PR TB 106 Gucky Und Das Zeitraumschiff
Hochebenen
und schneebedeckten Faltengebirgen beherrscht. Einmal glaubten die
Betrachter, auch künstlich anmutende Schneisen zu erkennen...
Und dann sahen sie den Raumhafen.
Da das Schiff nur noch wenige Kilometer hoch über die
Oberfläche hinwegglitt, tauchte er, durch die starke
Planetenkrümmung bedingt, für die Passagiere völlig
unerwartet, mitten im Urwald einer subkontinental großen Insel
auf.
„Alle Wetter“, rief Gucky, als er die Ansammlung von
mehr als fünfzig Raumschiffen erblickte, die zwischen
wildwuchernden Riesenfarnen und Palmengewächsen
hervorschauten. „Das sieht ja aus wie die Knochensammlung
von Bullys Großmutter!“
In der Tat, die eigentümliche Form der kalkig weißen
Schiffe, ihr regelloses Herumliegen zwischen den Dschungelpflanzen
ließen die Vorstellung eines Urwaldfriedhofs aufkommen, auf dem
die gigantischen Gebeine irgendwelcher längst ausgestorbener
Riesenwesen bleichten.
Archibald Bull, der Guckys Bemerkung gehört hatte, fuhr
herum.
Der Mausbiber, der bemerkte, wie ihn der Kadett anstarrte,
grinste.
„Nicht deine Oma“, sagte er beschwichtigend. „Ich
meinte natürlich Staatsmarschall Bulls Großmutter.“
Major Pittstein starrte durch das Glas der Kanzel des
Raumschiffes, das sich allmählich in eine waagerechte Lage
brachte, wobei sich die Schwerkraftachse erneut veränderte.
„Hoffentlich“, zischte er durch die Zähne,
„werden wir nicht ein gleichberechtigtes Mitglied dieser
makabren Sammlung!“
Aber das Schiff überflog den schaurigen Ort.
Und dann - zwanzig Kilometer weiter westlich, auf einer gerodeten
Urwaldschneise — setzte es zur Landung an.
Kein landschaftszerstörender Partikelstrom verließ die
Düsenöffnungen an der Unterseite des Mittelstücks.
Lautlos brachte das Antigravtriebwerk das waagerecht in der Luft
schwebende Schiff herunter. LISS-4-4 setzte auf.
„Begeben Sie sich durch den Transmitter zur Hauptschleuse!“
klang es aus den Lautsprechern.
Die drei Passagiere sahen sich einen Augenblick an. Dann betraten
sie den Transmitterraum und betätigten die bt-Schaltung. Als sie
in der Hauptschleuse materialisierten, öffnete sich bereits das
Außenschott und klappte auf den
grünen Planetengrund herunter. Luft und der Duft von Blüten
drangen in den Schleusenraum.
„Na, dann wollen wir mal!“ sagte Gucky forsch und
watschelte über die Schottrampe nach draußen. Die ändern
folgten...
Betäubender Duft umfing sie, als sie auf dem weichen grünen
Boden der Schneise standen. Die Luft war feucht und warm, ein
schwacher, warmer Wind wehte, und Tausende von Insekten umschwirrten
sie.
„Wer weiß, mit welchen tödlichen Krankheiten
diese verdammten Falter uns infizieren“, sprach Pittstein ins
Helmmikrophon und klappte seinen Raumhelm wieder zu.
Gucky blickte sich nach Archibald um.
Der Kadett hielt seine Positronik umklammert, als ob er sich daran
festhielt.
„Ich glaube, daß keine Gefahr besteht“,
widersprach er dann. „Das Schiffsgehirn hätte uns sonst
sicherlich gewarnt. Was meinst du, Archibald?“
Der Kadett nickte nervös. Sehr behaglich schien er sich auch
nicht zu fühlen. Trotzdem sagte er:
„Man erwartet uns. Also wird man uns auch schützen.“
Diese Erklärung erschien dem USO-Offizier reichlich naiv, und
schon setzte er zu einer scharfen Bemerkung an, als etwas seine
Aufmerksamkeit ablenkte.
Hundert Meter von ihnen, dort, wo die Schneise endete und der
Urwald begann, war eine Bewegung. Ein Tier?
Etwas Unförmiges, Plumpes stand da, aufrecht, auf zwei
Beinen, und schien zu ihnen hinüberzublicken. Pittstein drehte
sich um und bemerkte Guckys starren Blick. Der Mausbiber hatte es
also auch bemerkt.
Als der Major wieder hinübersah, war das Wesen verschwunden.
„Was war das?“ fragte Archibald und sah
Gucky an. Auch ihm war die Erscheinung also nicht entgangen.
Langsam antwortete der Mutant:
„Das Ding strahlte nur halbwegs intelligente Impulse aus.
Sie schienen eher neugierig als feindlich. Aber genau kann ich das
nicht sagen.“
„Was machen wir jetzt?“ wollte der Kadett wissen.
„Die Herren des Raumschiffs werden sich melden“,
meinte Gucky. „Es ist das beste, wir warten hier.“
„Diese Welt heißt der Planet des Wartens. Vielleicht
warten wir hier unser ganzes Leben!“ sagte Major Pittstein
grimmig.
Archibald Bull nickte plötzlich lebhaft. „Ja, das wäre
möglich“, versetzte er. „Es kommt nämlich ganz
auf das Zeitmaß an. Es könnte zum Beispiel sein, daß
die
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