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Gallaghers Tochter (German Edition)

Gallaghers Tochter (German Edition)

Titel: Gallaghers Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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Kapitel 1: Regen
     
    Der Wind peitschte die Regentropfen unerbittlich vor sich her, sodass es schien, als käme der Regen von der Seite und nicht aus der dichten Wolkendecke von Fulgii XXII. Der Himmel war eine einzige schiefergraue Masse, und es war finster wie die dunkelste Nacht.
     
    »Scheißwetter!«, brummte Willard Yates und gähnte herzhaft. Sein Blick wanderte erneut zum Chronometer. Dreizehn Uhr erst, der Schichtwechsel war noch fern. Gelangweilt sah Yates wieder aus dem Fenster der Wachstube und zählte die Regentropfen an der Scheibe. Das Prasseln des Regens gegen das Fensterglas hatte eine einschläfernde Wirkung.
     
    Die riesige Lagerhalle, welche Yates und die anderen Soldaten des 407. Regiments der Marineinfanterie bewachten, war so gut wie nicht zu sehen, obwohl sie lediglich wenige Schritte von der Wachstube entfernt lag. Der Regen draußen und die von innen beschlagene Fensterscheibe hatten das massive Gebäude vorübergehend verschwinden lassen. Yates drehte seinen unbequemen Stuhl herum und warf einen Blick auf die Reihe von Monitoren an der gegenüberliegenden Wand. Einer davon zeigte die Lagerhalle, ein weiterer den Weg zu der Kaserne unten im Tal. Die anderen Bildschirme waren mit acht Beobachtungskameras verbunden, welche rings um den sturmumtosten Berg verteilt standen, auf dem sich die Lagerhalle befand.
     
    Draußen blitzte es heftig, und einer der Monitore fiel aus.
     
    »Oh nein«, stöhnte Yates, »auch das noch!«
     
    Er wartete ab, bis der unmittelbar folgende Donner verklungen war, ehe er die Kommunikationskonsole aktivierte. »Mike, hier ist Willard. Alles klar bei dir?«
     
    Die Antwort des anderen Soldaten war von Statik verzerrt. »Alles bestens. Kleiner Spaziergang im Regen. Meine Lieblingsbeschäftigung an solchen Tagen. Was willst du?«
     
    Yates seufzte. »Mike, wir hatten einen Blitzeinschlag. Kamera neun ist ausgefallen. Kannst du mal nachsehen, wie schlimm es ist?«
     
    »Spinnst du?«, grollte Mike Decker. »Wir sind gerade auf der anderen Seite der Halle.«
     
    »Dann teile deine Patrouille eben auf«, wies Yates den anderen Offizier zurecht. »Zwei Mann sollen nach dem Rechten sehen, der Rest marschiert weiter.«
     
    »Willard …«
     
    »Du kennst die Vorschriften, Mike. Ich kann hier nicht mit ausgefallenen Monitoren sitzen, ohne der Sache nachzugehen.«
     
    »Kann das nicht warten? Nachher ist Wachablösung, dann können sich andere darum kümmern«, entgegnete Mike mürrisch.
     
    Es blitzte wieder, und der Donner folgte diesmal fast zeitgleich. An der Monitorwand wurde ein weiterer Bildschirm dunkel.
     
    »Kamera drei ist auch tot«, bemerkte Yates überrascht.
     
    »Ja, schon gut«, meldete sich Decker mürrisch. Einige Sekunden vergingen, in denen er den Soldaten seiner Patrouille Befehle erteilte. »Wir sehen uns das mal an.«
     
    »Danke, Mike.« Yates legte einen Schalter an der Konsole um. Daraufhin zeigte der Bildschirm eine schematische Darstellung der Lagerhalle und der Befestigungen, welche sie umgaben. Anhand von Transpondern, die die Posten am Körper trugen, wurden die momentanen Positionen von Mike Decker und seinen Leuten eingeblendet. Yates sah zu, wie sich der kleine Trupp aufteilte und sich je drei Soldaten zu einer der defekten Kameras aufmachten.
     
    Er gähnte wieder.
     
    Ein nicht enden wollen scheinender Donner rollte um die Bergspitze und ließ das Fenster der Wachstube vibrieren. Und was Yates nicht für möglich gehalten hätte, geschah: Der Regen wurde noch heftiger.
     
    »Kinder, Kinder …«, brummte Yates nachdenklich und wischte mit einem schmutzigen Lappen über die beschlagene Fensterscheibe. Im nächsten Augenblick wich er zurück, als ein Feuerwerk von Blitzen den Himmel zerriss und sekundenlang die Welt in kaltes weißes Licht tauchte. Benommen schüttelte er den Kopf. Einen Moment lang fürchtete Yates, die Blitze hätten sich permanent in seine Netzhaut eingebrannt; vor seinen Augen flackerten Negativbilder von den grellen Lichtquellen des Gewitters.
     
    Als die Schattenbilder allmählich verblassten, bemerkte Yates, dass eine weitere Kamera ausgefallen war.
     
    »Mike«, sprach er in das Mikrofon der Konsole, »ich weiß jetzt gar nicht, wie ich dir das sagen soll …«
     
    »Was?«, gab Mike Decker zurück, von starkem statischen Rauschen fast überlagert.
     
    »Kamera fünf hat’s auch erwischt«, sagte Yates entschuldigend. »Du weißt, was das heißt?«
     
    »Das heißt vor allem, das wir in diesem

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