und allen voran ihr uneingeschränkt vertraute. Dennoch hatte der Widerwille überdeutlich in Ifamas feistem Gesicht gestanden, so erniedrigend, dass Farashuu am liebsten das Schaumbild zerblastert hätte.
Aber wie dem auch sei - es war gelungen. Johari Ifama wusste genau, dass die PAUKE entkommen wäre, wenn Farashuu nicht über die Quantronik ihres Fluidoms auf das fremde Schiff zugegriffen und die Steuerung übernommen hätte. Diese Anjumisten glaubten von sich, sie wären so weit... doch in Wirklichkeit war das Rote Imperium ihnen stets einen Schritt voraus.
Farashuu kannte sich mit solchen Dingen nicht so genau aus, aber sie wusste, dass den größten aller Wissenschaftler, Jaakko Patollo, niemand austricksen konnte.
Patollo ... Noch während sie den Namen dachte, kam ihr eine verrückte Idee. Farashuu war so verärgert, dass sie nahe dran war, das Patollo-Lot zu nutzen und alles im Umkreis einer halben Lichtsekunde in den Untergang zu reißen! Das konnte sie tatsächlich! Sie war eine Präfidatin und dazu durchaus in der Lage! Warum sollte sie es eigentlich nicht tun? Vielleicht wäre es auch für sie selbst so am besten. Die Dinge waren so kompliziert geworden, so verflixt schwierig und undurchschaubar, da war so vieles, was andere von ihr wollten... aber niemand fragte, was sie selbst wollte.
Sie schlug die Hände an die Seiten des Helms, presste sie so fest dagegen, dass die Fingerkuppen weiß wurden und sich im allgegenwärtigen gelblichen Schein des Transpatheins platt verformten.
Dabei berührte sie mit der Hand den Speichel des Mannes. Wahrscheinlich hatte er sie gehasst, weil er sie nicht verstand. So ging es den meisten Menschen. So viele hassten sie, angefangen bei ihrem Vater.
Alles in ihr verkrampfte sich bei dem Gedanken an den Alten. Unwillkürlich erreichten ihre Emotionen die Stufe der Realität und bildeten an Ellenbogen, Kniegelenken und Fersen blitzende Klingen aus.
Farashuu weinte, doch die Symbionten im Transpathein absorbierten die salzigen Tränen schneller, als sie die Wangen erreichten. Das hatte sie schon oft festgestellt: Die Symbionten liebten Tränen. Wie makaber das war...
Die Quantronische Armierung projizierte ein Bild auf Farashuus Netzhäute. Sie sah es, als spielte sich das Geschehen direkt vor ihr ab, ja, als könne sie fast danach greifen. Natürlich wusste sie, dass das nicht der Fall war. Seit mehr als sieben Jahren war es für sie das Normalste der Welt. Normaler als Tränen. Normaler als diese elenden
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