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0400 - Ich und die grauen Hyänen

0400 - Ich und die grauen Hyänen

Titel: 0400 - Ich und die grauen Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sie waren zu dritt gekommen. Sie trugen keine Masken. Henry Rittman starrte in ihre kalten, grausamen Gesichter.
    Einer von ihnen war blond. Er war noch jung, und seine Augenbrauen hatten'eine so helle Farbe, daß es aussah, als wärjs das Gesicht nackt.
    Der mit der Pistole war der größte von ihnen. Seine Oberlippe zeigte die breite Narbe einer schlecht vernähten Hasenscharte. Die Oberlippe war straff gespannt und schien zu kurz, so daß die beiden oberen Schneidezähne durchschimmerten. Sie gaben dem Gesicht des Mannes eine verblüffende Ähnlichkeit mit einer Ratte.
    »Zahlst du oder willst du sterben?« fragte der Blonde hart.
    Henry Rittman zitterte am ganzen Körper. Aus seinen Augen sprach die Angst. Dicke Schweißperlen standen auf seiner- Stirn.
    »Ich habe schon bezahlt. Sie waren doch schon hier. Ich kann nicht noch mehr ’rausschmeißen. Ihr wollt immer mehr.«
    »Wir haben noch nichts bekommen für diesen Monat«, sagte der Blonde ungerührt. »Und wir meinen die Drohung verdammt ernst.«
    Der Mann mit der Hasenscharte unterstrich die Worte des Blonden mit einer Bewegung der schweren Pistole, die in der klobigen Hand lag. Der Lauf der Waffe war genau auf den Bauch von Henry Rittman gerichtet.
    Henry Rittman war drei Schritte von der Tür entfernt, die aus dem Atelier in den Verkaufsraum führte. Keiner der Männer stand ihm im Weg. Wenn er die Tür erreichte, war er gerettet!
    »Ich werde nicht bezahlen! Ich denke nicht daran, euch noch mehr in den Rachen zu werfen«, schrie er.
    Der kleine Mann, der gerade noch vor Angst schlotterte, machte plötzlich einen Satz und hechtete zu der Tür, die für ihn die Rettung bedeutete.
    Durch den Schalldämpfer klang der Schuß wie ein dumpfes Plopp. Henry Rittman war fast an der Tür. Da erwischte ihn die Kugel hinter dem linken Ohr.
    ***
    Mary Rittman lehnte ihren Kopf an die Schulter des jungen Mannes. Sie hatte die Füße hochgezogen und sich auf den Beifahrersitz wie in einen Clubsessel gekuschelt. Die beiden goldgelackten Abendsandaletten standen fein säuberlich auf dem Boden des Autos.
    Der Wagen rollte langsam aus und hielt genau vor dem hell erleuchteten Geschäft.
    »Fahr noch ein Stück weiter, Jimmy«, bat das Mädchen. »Es ist doch so hell hier.«
    Er lachte. Es war ein dunkles Lachen, warm und sympathisch.
    »Du hast wohl noch keine Lust, ’raufzugehen?.« sagte, der junge Mann und schien damit ganz zufrieden zu sein.
    »Hab’ ich auch nicht«, gestand Mary Rittman. »Oh! War das schön heute abend! Es waren lauter nette Leute diesmal. Weißt du, Jimmy, alle mag ich nicht, die deine Freunde sind. Aber heute hat es mir wirklich gut gefallen. Schade, daß wir schon gehen mußten. Ich hab’ wirklich keine Lust, nach oben zu gehen.«
    »Und deine Mutter? Was wird deine Mutter sagen, wenn du wieder so spät kommst?« fragte der junge Mann und zog die Handbremse an.
    Das Mädchen fuhr auf wie von einem Insekt gestochen.
    »Sie ist nicht meine Mutter. Sie ist meine Stiefmutter, und ich gebe nichts darauf, was sie mir sagt. Sie ist ja doch immer hinter mir her. Außerdem ist sie nicht da. Angeblich macht sie einen Wochenendbesuch bei einer Tante. Aber das glaube ich einfach nicht. Weißt du, was ich glaube, Jimmy? Ich glaube, sie hat einen Freund!«
    »Wie kannst du so etwas sagen!« gab der junge Mann zurück und schaltete die Scheinwerfer des Wagens aus.
    »Ich habe sie einmal überrascht, als sie telefonierte«, gestand das Mädchen. »Sie war ganz erschrocken, als sie merkte, daß ich auf einmal im Zimmer war. Und seit der Zeit ist sie viel freundlicher zu mir. Es sieht so aus, als hätte sie Angst vor mir.«
    »Es muß ja nicht ausgerechnet ein Freund gewesen sein, mit dem sie gesprochen hat. Vielleicht ist alles ganz harmlos.«
    »Nein! Sie hat bestimmt einen Freund«, widersprach das Mädchen. »Sie hat auch schon mehrmals Post bekommen und die Briefe dann verschwinden lassen. Da steckt etwas dahinter. Sag mal, Jimmy, würdest du dir auch eine Freundin nehmen, wenn wir verheiratet wären?«
    »Ganz bestimmt nicht«, versprach der junge Mann. »Das würde ich nie tun.«
    »Nie und nimmer?«
    »Nie und nimmer«, bestätigte der junge Mann mit feierlichem Ernst. Er wollte noch etwas hinzufügen, kam aber nicht mehr dazu, weil das Mädchen ihre Lippen auf seinen Mund drückte.
    Die Jones Street war um diese Zeit fast ausgestorben. Mehrere Wagen fuhren in großen Zeitabständen an dem parkenden Fahrzeug vorbei. Die beiden Insassen merkten es nicht

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