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Psychose: Thriller (German Edition)

Psychose: Thriller (German Edition)

Titel: Psychose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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KAPITEL 1
    Er erwachte auf dem Rücken. Das Sonnenlicht schien ihm ins Gesicht und in der Nähe gluckerte Wasser. Sein Sehnerv schmerzte und auch in seinem Hinterkopf pochte es heftig – das ferne Grollen einer sich ankündigenden Migräne. Er rollte sich auf die Seite und setzte sich auf, wobei er den Kopf zwischen die Knie klemmte. Noch bevor er die Augen aufschlug, wusste er, dass sich die Welt um ihn herum drehte, als wäre alles ins Wanken geraten. Sein erster Atemzug fühlte sich an, als hätte man ihm auf der linken Brustseite einen Stahlkeil zwischen die Rippen gerammt, und er knurrte ob der Schmerzen, zwang sich aber, die Augen zu öffnen. Sein linkes Auge musste heftig angeschwollen sein, da er nur durch einen schmalen Schlitz sehen konnte.
    Das grünste Gras, das er je gesehen hatte, ein wahrer Wald aus langen, weichen Halmen, erstreckte sich bis zum Flussufer. Das Wasser war klar und floss rasch an den Steinen vorbei, die daraus hervorragten. Auf der anderen Seite des Flusses ragte eine Klippe etwa dreihundert Meter in den Himmel. Auf den Felsvorsprüngen wuchsen Pinien und die Luft war erfüllt von ihrem Duft und der Süße des schnell fließenden Wassers.
    Er trug eine schwarze Hose und ein schwarzes Jackett, darunter ein weißes Oberhemd, auf dem sich Blutflecken abzeichneten. Eine schwarze Krawatte hing locker um seinen Hals.
    Als er das erste Mal versuchte aufzustehen, gaben seine Knie nach und er setzte sich so heftig wieder auf den Boden, dass der Schmerz sengend durch seinen Brustkorb toste. Sein zweiter Versuch gelang, und er stand wacklig auf den Beinen, während er das Gefühl hatte, dass der Boden unter ihm schwankte. Langsam drehte er sich um, wobei er die Füße kaum vom Boden hob und weit auseinanderstellte, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    Er hatte nun den Fluss im Rücken und stand am Rand eines großen Feldes. In der Ferne konnte er sehen, wie sich die intensive Mittagssonne auf den Schaukeln und Rutschen eines Spielplatzes spiegelte.
    Es war keine Menschenseele in Sicht.
    Auf der anderen Seite des Parks lagen viktorianische Häuser und noch etwas weiter weg einige Gebäude an einer Hauptstraße. Die Stadt schien sich etwa über eine Meile zu erstrecken und lag mitten in einem Amphitheater aus Stein, umgeben von hohen Steinwänden, die sich auf jeder Seite mehrere Hundert Meter nach oben erstreckten und aus rot gemasertem Felsen bestanden. Auf den höchsten Berggipfeln, die noch im Schatten lagen, ließen sich einige letzte Schneereste ausmachen, aber hier unten im Tal war es warm und der Himmel über ihm war tiefblau und wolkenlos.
    Der Mann sah in den Taschen seiner Hose und seines Einreihers nach.
    Keine Brieftasche. Keine Schlüssel. Kein Handy.
    Nur ein kleines Schweizer Taschenmesser in einer der Innentaschen.

    Als er die andere Seite des Parks erreicht hatte, war er noch wachsamer und noch verwirrter und die Schmerzen in seinen Halswirbeln wurden immer heftiger.
    Er wusste sechs Dinge:
    Den Namen des jetzigen Präsidenten.
    Wie das Gesicht seiner Mutter aussah, auch wenn er sich nicht an den Namen oder gar den Klang ihrer Stimme erinnern konnte.
    Dass er Klavier spielen konnte.
    Und wusste, wie man einen Hubschrauber flog.
    Dass er sechsunddreißig Jahre alt war.
    Und dass er schleunigst in ein Krankenhaus musste.
    Abgesehen von diesen Tatsachen waren ihm die Welt und dieser Ort gänzlich unbekannt. Er konnte spüren, dass die Wahrheit irgendwo am Rande seines Bewusstseins lauerte, doch sie blieb stets außerhalb seiner Reichweite.
    Er ging eine ruhige Wohnstraße entlang und musterte jeden Wagen, an dem er vorbeikam. Gehörte ihm einer davon?
    Die Häuser, die einander gegenüberstanden, waren makellos: Frisch gestrichen mit perfekten kleinen Rechtecken aus hellgrünem Gras davor, umrahmt von Palisadenzäunen, und der Name jeder Familie stand in weißen Großbuchstaben auf der Seite des jeweiligen schwarzen Briefkastens.
    In fast jedem Garten sah er eine üppige Pflanzenpracht, die nicht nur aus Blumen, sondern auch aus Obst und Gemüse bestand.
    Alle Farben waren so klar und lebhaft.
    Auf Höhe des zweiten Blocks zuckte er zusammen. Er hatte aufgrund des anstrengenden Marsches tief Luft geholt und hatte so starke Schmerzen in seiner linken Seite, dass er stehen bleiben musste. Er zog sein Jackett aus und zog das Hemd aus der Hose, um es dann aufzuknöpfen und zu öffnen. Die Wunde sah sogar noch schlimmer aus, als sie sich anfühlte. Eine dunkle rot-blaue Quetschung

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