Psychosomatische Homoeopathie
schwanger werden und ein Kind aufziehen zu müssen, denn sie merkte, dass sie älter wurde und sich bereits der sprichwörtlichen „Deadline“ näherte – ihr Partner hatte jede seiner Frauen, sobald sie vierzig Jahre alt wurden, wegen einer Jüngeren verlassen. Sie fühlte sich aber weder der Schwangerschaft noch der Aufgabe der Kindererziehung gewachsen. Zugleich wusste sie, dass die Uhr tickte. Darüber hatte sich eine Mutlosigkeit eingestellt, die sie dann mit dem Verdacht einer Depression zum Nervenarzt geführt hatte. Die dort üblicherweise verabreichten chemischen Produkte wollte sie nicht nehmen, und nun saß sie eben bei mir.
Wovon sie mir dann aber berichtete, hatte mit ihrer Depression nur am Rande zu tun. Tatsächlich ging es um Papillomaviren. Diese können Warzen im Intimbereich hervorrufen, und langfristig gesehen wird den Viren auch eine Beteiligung bei der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses zugeschrieben, weshalb man in den letzten Jahren eine Impfung dagegen entwickelt hat. All das hatte sich die Patientin über das Internet angelesen, vor allem aber auch die Information, dass man sich die Infektion nur durch Intimkontakt zuziehen könne. Das bedeutete für sie, dass sie sich bei ihrem Partner angesteckt haben musste, da sie nach eigenen Angaben treu war. Nachdem sie schon seit zehn Jahren ein Paar waren und die Infektion bei ihr erst im Laufe des letzten Halbjahres aufgetreten war, stellte sich die Frage, ob er ihr untreu war – mit all den Komplikationen, die das heraufbeschwören könnte, so auch die Möglichkeit, dass er ihr die Beziehung aufkündigte und sie auf der Straße stand.
Unser Gespräch kreiste immer wieder um diese Frage, bis ich den Eindruck gewann, es gäbe nichts, was ich ihr dazu noch Tröstliches sagen könnte. Ich hatte schon die ganze Zeit versucht, ihr zu verdeutlichen, dass die tiefe Niedergeschlagenheit, die sie darüber empfand, mit Papillomaviren infiziert zu sein, nicht angebracht sei. Sie hatte nämlich vorübergehend kleine Wärzchen entwickelt, die längst zurückgegangen waren. „Also haben Sie ein starkes Immunsystem“, redete ich ihr zu, „das dieses Problem längst erledigt hat.“ Ich fand, sie verhielt sich wie jemand, der im 19. Jahrhundert erfahren hat, dass er an Syphilis erkrankt ist. Also gab ich ihr 5 Kügelchen Syphilinum C200. Das Resultat war, dass ich die Patientin nie wieder gesehen habe. Von anderer Seite aber kam mir zu Ohren, dass sie ihr Studium abgeschlossen und eine Arbeit in einer anderen Stadt angenommen hatte. Sie sei jetzt mit einem Mann aus ihrer Altersgruppe zusammen und es gehe ihr offenbar sehr gut. Es sind das Erfahrungen, die man mit der Gabe von Syphilinum machen kann.
Diese Arznei schenkt dem Hoffnungslosen wieder neues Selbstvertrauen und ermöglicht ihm, neue Wege zu beschreiten.
Steckbrief
Syphilinum: Tiefe Depression und Todesnähe
Wodurch diese Konstitution entsteht: Einen oder mehrere schwere Verluste, die die seelischen Grundfesten erschüttern.
Was diese Menschen antreibt: Die Angst vor weiteren Schicksalsschlägen.
Stärken: Gedanklich klares, vorausschauendes Verhalten, mitfühlend mit anderen.
Schwächen: Zu pessimistisch in vielen Dingen, selbstzerstörerisch.
Häufige körperliche Beschwerden: Depressionen, Abszesse, zerstörende Kopfschmerzen, Knochenschmerzen, die als tiefsitzend und zermalmend empfunden werden. Herabhängende Augenlider. Übelriechendes Nasensekret. Blasses Gesicht, mitunter halbseitige Lähmung. Klebrigkeit im Mund, vermehrter Speichelfluss. Darmträgheit. Schmerzen im Oberarm oder im Rücken im Bereich der Nierengegend. Schmerzen in den Knochen.
Beschwerden verschlechtert durch: Am Meer, Temperaturschwankungen.
Beschwerden verbessert durch: Im Gebirge, langsame Bewegung.
Achillesferse: Schleimhäute, Nerven, Knochen.
Verwandte Mittel: Aurum, Kalium jodatum, Mercurius, Nitricum acidum.
Berufliches
Wo sie beruflich hinwollen: Sie suchen den beruflichen Erfolg, um sich abzusichern.
Aggressivität: Sie sind bereit, für Erfolg und Sicherheit alles zu tun und schrecken dabei vor moralischen Verfehlungen nicht zurück.
Umgang mit Menschen: Zurückhaltend, eher ruppig, mit Zornesausbrüchen.
Wie Sie diese Menschen für sich gewinnen können: Wer sie ruhig und mit Samthandschuhen behandelt, wird im Laufe der Zeit ihre Loyalität gewinnen.
Fehler, die Sie im Umgang mit ihnen vermeiden sollten: Sie dürfen keinesfalls Zornesausbrüche ernst nehmen. Sie sind Ausdruck der latenten
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