PR TB 147 Flucht Der Androiden
sichtbar.
Aber jetzt bedeckte die schwarze Fläche bereits fast zwei
Drittel des Himmels. Die Sonne wurde überzogen, mächtige
Strahlenbalken brachen hinter dem Wolkenrand hervor. Aus dem Schwarz
bildeten sich einige Finger heraus, die wie die Klaue eines Dämons
nach unten griffen. Ich wußte, was dies zu bedeuten hatte. Auch
an anderen Stellen sackte die schwarze Wolke nach unten durch. Die
Finger begannen sich zu drehen, verlängerten sich, wurden an
einigen Stellen schmaler, an anderen dafür dünner,
schließlich berührte der erste von ihnen die Erde.
Sandhosen! Wirbelwinde!
Während die Tiere den schleudernden und springenden Wagen in
die Richtung des grünen Hügels rissen und zogen, sah ich
gebannt zu, wie weit im Westen die erste Windhose, eine Säule,
die bis zu den Wolken reichte, auf uns zukam. Sie riß den Sand,
Pflanzen und Baumteile, kleine Tiere und alles, was auf ihrem Weg lag
und ein bestimmtes Gewicht nicht überschritt, in die Höhe,
drehte es in das wahnsinnige Karussell ihrer entfesselten Kraft und
riß es spiralenförmig mit sich. Dabei raste die Säule
von West nach Ost, wurde einmal dicker, dann wieder dünner,
schließlich fiel sie zusammen und lud alles, was in ihr war, in
Form einer riesigen stäubenden Fontäne ab. Ich hielt mich
am Zügel und am Rand des weit und hoch springenden Wagens fest
und sah, daß wir dem Hügel sehr nahe gekommen waren. Eine
zweite, eine dritte Windhose bildete ihren schwankenden Schlauch aus
und raste rechts an uns vorbei.
Endlich donnerte und knirschte das Gefährt in den Schutz der
Bäume, die still und unbeweglich standen und deren Grün
fast schwarz wirkte. Ich sprang aus dem Wagenkorb und riß die
Zügel über die Köpfe der Tiere, in fieberhafter Eile
schlang ich die Sehnentaue um einen dicken Baumstamm.
Dann hastete ich hinauf auf die Kuppe des Hügels und legte
mich neben einen Baum und sah zu. Kaum war eine der schlauchartigen
Windhosen im Westen entstanden, brach weit im Osten eine andere
zusammen. Die pechschwarze Wolke erreichte jetzt auch den östlichen
Horizont, aber schon zeichnete sich im Westen wieder ein goldheller
Streifen Licht ab. In der unbewegten Luft war ein jaulendes
Heulen. Kein Zweig bewegte sich hier. Zwischen den Vorbergen und der
Savanne brauste eine Windhose nach der anderen über die
sanderfüllte Savanne.
Mindestens dreißig solcher wirbelnder Schläuche zogen
vorbei. Dann rauschte eine Stunde lang ein dichter, schwerer Regen
herunter. An diesem Tag würde es sinnlos sein, weiterzufahren.
Ich schirrte die Tiere aus und bereitete mir ein Lager. Tashil mußte
inzwischen eine gute Strecke weiter sein, er würde in zwei, drei
Tagen die Rampe erreichen, die zu Alyeshkas Berg hinaufführte.
Ein Teil des Sandes war hochgerissen und an anderen Stellen
abgelagert worden, ein anderer Teil war vom Regen tief in den Boden
und zwischen die Pflanzen gespült worden. Aber die Savanne,
durch die ich jetzt fuhr, war leer. Es gab keine Tiere mehr, nicht
mehr in diesem Teil, der nach meinen Erfahrungen zwei Tagesmärsche
von dem Berg der Einsamkeit entfernt war. Am frühen Nachmittag
polterten die zwölf Hufe über eine steinige, harte Fläche,
und ich hing meinen Gedanken nach. Plötzlich scheuten die Tiere.
Eine Raubkatze! Dort vorn! schrie der Extrasinn.
Ich riß an den Zügeln und brachte das Gefährt zum
Stehen. Dann sprang ich aus dem Wagenkorb, packte die Trensen der
Tiere und ging langsam weiter. Hier war eine kleine Sanddüne
entstanden, unter der sich große Pflanzen verbergen konnten.
Dann unterschied ich einzelne Teile im blendenden Sonnenlicht. Ein
Zugtier, in die Stränge verwickelt und verknotet, halb
aufgefressen von Füchsen und Raben. Ich hob den Kopf und
blinzelte in den strahlenden Himmel. Die Geier kreisten bereits; ich
hatte sie bisher übersehen. Ich ging steifbeinig näher
heran. Die Löwin, die den zweiten Tierkörper aus der
Sandverwehung herausgezerrt hatte, saß zwanzig Mannslängen
weit entfernt auf den Hinterkeulen und äugte herüber. Die
Bordwand des Korbwagens. Adrar, Aiv und Hokir? Eisiger Schrecken
durchfuhr mich, aber dann sah ich einen ledernen Stiefel im Sand. Ich
wickelte die Zügel um den Arm und ging in die Richtung, packte
den Stiefel und zog daran. Sand begann von den Umrissen eines Körpers
zu rieseln. Ich schaffte es schweißüberströmt, mit
Sand zwischen den Zähnen, den schweren Körper zu drehen.
Ich starrte in ein schwarz gebranntes Gesicht, umrahmt von weißem
Haar und einem
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